Große fleischfressende Echsen wie der Tyrannosaurus Rex dürften vor allem harmlose Jungtiere gejagt haben. Das behaupten die Münchner Paläontologen Oliver Rauhut und David Hone in der Online-Zeitschrift “Lethaia”. Die Hypothese beruht auf Beobachtungen der heutigen Tierwelt sowie auf Analyse von Fossilien, wenngleich Beweise schwer zu erbringen sind. Die Sichtweise der “perfekten Mordmaschinen”, die allein durch ihre gewaltige Beißkraft nahezu jedes Beutetier überwältigen konnten, erhält jedenfalls ein großes Fragezeichen.
Indizien für die Feigheit der Urzeitgiganten liefert vor allem die heutige Tierwelt. “Raubtiere jagen viel lieber kranke, alte oder unerfahrene junge Tiere, anstatt sich mit ebenbürtigen Gegnern anzulegen, die ihnen selbst gefährlich werden können. Dasselbe traf sehr wahrscheinlich auch bei Raubsauriern zu”, erklärt Rauhut im pressetext-Interview. Einen weiteren Hinweis liefert das Verhalten von Krokodilen und Vögeln, der nächsten überlebenden Verwandten der Saurier. “Beide Tiergruppen verfügen über Magensäfte, die Knochen von erlegten Jungtieren fast vollständig zersetzen können, was wichtig für den Mineralhaushalt des Räubers ist”, so der Wirbeltier-Paläontologe. Das Fehlen der Bissspuren auf fossilen Knochen und Analysen von versteinertem Mageninhalt und Kot scheinen das auch für Raubsaurier zu hinterlegen.
Bei den wenigen Tyrannosaurus-Zahnabdrücken auf Beutetieren, die man bisher gefunden hat, kann man laut Rauhut nicht feststellen, ob diese am lebenden oder bereits toten Tier vorgenommen wurden. Hinweise für direkte Angriffe auf erwachsene Saurier seien sehr spärlich gesät und zeugten keinesfalls vom Erfolg des Räubers. “Bei allen nachgewiesenen Fällen ist das schief gegangen. Bisseindrücke bei einem Entenschnabel-Saurier sind ebenso ausgeheilt wie das abgebissene Horn eines Triceratops.” Nur in Ausnahmefällen wie bei Dürren oder Nahrungsknappheit hätten große Raubsaurier laut dem Münchner Forscher Jagd auf andere große Dinosaurier gemacht.
Vollkommen neu ist die Idee nicht, gesteht Rauhut. “Mehrere Fachkollegen reagierten auf die Behauptung damit, dass sie ja offensichtlich sei. Dennoch wurde sie bisher nie klar ausgedrückt und das Bild vom häufigen ‘Kampf der Titanen’ in der Jurazeit ist noch sehr populär.” Trifft die Hypothese zu, wäre auch ein weiteres Rätsel der Paläontologie gelöst. Denn bisherige Funde von versteinerten Dinosauriernestern zeigen, dass die Urechsen deutlich mehr Eier legten als man in Fossilberichten als Nachwuchs feststellen kann. Es scheint somit möglich, dass ein Großteil der Jungtiere den großen Raubsauriern zum Opfer fiel.
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