Ukraine meldet größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn

Dies teilte die ukrainische Luftwaffe am Montag in der Früh mit. Seit Sonntagabend seien 355 Drohnen und neun Marschflugkörper aus Russland gezählt worden. Ein Kreml-Sprecher erkannte indes Zeichen "emotionaler Überbelastung" bei US-Präsident Donald Trump, nachdem dieser Machthaber Wladimir Putin für "völlig verrückt" erklärt hatte.
Die Ukraine ließ ihrerseits den Sonntag über immer wieder Drohnen Richtung Moskau fliegen. Einige Flughäfen der russischen Hauptstadt mussten wegen der ukrainischen Angriffe Starts und Landungen zeitweise aussetzen. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden 96 ukrainische Drohnen abgefangen, davon sechs über der Region Moskau.
Kiew im Visier
In der Ukraine herrschte im Norden, Osten und Süden des Landes Luftalarm. Schon vor Mitternacht waren mehr als 100 russische Kampfdrohnen in der Luft, bis in der Früh wurden es 355. Der bisherige Rekord für eine Nacht war bei 298 Drohnen gelegen.
Im Visier war dabei die dritte Nacht infolge auch die Hauptstadt Kiew. Laut dem Chef der dortigen Militärverwaltung, Tymur Tkatschenko, gab es keine Verletzten. Im Stadtteil Dniprowskyj seien bei Wohnhäusern Scheiben zu Bruch gegangen, Garagen und ein Erholungsheim seien von Trümmern getroffen worden.
Wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte, griffen russische Drohnen vom Schwarzen Meer her die Hafenstadt Odessa an. Dort wurde dem Regionalgouverneur zufolge ein 14-jähriger Bub verletzt. In der Großstadt Charkiw im Osten des Landes waren Serien von starken Explosionen zu hören, wie der regionale Militärverwalter Oleh Synjehubow auf Telegram mitteilte. Auch in der westlichen Region Tschemelnyskyj gab es nach Behördenangaben Schäden an Wohnhäusern und Unternehmen. Auch die zentralukrainische Region Tscherkassy war betroffen.
Russisches Militär will ukrainische Luftabwehr überlasten
Da die Kampfdrohnen aus verschiedenen Richtungen in den ukrainischen Luftraum eingeflogen waren, gab es keinen Schwerpunkt der Angriffe. Mit dem Einflug größerer Gruppen von Drohnen versucht das russische Militär, die ukrainische Flugabwehr zu überlasten.
Die russischen Streitkräfte hatten das Nachbarland schon in den Nächten auf Samstag und Sonntag mit Raketen, Marschflugkörpern und Hunderten Drohnen massiv bombardiert. Allein am Sonntag wurden dabei zwölf Menschen getötet und knapp 80 verletzt.
Selenskyj bezeichnete die Angriffe in der Nacht auf Montag als die schlimmsten seit Kriegsbeginn. Rettungskräfte seien in mehr als 30 ukrainischen Städten und Dörfern im Einsatz gewesen, teilte er auf der Plattform X mit. Unter den Toten seien auch Kinder. Selenskyj warf Russland Terror vor und forderte vom Westen mehr Druck auf Moskau.
Trump erklärt Putin für "völlig verrückt"
US-Präsident Donald Trump übte scharfe Kritik an den fortgesetzten Angriffen. "Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu Russlands Wladimir Putin, aber irgendetwas ist mit ihm passiert", erklärte Trump am Sonntag (Ortszeit) auf seiner Onlineplattform Truth Social. "Er ist völlig verrückt geworden." Putin töte viele Menschen, das gefalle ihm nicht, so Trump.
"Er tötet unnötigerweise eine Menge Menschen, und ich spreche nicht nur von Soldaten", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. "Raketen und Drohnen werden auf Städte in der Ukraine geschossen, ohne jeglichen Grund." Zugleich machte Trump auch dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Vorwürfe. Er tue seinem Land keinen Gefallen, wenn er so rede, wie er es tue. "Alles, was aus seinem Mund kommt, verursacht Probleme, das gefällt mir nicht, und das sollte besser aufhören", schrieb Trump.
Zugleich warnte der Republikaner davor, dass jeder Versuch Moskaus, im Zuge seiner Invasion in dem Nachbarland das gesamte ukrainische Territorium zu erobern, zum "Untergang" Russlands führen werde. Er selbst habe "immer gesagt, dass er die ganze Ukraine will, nicht nur ein Stück davon", erklärte Trump mit Bezug zu Putin. "Vielleicht erweist sich das als richtig, aber wenn er das tut, wird es zum Untergang Russlands führen", schrieb Trump.
Kreml weist Kritik des US-Präsidenten zurück
Der Kreml ließ diese Kritik nicht auf sich sitzen. Kreml-Sprecher Man sei Trump "sehr dankbar für die Unterstützung bei der Organisation und Einleitung dieses Verhandlungsprozesses", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. Es handle sich aber "um einen sehr wichtigen Moment, der natürlich bei allen mit einer emotionalen Überbelastung verbunden ist", kommentierte er die Aussagen Trumps.
"Putin trifft jene Entscheidungen, die für die Sicherheit Russlands erforderlich sind", betonte Peskow nun. Die russischen Angriffe hätten militärischen Zielen gegolten und seien eine Reaktion auf ukrainische Schläge gegen zivile Ziele gewesen. Der Sprecher berichtete weiter, dass sich Putin am Montag auch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan treffen werde. Dabei solle es vor allem um die bilateralen Beziehungen gehen, doch werde die Ukraine auch Thema sein. Die Türkei ist führend in die Vermittlungen zwischen Moskau und Kiew involviert. Vor zehn Tagen richtete sie in Istanbul die ersten direkten Gespräche zwischen den beiden Kriegsparteien seit über drei Jahren aus. Greifbares Ergebnis war die Vereinbarung eines großen Gefangenenaustausches.
(APA)
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