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UN-Verwalter verlässt Kosovo

Mitten in den Verhandlungen über die Zukunft der abtrünnigen südserbischen Unruheprovinz Kosovo hat der UN-Verwalter Sören Jessen-Petersen völlig überraschend seinen Rückzug angekündigt.

Er wird nur noch bis zur Sitzung des UNO-Sicherheitsrates zum Kosovo am 20.Juni sein aktuelles Amt ausüben. Die Belgrader Presseagentur Beta berichtete, dass Jessen-Petersen am heutigen Montag den Kosovo-Präsidenten Fatmir Sejdiu und den Parlamentspräsidenten Kole Berisha darüber informiert habe.

Am Mittwoch läuft der zweite einjährige Vertrag des aktuellen UNMIK-Chefs mit den Vereinten Nationen ab. Aus familiären Gründen wollte Jessen-Petersen, der der fünfte UNMIK-Chef seit dem Kriegsende im Juni 1999 ist, eine weitere Verlängerung des Vertrages nicht beantragen. Als amtierender UNMIK-Chef wird zunächst der Stellvertreter von Jessen-Petersen, der US-General Steven Schooke, fungieren, berichtete die Presseagentur.

Nach fast zwei Jahren auf diesem Posten, ist es Zeit, zu meiner Familie zurückzukehren“, begründete Jessen-Petersen am Montag in der Provinzhauptstadt Pristina seinen Schritt. Er werde die Region Ende Juni verlassen. Sein Rücktritt sei ausschließlich auf „persönliche und familiäre Gründe“ zurückzuführen, berichteten seine Mitarbeiter.

Der Schritt des aus Dänemark stammenden langjährigen UN-Politikers dürfte die ohnehin fest gefahrenen Verhandlungen zwischen der albanischen Mehrheit und der serbischen Minderheit im Kosovo zusätzlich erschweren. Die Einigung auf einen Nachfolger könnte die Vermittlungsbemühungen des UN-Unterhändlers Martti Ahtisaari für Monate blockieren, hieß es bei politischen Kommentatoren in Pristina. Allein zwischen der Ernennung von Jessen-Petersen durch den UN-Generaldekretär Kofi Annan und seinen Amtsantritt im Kosovo hatten im Sommer 2004©über zwei Monate gelegen.

„Mir ist bewusst, dass ich zur Zeit eines wichtigen Augenblicks in der Geschichte des Kosovos gehe“, erklärte Jessen-Petersen. Nachdem sich das Kosovo jedoch in der Vergangenheit zu einer „reifen Demokratie“ entwickelt habe, zeichne sich bereits heute die staatsrechtliche Zukunft des Kosovos ab. Seit Monaten wird in Wien ohne Ergebnis darüber verhandelt. Die Albaner streben ihre Unabhängigkeit an, während Belgrad der Region nur eine weitgehende Autonomie innerhalb der Republik Serbien einräumen will.

Ursprünglich wollte UN-Vermittler Ahtisaari diese Frage bereits bis November klären, wenn sein Mandat ausläuft. Er möchte noch im Juli erstmals albanische und serbische Spitzenpolitiker an einen Tisch bringen. Weil nach entsprechenden Äußerungen dieser Politiker ein Kompromiss zwischen ihnen unmöglich sein dürfte, könnte der UN-Sicherheitsrat die eingeschränkte Souveränität des Kosovos unter internationaler Aufsicht beschließen. Bis zur Ernennung eines neuen Kosovo-Verwalters wird der US-General Steven Schook als bisheriger Stellvertreter die Amtsgeschäfte führen.

Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo wird seit 1999 von den Vereinten Nationen verwaltet. Zuvor hatten NATO-Bomben die Massenvertreibungen von Albanern durch serbisches Militär und Paramilitärs gestoppt. Die Region wird von der Schutztruppe KFOR unter NATO-Führung gesichert. Von den rund 17.000 Soldaten stellt die Bundeswehr etwa 2600 Mann.

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