Wenn dieses Thema vom Tisch sei, werde die Bevölkerung und das Parlament der Türkei den Protokollen wesentlich positiver gegenüberstehen, erklärte Erdogan auf einem Kongress seiner Partei AKP. Aserbaidschan kritisierte die Vertragsunterzeichnung vom Samstag in Zürich scharf. Das Abkommen werfe einen Schatten auf die Beziehungen mit der Regierung in Ankara, erklärte das Außenministerium in Baku.
Die Türkei hatte 1993 aus Solidarität zu Aserbaidschan die Grenze zu Armenien geschlossen, als armenische Separatisten gegen aserbaidschanische Truppen um die Region Berg-Karabach kämpften. Seit 1994 steht die mehrheitlich armenisch bewohnte Enklave auf aserbaidschanischem Gebiet unter armenischer Kontrolle. Nach wie vor kommt es hin und wieder zu Schusswechseln zwischen dem armenischen und dem aserbaidschanischen Militär.
Die Türkei und Armenien hatten am Samstag nach fast einem Jahrhundert der Feindseligkeit unter Schweizer Vermittlung zwei Protokolle unterzeichnet, die noch von den Parlamenten beider Länder ratifiziert werden müssen. In den Protokollen wird ein Zeitplan zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen festgelegt. Zudem soll die seit 16 Jahren geschlossene Grenze zwischen den Nachbarländern wieder geöffnet und das Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs durch eine Expertenkommission untersucht werden. In beiden Ländern droht vor der Ratifizierung durch die Parlamente Widerstand von Nationalisten.
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