AA

TU Graz digitalisiert buddhistische Tempelanlagen in Nepal

Das Kloster Yangtse in Nepal
Das Kloster Yangtse in Nepal ©TU GRAZ
Im nordwestlichen Nepal gibt es buddhistische Tempelanlagen, deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Erdbeben, Erdrutsche, aber auch geplante Infrastrukturprojekte im Rahmen der neuen chinesischen Seidenstraße bedrohen dieses Kulturerbe. Ein Team der TU Graz erforscht und digitalisiert mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds (FWF) mit 3D-Technologie diese Anlagen, wie die steirische Universität am Donnerstag mitteilte.

Carmen Auer vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz erforscht mit ihrem Team seit Anfang der 2000er Jahre die Regionen im westlichen Himalaya. Zuletzt war sie in der äußerst abgelegenen Region Dolpo an der Grenze zu Tibet unterwegs. Die Region liegt auf einer Höhe von 2.300 bis 4.300 Metern und ist eine von zwölf Enklaven tibetischsprachiger Gruppen entlang der Grenze Nepals zum Autonomen Gebiet Tibet (China) im Norden. Der Himalaya war die zentrale Achse, entlang der sich der Buddhismus zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert ausbreitete - entlang der oberen Arme des Indus bis in die trockenen Regionen des tibetischen Hochlandes, von dem Dolpo ein abgelegenes Tal ist.

Abgelegene Region an der Grenze zu Tibet

Die ersten relativ zuverlässigen Karten des Gebiets wurden erst in den 1920er-Jahren erstellt. "Schriftliche und bildliche Quellen zu den Tempeln in Dolpo sind rar, daher liefern die Gebäude selbst meist die verlässlichsten Informationen zu ihrer Geschichte. Mit unserer Forschung wollten wir neues Wissen über die sakrale Architektur der Region schaffen und den Bestand im historischen und kunsthistorischen Kontext einordnen", erklärte Auer. Ihr Team hat mit Unterstützung des FWF im Rahmen mehrerer Expeditionen in dem abgelegenen Gebiet, das nur zu Fuß und mit Lastentieren erreichbar ist, Bauwerke dokumentiert, analysiert, vermessen und von einigen dieser Tempelanlagen 3D-Computermodelle erstellt.

Die Ergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift "Heritage" veröffentlicht. "Sie liefern auch Grundlagen für mögliche Sanierungen der Tempelanlagen und stärken das Bewusstsein für den Wert dieses Kulturerbes, in der Region und darüber hinaus." Auer hofft, dass dies auch zu mehr finanzieller Unterstützung für den Erhalt der Anlagen führen wird.

Die Abgeschiedenheit der Region erforderte angepasste Vermessungsmethoden: Mit der an der TU Graz von Helmut Woschitz und Peter Bauer für die speziellen Anforderungen weiterentwickelten 3D-Vermessungstechnik wurden die Gebäudesubstanz, Inschriften, Skulpturen sowie Wand- und Deckenmalereien erfasst. Aus den gewonnenen Daten erstellte das Team 3D-Modelle sowie Lagepläne, Grundrisse, Schnitte und Ansichten, die Einblicke in die Gebäudestruktur erlauben.

18 buddhistische Stätten bereits erfasst

Insgesamt wurden zwischen 2018 und 2023 bereits 18 buddhistische Stätten dokumentiert. 16 wurden bereits vermessen und analysiert. "Sie sind Teil einer sakralen Landschaft, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Die Wahl des Standortes, des Bautyps und die Ausrichtung der Gebäude sind von traditionellen Erzählungen, geografischen Gegebenheiten und symbolischen Vorstellungen geprägt", erläuterte Carmen Auer. Ein offener Austausch mit der lokalen Bevölkerung und eine fachübergreifende Zusammenarbeit seien für das Verständnis dieser Prozesse entscheidend. Zukünftig soll die nördlichste Region Dolpos rund um das Kloster am Yangtse erforscht werden, wo viele Bauwerke noch nicht dokumentiert sind.

(S E R V I C E - Studie online: )

(APA)

  • VOL.AT
  • Kultur
  • TU Graz digitalisiert buddhistische Tempelanlagen in Nepal