Gurlitt war nach einer Herz-OP und einem wochenlangen Klinikaufenthalt auf eigenen Wunsch in seine Münchner Wohnung zurückgekehrt. Dort sei er in den letzten Wochen rund um die Uhr pflegerisch betreut und versorgt worden, heißt es. Gurlitt befand sich seit Ende vergangenen Jahres unter amtlicher Betreuung. Wie sein Sprecher gemeinsam mit seinem Rechtsanwalt und Betreuer weiter mitteilte, endet mit dem Tod Gurlitts auch das Betreuungs- und Ermittlungsverfahren.
Gurlitt soll seine gesamte Bildersammlung einer Kunstinstitution im Ausland vermacht haben. Das geht nach Informationen der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch) und des Norddeutschen Rundfunks (NDR) aus einem Testament hervor, das der 81-Jährige vor wenigen Monaten in einem Krankenhaus gemacht haben soll. Den Medieninformationen zufolge soll Gurlitt, der auch über Barvermögen verfügte, festgelegt haben, dass keiner seiner entfernten Verwandten Anspruch auf Teile der Sammlung bekommen soll.
Darin sei verfügt worden, dass die Sammlung zusammenbleiben müsse. “Ich kann bestätigen, dass Herr Gurlitt vor seiner schweren Herzoperation einen Notar-Termin wahrgenommen hat”, teilte Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger am Dienstagabend der dpa in München mit.
Es sei nun Aufgabe des Nachlassgerichts herauszufinden, ob es ein gültiges Testament oder einen Erbvertrag oder beides gebe. “Ich kann zwar verstehen, dass die Spekulationen jetzt wild blühen, werde darüber hinaus jedoch derzeit keine Stellung nehmen”, erklärte Holzinger. “Ich möchte hingegen am Tag seines Todes betonen: Cornelius Gurlitt hat einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung geleistet, mehr als der deutsche Staat bis dato je in dieser schwierigen Angelegenheit unternommen hat.”
In Gurlitts Münchner Wohnung war im Februar 2012 eine Sammlung von rund 1.280 Kunstwerken gefunden und beschlagnahmt worden. Dazu zählten Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Auch in einem Salzburger Domizil wurden zuletzt Kunstwerke entdeckt.
Erst Anfang April hatte Gurlitt der deutschen Bundesregierung und dem Freistaat Bayern vertraglich zugesichert, seine millionenschwere Sammlung auch nach dem Ende der Beschlagnahme von Experten untersuchen zu lassen und unter Nazi-Raubkunstverdacht stehende Werke gegebenenfalls zurückzugeben. Daraufhin gab die Staatsanwaltschaft Augsburg die Werke frei.
Bis Ende des Jahres sollte die Herkunft der Gemälde weitgehend erforscht sein. Gurlitt sollte gemäß der Vereinbarung dann jene Bilder zurückerhalten, die sich nicht als Raubkunst erweisen und den ursprünglichen Besitzern zurückgegeben werden. Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte am Dienstag den Verstorbenen: Mit dem Bekenntnis zur moralischen Verantwortung habe Gurlitt ein Zeichen für faire und gerechte Lösungen bei der Rückgabe von NS-Raubkunst gesetzt.
Bis er in das Zentrum der wohl spektakulärsten Kunstsensation der vergangenen Jahrzehnte geriet, hatte Gurlitt ein zurückgezogenes Leben in seiner Schwabinger Wohnung und seinem Haus in Salzburg geführt. “Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt in meinem Leben”, sagte er in seinem einzigen Interview im “Spiegel”.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.