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Hamas reagieren auf Fluchtaufruf: "Wir werden sterben und nicht gehen"

Vereinte Nationen befürchten dadurch verheerende humanitäre Folgen
Vereinte Nationen befürchten dadurch verheerende humanitäre Folgen ©APA
Israels Militär hat alle Zivilisten aufgefordert, Gaza Stadt zu verlassen. Sie sollten in den Süden des Palästinensergebiets gehen. Die Hamas stemmt sich jedoch gegen den Evakuierungsaufruf und fordert die Bevölkerung auf, zu bleiben.
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Zivilisten in Gaza zwischen Tod und Flucht

Israels Militär hat alle Zivilisten aufgefordert, Gaza-Stadt zu verlassen. Sie sollten in den Süden des Palästinensergebiets gehen. In Gaza-Stadt werde es in den nächsten Tagen Militäroperationen geben. Das würde rund 1,1 Millionen Menschen und damit die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens betreffen, schätzen die Vereinten Nationen. Die radikalislamische Hamas wies die Aufforderung Israels zurück: "Wir werden sterben und nicht gehen." Auch die UNO sträubt sich.

"Jetzt ist es Zeit für Krieg" sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant am Donnerstag. Das Israelische Militär kündigte "signifikante" Operationen in Gaza Stadt für die kommende Tage an und warnte die Bevölkerung des Gaza-Streifens, sich dem Grenzzaun zu nähern.

"Wir werden sterben und nicht gehen"

Das palästinensische Volk "weist die Drohung und die Aufforderung der Besatzungsanführer zurück", erklärte Hamas in einer Stellungnahme am Freitag. "Wir bleiben standhaft auf unserem Land, in unseren Häusern und unseren Städten. Es wird keine Vertreibung geben", hieß es weiter. Die Menschen in Gaza-Stadt und im Norden des Gazastreifens sollten ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen. Sie sollten zu Hause bleiben, sagte später ein Sprecher des Hamas-Innenministeriums auf einer Pressekonferenz. "Wir werden sterben und nicht gehen." Auch die Moscheen riefen die Menschen dazu auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.

Verheerende humanitäre Folgen befürchtet

"Die Vereinten Nationen halten es für unmöglich, dass ein solcher Schritt ohne verheerende humanitäre Folgen stattfinden kann", sagte UNO-Sprecher Rolando Gomez am Freitag in Genf. "Die Vereinten Nationen rufen nachdrücklich dazu auf, einen solchen Befehl aufzuheben, um zu vermeiden, dass sich eine ohnehin schon tragische Situation in eine Katastrophe verwandeln könnte", sagte er. Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte, das palästinensische Gesundheitsministerium habe seine Organisation informiert, "dass es unmöglich ist, schutzbedürftige Krankenhauspatienten aus dem Norden Gazas zu evakuieren". Auch die Kinderschutzorganisation Save the Children kritisierte den Evakuierungsaufruf der israelischen Armee. Die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila warnte: Gaza stehe vor einer humanitären und einer Gesundheitskatastrophe.

Israel setzt auf "kontrollierte Attacken"

Vom israelischen Militär hieß es, Hamas-Terroristen versteckten sich in Gaza in Tunneln unter Häusern und in Gebäuden, in denen sich Zivilisten aufhielten. Beobachter gehen davon aus, dass eine Bodenoffensive Israels nach dem Großangriff der islamistischen Hamas im Gazastreifen bevorstehen könnte. Man wolle die geforderte Evakuierung so sicher wie möglich machen. "Wir werden die Attacken kontrollieren, damit sie sich sicher bewegen können", sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Freitag. "Es ist eine Kriegszone", betonte er gleichzeitig. Es sei Israel klar, dass eine Evakuierung mehr als 24 Stunden dauern würde. Er nannte aber keinen klaren Zeitrahmen. Man habe den Einwohnern den Aufruf auf verschiedenen Kanälen übermittelt. Man werde auch alles unternehmen, um sensible Orte wie Krankenhäuser bei Luftangriffen nicht zu treffen, sagte Hagari.

UNO-Zentrale in den Süden verlegt

Das UNO-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen verlegte ihre Zentrale in den Süden. "UNRWA hat seine zentrale Einsatzzentrale und sein internationales Personal in den Süden verlegt, um seine humanitären Maßnahmen und die Unterstützung seiner Mitarbeiter und der palästinensischen Flüchtlinge in Gaza fortzusetzen", teilte die Organisation am Freitag auf X (Twitter) mit. Das Hilfswerk forderte "die israelischen Behörden dringend auf, alle Zivilisten in Unterkünften, einschließlich Schulen, zu schützen."

Scharfe Kritik von UN-Botschafter

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, sagte: "Die Reaktion der UNO auf Israels frühe Warnung an die Bewohner des Gazastreifens ist beschämend". Die U.N. solle sich darauf konzentrieren, die Hamas zu verurteilen und Israels Recht auf Selbstverteidigung zu unterstützen.

Salama Marouf, Leiter des Medienbüros der Hamas-Regierung, sagte, die Verlagerungswarnung sei ein Versuch Israels, "Fake News zu verbreiten und weiterzugeben, mit dem Ziel, Verwirrung unter den Bürgern zu stiften und unseren inneren Zusammenhalt zu schädigen". Er fügte hinzu: "Wir bitten unsere Bürger dringend, sich nicht auf diese Versuche einzulassen".

Nahost-Expertin Amiri über die Hamas

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(APA/Reuters)

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