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Über die Antarktis fliegen? Warum Airlines diese Route fast immer meiden

Qantas nutzt regelmäßig Routen über den Südpazifik, überquert die Antarktis jedoch nur in Ausnahmefällen.
Qantas nutzt regelmäßig Routen über den Südpazifik, überquert die Antarktis jedoch nur in Ausnahmefällen. ©APA/AFP
Flüge über die Antarktis sind extrem selten. Dabei könnten sie Zeit sparen – wenn nicht gravierende Sicherheitsbedenken dagegen sprächen.

Für Passagiere des Qantas-Flugs QF28 bot sich am 14. Juli 2023 ein seltener Anblick: Statt nur Pazifik sahen sie unter sich die Eiswüste der Antarktis. Der Dreamliner war von Santiago de Chile nach Sydney unterwegs – und wich wegen starker Gegenwinde von seiner üblichen Route ab. Dabei streifte er die Küste des Eiskontinents bei 74,17 Grad südlicher Breite.

Eine seltene Ausnahme

Der Überflug war eine Ausnahme. Linienmaschinen fliegen normalerweise nicht über die Antarktis – und das aus mehreren Gründen. Zwar wären Polrouten für manche Langstrecken theoretisch kürzer, doch gerade über dem Südpol ergeben sich große, sicherheitsrelevante Hürden.

Im Gegensatz zum Nordpol, über den etwa Flüge zwischen Nordamerika und Asien regelmäßig verlaufen, bleibt der Süden ein weißer Fleck auf der Flugkarte.

Mangelnde Infrastruktur und extremes Wetter

Entscheidend ist die fehlende Infrastruktur auf dem Kontinent. Es existieren keine geeigneten Flughäfen für Zwischen- oder Notlandungen, was bei technischen Problemen ein hohes Risiko darstellt. Darüber hinaus fehlen in der Region Luftstraßen und definierte Wegpunkte, die für die sichere Navigation in der zivilen Luftfahrt notwendig sind.

Auch meteorologisch stellt die Antarktis eine Herausforderung dar. Die Region ist bekannt für instabile Wetterlagen mit starkem Schneefall, Turbulenzen, Vereisungen und sogenannten "Whiteouts", bei denen Lichtreflexionen die Sicht vollständig behindern können. Diese Bedingungen treten häufiger auf als in anderen Teilen der Welt.

Navigationsprobleme durch Magnetfelder

Ein zusätzlicher Faktor sind die starken Magnetfelder in den Polarregionen, die Navigationssysteme beeinträchtigen können. Auch wenn dieses Problem in abgeschwächter Form auch über dem Nordpol existiert, wird es in Kombination mit den anderen Bedingungen am Südpol zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko.

Jetstream und Zeitgewinn

Kurioserweise kann ein Umweg manchmal sogar Zeit sparen. Der Jetstream – ein starker Höhenwind in der Troposphäre – beeinflusst Flugzeiten teils erheblich. Der Qantas-Flug QF63 von Sydney nach Johannesburg folgt einer Route nahe der Antarktis und benötigt rund 14 Stunden.

Der Rückflug auf einer nördlicheren Route dauert dagegen nur etwa 11,5 Stunden – ein Effekt des Rückenwinds auf dem Heimweg.

Keine politischen Einschränkungen im Süden

Während politische Restriktionen früher Überflüge über den Nordpol erschwerten – etwa durch Russland, das bis 1990 Flüge über den arktischen Raum untersagte –, bestehen solche Barrieren über dem Südpol nicht. Heute erlaubt Russland laut Berichten pro Land einer Fluggesellschaft eine Überfluggenehmigung. Über dem Südpol hingegen spielen ausschließlich operative und sicherheitstechnische Gründe eine Rolle.

(VOL.AT)

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