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Unbarmherziger Aufdecker-Journalismus

Der neue Schnorrapfohl, wieder eine Quelle der Hinterfotzigkeit.
Der neue Schnorrapfohl, wieder eine Quelle der Hinterfotzigkeit. ©rm-design/hapf
Bregenz. (hapf) Mit klappernden Zähnen, mulmigem Gefühl in der Magengegend und zitternd wie Espenlaub fürchteten viele den Erscheinungstermin des neuen Schorrapfohl. Die Bregenzer Faschingszeitung ist bekannt für ihren reißerischen Aufdecker-Journalismus. Aber: z’tot gfürchtet isch o gstorba!  
Schnorrapfohl 2016

Hemmungslos voyeuristisch leuchteten die geheimen Redakteure und Redakteusen des Schnorrapfohl in die dunkelsten Winkel der Landeshauptstadt. Sie förderten dabei Ungeheuerliches ans Licht. Skandale, nackte Tatsachen, Verfehlungen, bewusste Täuschungen, Intrigen, Eifersüchteleien, Regelverstöße und Lächerlichkeiten wurden erbarmungslos bloßgestellt. Andernorts würde nach solchen Veröffentlichungen der eine oder die andere vor Scham sofort in der Versenkung verschwinden oder im Falle von Politikern sofort zurück treten. Aber halt: wir sind ja in der Ore-Ore-Landeshauptstadt und nicht in irgend einer Bananenrepublik.

Bregenz will sich fetzlos neu erfinden

Den Rücktritt vollzogen hat nur die Artreich Judith. Aber nicht wegen dem Schnorrapfohl, sondern nur wegen ihrem Fetzigen Kulturamtsleiter. Sein unfreiwilliger Abgang war für Judith Weckruf, in einem letzten Akt der Verbundenheit auch ihren Abgang zu vollziehen. Wie sagte doch der oberste Bürger in einem Interview mit dem Landessender: Mit dem Abgang von Fetz sei vermutlich auch bei Reichart „der Groschen gefallen“. Viel schöner ausgedrückt kann man jemand nicht halten wollen! Fetzlos will Bregenz laut seinem obersten Bürger endlich die Kulturpolitik neu aufstellen und vieles hinterfragen. Fetzen-schlecht wurde es da der Judith, die ihrem Wolfgang immer im Geiste verbunden war. So kam es zum letzten Solidaritätsakt. Dass die am Bettelstab gehende Stadt zu dem Jahresgehalt an gesetzlicher Abfertigung dem aufrecht gehenden Wolferl freiwillig 70.000 Euro nach-fetzt, das darf jede und jeder interpretieren wie er oder sie eben mag.

Verwirrspiel mit Clauduela und Manudia

Aber, das steht ja alles gar nicht im Schnorrapfohl. Dort klingt das alles viel einfacher, sagen wir mal harmloser. Im Fasnachtsblatt steht dafür, dass sich das Stadtoberhaupt mit Claudia eine jüngere Ausgabe seiner früheren Beauty-Queen Manuela angelacht hat. Eine Doppelseite ist dem nackten Auftritt einer Jungen Schönen im Zusammenhang mit dem berühmt-berüchtigten jährlichen Altprinzenausflug gewidmet. Ein kulinarischer Report deckt die Vorliebe der Seebrünzler für Kalbsbrat-, St. Galler-, Rote-, Grill- und Currywurst auf. Sportliche Fairness wird erfahren beim Bericht über das martialische Aufeinandertreffen der beiden Regionalligisten SW Bregenz und FC Hard.

Nacktes Entsetzen

Da wird über das Entsetzen berichtet, das ein Theater-Kosmos-Plakat auslöste, weil darauf ein unbekleidetes männliches Fortpflanzungsinstrument zu sehen war. Dass es im Original an der David-Statue von Michelangelo hängt, die in Florenz herumsteht, das war denen, die sich so entrüstet haben, egal. Es steht zu erfahren, dass der Bürgermeister wegen allen Kalamitäten mit Pächtern nun den Fluher „Adler“ selber führt. Das ist auch ganz im Sinne der Bregenzer Gaststätten-Betriebsgesellschaft, zu der auch der „Adler“ gehört und damit zu 100% im Besitz der Stadt ist.

Starkoch-Bestseller: Meine Staubzucker-Allergie

Der Schnorrapfohl zeigt den Bregenzer Ampelwahnsinn auf, bespricht das neueste Kochbuch „Meine Staubzucker-Allergie“ von Starkoch Heino Huber, hilft bei der Suche nach des Skiclub-Willis verloren geglaubter Kamera und informiert schonungslos über das Absingen von Weihnachtsliedern im „Zeigerle“, das ja nichts besonderes wäre, hätte es nicht im Juli bei über 30 Grad im Schatten stattgefunden. Zur Titelgeschichte erkoren die Blattmacher rings um Schefredaktör Joseph K. Alphons von EUrope, die Scheinheiligsprechung des Salzmichls vom Kornmesser. Die hat er sich mit seinem letztjährigen Auftritt gegen den roten Michl verdient.

Ein „Pfohl“ der Freude schafft

Viel Sinniges und Hintersinniges, viel Unsinniges und Hinterfotziges und kleine Geschichtchen, die halt das Leben so schreibt, wurden zusammengetragen. Auch im Inseratenteil versuchten die Blattmacher, die gewohnte Qualität zu halten, sowohl was die Inseratentexte als auch Illustrationen anbelangt. Insgesamt eine Mischkulanz aus Katzbucklen, Aufbegehren, Vereinsbeweihräucherung und altprinzlicher Selbstdarstellung. Eben ein Schnorrapfohl, der Freude schafft, weil lückenhaft, nicht aufbegiert, weil hübsch zensiert und trotzdem manchen Lacher provoziert.

 

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