Am 8. April 2018 rekonstruierte der in Hörbranz aufgewachsene Historiker Meinrad Pichler nach der Begrüßung durch die Leiterin der Bücherei Hörbranz, Brunhilde Haider, in einer Sonntagsmatinee den Ablauf des Anschlusses Österreichs 1938 an Deutschland. Genau vor 80 Jahren fand zum gleichen Thema am gleichen Ort, im damaligen Kronensaal in Hörbranz, ebenfalls eine Sitzung der Hörbranzer Bevölkerung statt. Die Geschichte objektiv beleuchtend, aber auch mit interessanten Details aus Vorarlberg und den Leiblachtalgemeinden, wurde den Besuchern die damalige Stimmung eindrucksvoll nähergebracht.
So war Deutschland an den Goldreserven der österreichischen Nationalbank, an den heimischen Rohstoffen und ganz besonders an den österreichischen wehrfähigen Männern interessiert. Aus Österreich wurden rund 1,3 Millionen Soldaten rekrutiert, von denen mehr als 265.000 nicht mehr in die Heimat zurückkehrten. Auch Vorarlberg hatte 8.000 Wehrmänner zu beklagen. In der damaligen unruhigen Zeit, die aber auch teilweise von Euphorie und Begeisterung geprägt war, wurde Brot und Arbeit versprochen. In Wahrheit wurden aber Verwaltungsposten durch deutsche Nationalsozialisten ersetzt, 10.000 Vorarlberger wurden verhaftet und teilweise verurteilt. In den ersten Anschlusstagen wurden die österreichischen Lebensmittelläden durch Hamsterkäufe von grenznahen Deutschen Nachbarn fast leergeräumt.
Besonders interessant auch Einzelheiten aus Hörbranz. Im Ort wurde die Fronleichnamsprozession verboten. Als einer der wenigen Bürgermeister in Vorarlberg durfte das Hörbranzer Gemeindeoberhaupt sein Amt auch unter der NS Zeit weiterführen. Allerdings war der Bürgermeistersohn der erste Hörbranzer Soldat der in Polen sein Leben lassen musste. Auch zu den Gasthöfen Schwanen/Weidach und Adler/Backenreute, die es heute schon gar nicht mehr gibt, wurden Geschichten bekannt gegeben, die die Besucher berührten. Kennen doch die meisten Matineeteilnehmer eben diese Orte oder spazieren dort ab und zu vorbei.
In der kurzweiligen und interessanten Sonntagsmatinee ist es Meinrad Pichler eindrucksvoll gelungen die Anschlusstage und Eindrücke, gerade auch im Leiblachtal, aufzuzeigen, Hintergründe zu offenbaren und teilweise zu hinterfragen.
In seinen Dankes- und Abschlussworten wies Bürgermeister Karl Hehle darauf hin, dass sich die Vergangenheit nicht rückgängig machen lässt, aber auch nicht vergessen werden darf. Der Bücherei Hörbranz und der Regio Leiblachtal ist das mit der Veranstaltung bestens gelungen.
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