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Ukraine-Konflikt: Vorarlberg kommt ohne Russlands Gas durch den Winter

Ist Vorarlbergs Gasversorung gewährleistet?
Ist Vorarlbergs Gasversorung gewährleistet? ©APA/E-Control/Foto Wilke/Georg Wilke, vkw, AP Photo/Aurel Obreja
Die Situation in der Ukraine spitzt sich zu. Warum sich Vorarlberger um die Gasversorgung derzeit keine Sorgen machen müssen.

Der Ukraine-Russland-Konflikt sitzt sich zu. Derweil geht bereits die Angst vor einer Abschaltung der Gaszufuhr um. Müssen Vorarlberger nun um die Gasversorgung bangen? "Wir gehen davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Gaslieferungen von Russland überhaupt gedrosselt werden oder eingestellt", informiert Andreas Neuhauser von der illwerke vkw auf VOL.AT-Anfrage. So sehe das auch die Regulierungsbehörde E-Control.

Versorgungsfrage in Krisensituation

"Russland hat auch in früheren Krisensituationen - etwa der Krim-Krise - immer seine Lieferverpflichtungen eingehalten", verdeutlicht der Kommunikationsleiter des Vorarlberger Stromversorgers. "Sie sind natürlich interessiert, den Gasmarkt zu behalten." Selbst, wenn es zu Versorgungsunterbrechungen kommen sollte, wären Haushalte die letzten, die darunter leiden. Das hat nicht nur politische, sondern auch technische Gründe. Wenn es nicht ausreichend Gas gibt, könnte der Druck in den Leitungen sinken. Haushalte brauchen allerdings den geringsten Druck und könnten daher auch technisch am längsten versorgt werden.

Europa bezieht Gas aus Russland. Bild: AP Photo/Sergei Chuzavkov

"Müssen sich keine Sorgen machen"

"Wir sind am Ende des Winters", gibt Neuhauser im VOL.AT-Gespräch zu verstehen. "Es ist auch keine Kaltwetterperiode in Aussicht." Österreichs derzeitige Gasvorräte reichen auch deutlich über die Heizperiode hinaus, wie er bestätigt. Rund 17 Terawattstunden (TWh) an Gas liegt in Österreichs Speichern, Haushalte brauchen in der aktuellen Jahreszeit aber nur etwa zwei bis drei TWh pro Monat - mit stark abnehmender Tendenz, wenn es wärmer wird. "Die Haushalte müssen sich keine Sorgen machen", beruhigt der Energieexperte. Auch, wenn sich die Russland-Ukraine-Krise weiter zuspitzen sollte, mit Auswirkungen und Problemen für Vorarlbergs Gasversorgung ist nicht zu rechnen: "Wir gehen nicht davon aus", so Neuhauser.

Tittler: "Diplomatische Lösung jedenfalls wünschenswert"

Auch Wirtschaftslandesrat Marco Tittler sieht die derzeitige Situation recht gelassen. "Aus heutiger Sicht brauchen sich die Haushalte in Vorarlberg keine Sorge zu machen", verdeutlicht er auf VOL.AT-Anfrage. "Wie auch von der E-Control kommuniziert, stehen Reserven zur Verfügung und die Versorgung scheint bis zum Ende der Heizperiode jedenfalls gesichert." Wie es nun weitergehe, müsse man verfolgen: "Aus wirtschaftlicher Sicht ist es derzeit noch schwer prognostizierbar, die Entwicklungen werden genau beobachtet", gibt Tittler zu verstehen. "Klar ist, dass auch hier eine diplomatische Lösung jedenfalls wünschenswert und anzustreben wäre."

Wirtschaftslandesrat Marco Tittler. Bild: VOL.AT/Mayer

Kapazitäten und Preise noch offen

Selbst wenn Russland kein Gas mehr über die Ukraine liefern würde, könnte Österreich über die alte Pipeline Nordstream I weiter Gas aus Russland beziehen, so E-Control-Vorstand Alfons Haber im Gespräch mit der APA. Auch Anlieferungen von Flüssigerdgas (LNG) wären möglich. Europa habe zwar inzwischen ausreichend Kapazitäten, das Gas importieren zu können, offen ist aber, ob es ausreichend freie Schiffskapazitäten gäbe, um das Flüssigerdgas nach Europa zu bringen. Und offen ist auch, welche Preise sich Europa leisten würde wollen.

Gaslieferungen werden fortgesetzt

Während die Gasversorgung für Haushalte noch länger gesichert scheint, wäre es für gewisse Industriekunden anders. Da würde die E-Control erst Gespräche aufnehmen, damit diese "Spitzenlasten reduzieren", aber bei Bedarf könnten auch größere Kunden eingeschränkt werden. Rechtlich gehört nicht alles Gas in den Speichern der Republik Österreich bzw. österreichischen Unternehmen.

Alfons Haber, Vorstand der E-Control. Bild: APA/E-Control/Foto Wilke/Georg Wilke

In einem echten Notfall - den es noch nie gegeben hat, wie Haber betont - könnte Österreich auf Basis des Energielenkungsgesetzes wohl auf alle Erdgasbestände zurückgreifen. So ein Notfallszenario zeichne sich aber nicht ab. Ungeachtet der Eskalation der Ukraine-Krise sagte Russlands Präsident Wladimir Putin laut Nachrichtenagentur Tass zu, die Gaslieferungen an die Weltmärkte ohne Unterbrechung fortzusetzen. Dies habe Putin in einem Schreiben an eine Energiekonferenz in Doha in Katar versichert, berichtete die russische Nachrichtenagentur am Dienstag.

(APA, VOL.AT/Mayer)

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