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Two Gallants: Kalifornischer Indie-Rock im Wiener WUK

Handgemacht schmeckt's am besten: Two Gallants dröhnten im Wiener WUK
Handgemacht schmeckt's am besten: Two Gallants dröhnten im Wiener WUK ©WUK
Die Gitarre dröhnt, das Schlagzeug scheppert. Allen voran ertönt diese leicht krächzende, vor Emotionen beinahe berstende Stimme: Das US-amerikanische Duo Two Gallants hält sich bei Konzerten in ihren Gesten eher bescheiden. Die Songs von Adam Stephens und Tyson Vogel alleine reichen, um das Publikum zu bewegen. Im Wiener WUK gelang dies am Montagabend fast durchgehend.

Die kalifornische Formation, die derzeit mit ihrem aktuellen Album “We Are Undone” tourt, geht jedoch nicht immer auf Nummer sicher. “Reflections Of The Marionette” setzte zum Auftakt nur vorsichtige Duftnoten, Stephens’ Gitarrenspiel und Gesang klang bei der sich langsam auftürmenden Nummer geradezu verletzlich, während Vogel an den Fellen seinem Kompagnon das rhythmische Fundament servierte. Doch schon wenige Minuten später sollte dank des eingängigen “Steady Rollin'” klar sein: Die Chemie auf wie vor der Bühne funktioniert, die Fans sind begeistert.

Zurück zu ihren Wurzeln

Das ganze Konzert erwies sich mit folkigem Bluesrock, balladeskem Luftholen und tief in den Stoner Rock schielenden Ungetümen, als eine Reise quer durch das Schaffen der seit gut 13-Jahren aktiven Band. “Wir haben uns gewissermaßen im Kreis gedreht und sind wieder bei unseren Wurzeln”, erzählte Stephens wenige Stunden vor dem Auftritt. “Wie früher gibt es eine schöne Balance zwischen lauten, beinahe aggressiven und leisen Stücken.”

Von Manie und wilden Haken

Das pumpende “Long Summer Day” stellte diese Vergangenheit im ausverkauften WUK wieder ohrenbetäubend unter Beweis. Während Vogel manisch auf sein Drumkit einschlug, klebte Stephens förmlich am Mikrofon, schlug auf der Gitarre wilde Haken und entführte das Publikum in die rauen Südstaaten. Dass es auch anders geht, merkte man beim folgenden “My Man Go”: Verschleppter Rhythmus, melancholisch seufzende Melodie, zahmer Gesang. Das kann natürlich funktionieren, markierte beim Konzert allerdings einen kurzen Durchhänger, bevor zum Ende hin wieder das Gaspedal durchgedrückt wurde.

Darstellung von Dilemma und Ironie

“Ich will dieses Dilemma und diese Ironie darstellen. Songs, die Antworten geben wollen, sind meist ziemlich widerlich. Immerhin ist das doch nur ein Lied, das wird nichts lösen!” Stattdessen gehe es ihm darum, den Leuten andere Perspektiven aufzuzeigen. “Aus künstlerischer Sicht kannst du nur hoffen, möglichst viele damit zu erreichen und sie zu motivieren, ein bisschen bewusster durchs Leben zu gehen.”

Ob das gestrige Konzert dazu einen Beitrag geleistet hat, sei einmal dahingestellt. Immerhin haben Two Gallants eindrücklich gezeigt, mit welch einfachen Mitteln man einprägsame Momente erzeugen kann. Eine minimalistische, statische Lichtshow, eine bunt zusammengewürfelte Setlist und zwei motivierte Musiker, die ihre Gedanken in Songs gießen – mehr braucht es nicht. Handgemacht schmeckt’s eben doch am besten.

(APA/Red.)

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