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Ex-Mann verprügelte türkische Abgeordnete wegen Scheidung

Gewalt gegenüber Frauen durch den Partner stehen derzeit im Mittelpunkt der türkischen Politik.
Gewalt gegenüber Frauen durch den Partner stehen derzeit im Mittelpunkt der türkischen Politik. ©EPA
In der Türkei sorgt der Fall einer Parlamentsabgeordneten für Aufsehen, die von ihrem Ex-Mann verprügelt wurde und deshalb unter Polizeischutz steht.  Erst im März wurde ein Maßnahmenpaket verabschiedet.

Die 42-jährige Fatma Salman zeigte sich nun zum ersten Mal seit Bekanntwerden ihres Schicksals mit deutlichen Spuren der Gewalt in ihrem Gesicht im Plenum des Parlaments von Ankara, wie die türkische Presse am Freitag berichtete. Parlamentspräsident Cemil Cicek sprach in der Zeitung “Radikal” von einer “Momentaufnahme der Grausamkeit”. Salman selbst sagte, sie wolle sich weiter dem Thema Frauenrechte widmen.

Schläge wegen Scheidung

Nach Zeitungsberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Salmans Ex-Mann Idris Kotan. Die Politikerin sagte demnach aus, das Paar habe sich ursprünglich in beiderseitigem Einvernehmen scheiden lassen wollen. Vor einem Gerichtstermin Ende November habe ihr Mann aber plötzlich seine Meinung geändert und sie schwer verprügelt; sie sei von ihrem Sohn gerettet worden.

Die Abgeordnete der religiös-konservativen Regierungspartei AKP erhielt anschließend Polizeischutz und wurde inzwischen im Schnellverfahren von ihrem Mann geschieden. Kotan drohen mehrere Jahre Haft wegen Körperverletzung.

140 Frauen 2012 bei Beziehungstaten getötet

Im Plenum scharten sich andere weibliche Abgeordnete um Salman, die Blutergüsse in ihrem Gesicht notdürftig unter Make-up verbarg. Der Fall hatte die Debatte über die grassierende häusliche Gewalt in der Türkei neu angefacht. Nach Behördenangaben ist die Zahl von Gewaltopfern, die in staatliche Frauenhäuser flohen, in diesem Jahr um etwa 30 Prozent auf knapp 11.000 Frauen gestiegen. Fast 140 Frauen wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres von ihren Männern, Ex-Männern oder Lebensgefährten getötet.

Gesetzesverschärfungen

Gewalt gegen Frauen gehört zu den größten sozialen Problemen der Türkei. Die konservativ-islamische Regierung hat sich den Kampf gegen die häusliche Gewalt auf ihre Fahnen geschrieben, nachdem die Beschwerden von Frauen stark angestiegen sind. Mehrere Gesetzesverschärfungen im März haben die Gewalt aber bisher nicht eindämmen können. Frauenrechtler beklagen einen Mangel an Plätzen in Frauenhäusern sowie eine häufig fehlende Entschlossenheit von Polizei und Justiz, die Verbrechen rasch zu ahnden. (VOL.AT/APA)

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