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Tsunami-Warnung löste Panik aus

Indien hat vor einer neuen Flutwelle gewarnt und damit Panik in dem Katastrophengebiet ausgelöst. In dem von der Beben-Katastrophe schwer getroffenen Bundesstaat Tamil Nadu strömten tausende Menschen von den Stränden ins Landesinnere.

Berichte über eine drohende Flutwelle versetzten auch die Menschen in Sri Lanka erneut in Angst und Schrecken. Es gab jedoch weder Anzeichen für eine neue Welle, noch gab es nach Angaben von US-Experten ein Beben mit einer dafür ausreichenden Stärke.

Während die Zahl der Toten auf rund 90.000 stieg, kämpften Millionen Not leidende Menschen in den Unglücksgebieten ums Überleben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, dass sich bei einem Ausbruch von Seuchen die Zahl der Toten nach dem schwersten Erdbeben seit vier Jahrzehnten noch verdoppeln könne. Angesichts der schwindenden Überlebenschancen wuchs am vierten Tag nach dem Beben in Europa die Sorge, dass von den fast 5.000 vermissten Touristen nur noch wenige wieder heimkehren könnten. Auch zu 100 vermissten Österreichern in Khao Lak in Thailand besteht keinerlei Kontakt, es muss das Schlimmste befürchtet werden.

„Die Wellen kommen, die Wellen kommen“, riefen die Menschen in Tamil Nadu, die mit ihren letzten Habseligkeiten das Weite suchten. Auch in Nagappattinam, wo am Sonntag mehr als 4.000 Menschen starben, brach Panik aus. „Es kommt“, schrie Thamil Vanan, der seinen kleinen Sohn griff und davon rannte. „Wir haben gesehen, was hier passiert ist. Hier will ich nicht bleiben, ich bin doch nicht verrückt.“ Eine Kolonne von Autos, Bussen, Lastwagen und Traktoren rollte aus der Stadt hinaus. In Sri Lanka breitete sich ebenfalls Panik aus. „Die Menschen haben Angst, weil es im Radio Berichte über einen Tsunami gab“, sagte ein Bewohner nahe der Arugam Bucht.

Das indische Innenministerium erklärte, es habe sich bei der Warnung um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt. Es habe Warnungen vor einem weiteren Beben mit möglichen Tsunamis im Indischen Ozean gegeben. Seismologen des US-Instituts Geological Survey (USGS) erklärten jedoch, ihnen sei nichts über derartige Beben bekannt.

Auch ohne weitere Beben und Flutwellen geht es für Millionen Menschen in der Region um das nackte Überleben. Hunger, Durst und Seuchen drohen den Menschen, die den reißenden Fluten entkamen. Nach Angaben der WHO fehlt es bis zu fünf Millionen Menschen in der Region am Nötigsten. Die Hilfslieferungen liefen auf Hochtouren. Rund 60 Staaten haben Hilfen in einer Höhe von insgesamt 220 Millionen Dollar (162 Mio. Euro) zugesagt. Zahlreiche Flugzeuge mit hunderten Tonnen von Hilfsgütern trafen bereits ein. Ein Flugzeugträger der US-Marine war auf dem Weg nach Banda Aceh in Indonesien, um sich an dem Hilfseinsatz zu beteiligen. Zugleich waren in Thailand und Sri Lanka unter anderem Experten auch des österreichischen Bundeskriminalamts im Einsatz, um die Leichen zu identifizieren.

Es wird befürchtet, dass die Gesamtzahl der Toten in den betroffenen Ländern von Asien bis Ostafrika auf mehr als 100.000 steigen könnte. Das Beben vom 26. Dezember ist die schwerste Naturkatastrophe seit dem Wirbelsturm 1991 in Bangladesch, der 130.000 Menschen in den Tod gerissen hatte.

In den Heimatstaaten der vermissten europäischen Touristen hofften Angehörigen und Freunde am Donnerstag weiter verzweifelt auf erlösende Nachrichten aus dem Bebengebiet. Die Regierungen bereiteten die Menschen zugleich auf weitere traurige Meldungen vor. „Dies wird das Leben in Schweden noch eine lange Zeit berühren“, sagte der schwedische Ministerpräsident Göran Persson. Der norwegische Außenminister Jan Petersen sagte, die Beben-Katastrophe könnte das schlimmste Unglück in der jüngsten Geschichte des Landes werden. In der Katastrophen-Region werden etwa 1.500 Schweden und 464 Norweger vermisst.

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