Später nahm er an einer Sondersitzung des Parlaments teil, bevor er nach Istanbul reisen wollte, um am Abend an der Bosporus-Brücke ein Museum zur Erinnerung an den Umsturzversuch zu eröffnen.
"Die Türkei sendet eine machtvolle Botschaft der Einheit und Solidarität an die Welt: Lieber sterben, als den Verrätern und Putschisten erlauben, unser Land, unsere Freiheit und unsere Würde zu zerstören", schrieb Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin auf Twitter. Der Putschversuch von Juli 2016 markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Landes und prägt bis heute die Politik der Türkeisowie ihr Verhältnis zu ihren Verbündeten.
Putschversuch fordert viele Opfer
Am 15. Juli 2016 hatte ein Teil des Militärs versucht, die Regierung Erdogan zu stürzen und die Macht in der Türkei zu ergreifen. Bei heftigen Gefechten mit regierungstreuen Militärs und Polizisten in Ankara und Istanbul wurden 251 Menschen getötet und fast 2200 weitere verletzt. Auch dutzende Putschisten wurden getötet. Zehntausende Menschen folgten in der Nacht einem Aufruf Erdogans, sich auf den Straßen und Plätzen den Putschisten entgegenzustellen.
Nach offiziellen Angaben waren rund 8000 Soldaten mit 35 Kampfflugzeugen, 37 Helikoptern und 74 Panzern an dem versuchten Staatsstreich beteiligt. Die Putschisten mussten ihre Pläne offenbar vorziehen, um einer Aufdeckung zuvorzukommen. Die Opposition warf der Regierung später vor, sie habe vorab von den Plänen erfahren, aber die Putschisten gewähren lassen, um anschließend besser gegen sie vorgehen zu können.
Vorwürfe gegen Gülen und westliche Länder
Noch in der Putschnacht machte Erdogan die Bewegung seines einstigen Verbündeten Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Er wirft der islamischen Bruderschaft vor, über Jahre Militär, Polizei und andere Institutionen unterwandert zu haben. Mehr als 150.000 Staatsbedienstete wurden seit dem Putschversuch entlassen und über 55.000 Verdächtige inhaftiert. Noch immer gibt es fast wöchentlich Festnahmen.
Die Türkei wirft ihren westlichen Verbündeten vor, sie nach dem Putschversuch nicht ausreichend unterstützt zu haben. Ankara ist insbesondere verärgert über die Weigerung der USA, Gülen auszuliefern. Der islamische Prediger lebt seit 1999 im Exil in Pennsylvania.
Den mutmaßlichen Putschistenführer Adil Öksüz vermutet Ankara in Deutschland. Die deutsche Bundesregierung gibt an, keine Kenntnis von seinem Aufenthaltsort zu haben. Außerdem fordert die Türkei die Auslieferung eines weiteren mutmaßlichen Putschistenführers, Ilhami Polat. Dieser soll allerdings in Deutschland Asyl erhalten haben. Der "Spiegel" hatte Anfang Februar 2018 berichtet, die deutschen Behörden hätten Polat und drei weiteren türkischen Militärs Asyl gewährt. Mit der Zuerkennung des Flüchtlingsstatus ist eine Auslieferung an die Türkei ausgeschlossen.
(APA/AFP/Red.)
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