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Tsipras in Moskau: Putin will Griechenland zum wichtigsten Gastransitland machen

Geld will Tsipras von Putin nicht, aber...
Geld will Tsipras von Putin nicht, aber... ©AP
Moskau/Athen. Griechenlands Ministerpräsident will kein Geld von Russland, aber er und Russlands Präsident Putin haben bei seinem Besuch in Moskau eine engere Zusammenarbeit etwa im Energiebereich beschlossen.
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Mit Nachdruck betonten sowohl Putin als auch Tsipras nach dem Treffen in Moskau, dass es nicht um Finanzhilfen für den hoch verschuldeten Euro-Staat gegangen sei.

“Europäisches Problem”

Tsipras sagte, er sei nicht nach Moskau gekommen, um eine Lösung für die Schuldenkrise in seinem Land zu erwarten. “Das ist ein europäisches Problem, das eine europäische Lösung braucht”, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Zugleich wies er die heftige Kritik einiger EU-Politiker an seinem Besuch in Moskau zurück. Sein Land sei souverän und dürfe Vereinbarungen mit Russland treffen, die der Stabilisierung der eigenen Wirtschaft dienten.

Russland will am griechischen Energiesektor investieren

“Die griechische Seite hat uns nicht um Finanzhilfe gebeten”, sagte Putins. Allerdings sei die russische Wirtschaft an “Großprojekten” in Griechenland insbesondere im Energiebereich interessiert. Sollten diese realisiert werden und Gewinn bringen, könne dies dem griechischen Staat helfen. Russland sei an Investitionen und einer Verstärkung des zuletzt eingebrochenen russisch-griechischen Handels interessiert.

Erdgas: Griechenland als “geopolitischer Akteur”

Beide Politiker betonten das Interesse, Griechenland durch den Bau der Gaspipeline durch die Türkei und die Weiterführung der Pipeline durch Griechenland zu einem Gasknotenpunkt im südlichen Europa zu machen. Wenn sich Athen der neuen Pipeline Turkish Stream anschließe, dann werde es zum “geopolitischen Akteur”, sagte Putin.

Putin stellte den Griechen hunderte Milliarden Euro an Einnahmen aus dem Gastransit sowie viele Arbeitsplätze in Aussicht. Die geplante Pipeline von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei ersetzt das geplatzte transeuropäische Vorhaben South Stream.

Kredite aus Moskau für Großprojekte möglich

Putin deutete zudem einen Zusammenarbeit der Eisenbahnen beider Länder an und regte Gemeinschaftsunternehmen in der Landwirtschaft an. Russland sei bereit, Großprojekte auch mit Krediten zu fördern. Putin wies außerdem den Vorwurf von EU-Politikern zurück, Russland wolle Griechenland gegen andere EU-Staaten ausspielen.

Beide kritisierten die EU-Sanktionspolitik im Ukrainekonflikt und betonten, dass die Umsetzung des Minsker Abkommen einen Ausweg aus der Sanktionsspirale biete.

Der griechische Ministerpräsident war anlässlich des Gedenkens an den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs nach Moskau gereist. Seine Visite wird in der EU mit Skepsis begleitet. Hinter der Reise wurde der Versuch Athens vermutet, sich finanzielle Unterstützung Russlands in der Schuldenmisere zu sichern – und im Gegenzug einen Keil in die EU-Politik gegenüber Russland zu treiben. (red/APA/dpa)

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