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Trump-Fan bei Maybrit Illner greift Merkel an

©YouTube/ZDF
"Trumps Triumph – was steht auf dem Spiel?" lautete das Thema bei der Talksendung "Maybrit Illner" im ZDF am Donnerstagabend.

Für die kontroverse Diskussion über den kommenden US-Präsidenten sorgte vor allem ein bekennender Trump-Fan unter den Gästen. Nicholas Smith, dem ein Burgerrestaurant in Essen gehört, sagte, dass mit der Wahl Trumps für ihn “ein Traum in Erfüllung geht”.

“Unterirdischer Wahlkampf” von Trump

Mit dem Gastronomen diskutierten Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Bloggerin Katharina Nocun, Martin Richenhagen, deutscher CEO eines US-Unternehmens, und Frederick Kempe, Chef des US-Think Tanks “Atlantic Council”. Die Positionen der Teilnehmer könnten kaum unterschiedlicher sein: Unternehmer Richenhagen hält weder Clinton noch Trump als geeignet für den Posten, will Trump jedoch erstmal eine Chance geben: “Bei Clinton weiß man zumindest, warum man kritisch sein kann. Bei Trump weiß man überhaupt nicht was er kann und was er nicht kann.” Trump habe jedoch eine unterirdischen Wahlkampf abgeliefert.

Kontroverse Diskussion

Anders Ministerin von der Leyen: Die CDU-Politikerin hatte die Wahl Trumps in einer ersten Reaktion als “schweren Schock” bezeichnet. Europa müsse nun sehen, dass es “besser selber vorsorgt”. Bloggerin Nocun, die Whistleblower Edward Snowden zum Schutz vor der US-Justiz nach Deutschland holen wollte, befürchtet, dass durch die NSA nun ein “schlüsselfertige Überwachungsstaat” Trump, den sie als “rechten Populisten” bezeichnete, in die Hände fallen würde. Kempe ist der Meinung, dass die Wahl Trumps ein “politisches Erdbeben” sei, dass die Welt erschüttere.

Smith hofft auf Ende der “Politik der Großunternehmen”

Smith äußerte die Hoffnung, dass die amerikanische Politik durch Trump mehr auf die “kleinen Leute” schauen würde. “Wir hoffen, dass die Politik der Großunternehmen endlich zu Ende ist.” Für Smith sei mit dem Wahlergebnis ein Traum in Erfüllung gegangen. Kempe entgegente dem, dass es auch ein Alptraum sein könnte, wenn Trump so regiere wie er sich im Wahlkampf gegeben hatte. Es gebe jedoch positive Anzeichen, dass dies nicht der Fall sein werde. So stellte Kempe die “große Rolle” von Vizepräsident als ermutigendes Zeichen hervor. Kempe glaube, dass Trump anders regieren wird, als er vor der Wahl aufgetreten ist. Als Beispiel lieferte er das von Trump angekündigte Verfahren gegen Hillary Clinton, dass er nicht einleiten dürfe, wenn er der Präsident aller Amerikaner sein wolle.

Zerstören Populisten die Glaubwürdigkeit?

Ein Punkt der von der Leyen auf den Plan rief: “Das Trump etwas, was er die ganze Zeit angekündigt hat, dann nicht macht, genau dass ist doch das Gefährliche an Populisten.” Dieses Verhalten der Populisten zerstöre die Glaubwürdigkeit der Politik.

Netz-Aktivistin Nocun kritisierte auch das Verhalten der US-Medien: “Ich würde sagen, die Medien sind zu oft über das Stöckchen gesprungen, dass Trump ihnen hingehalten hat.” Stattdessen hätte man sein Programm inhaltlich hinterfragen sollen. “Gleichzeitig ein riesiges Infrastruktur-Programm, gleichzeitig sollen aber auch keine Schulden gemacht werden und gleichzeitig gehen die Steuern runter? Da ist doch klar, das kann nicht funktionieren.”  Nocun kritisierte zudem Trumps Nähe zu Putin und dessen Vorgehen im Ukraine-Konflikt: “Die baltischen Staaten befürchten, dass ihnen ähnliches passiert wie der Ukraine.” Dies dürfe man nicht zulassen.

Merkel Ansprache als “Beleidigung” verstanden

Trump-Anhänger Smith sah das naturgemäß anders: “Ich denke, ein besseres Verständnis mit Putin könnte nicht schaden.” Die Politik der Russen und anderer Länder sei deren Verantwortung und nicht die der Amerikaner. In dem Zusammenhang griff er auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel scharf an: “Ihre Ansprache gestern war der komplett falsche erste Schritt für eine gute Beziehung mit Trump.” Merkel hatte gesagt, sie wolle mit Trump auf “Basis ihrer gemeinsamen Werte” zusammenarbeiten. Dies könne auch als Beleidigung aufgefasst werden. “Merkel soll erstmal selber in den Spiegel und auf die Probleme in Deutschland schauen, bevor sie den amerikanischen Präsidenten kritisiert.”

“Amerika kann sich nicht einfach zurückziehen”

Dem trat von der Leyen entgegen: “Es ist eben nicht so, dass Amerika sich einfach zurückziehen kann und sagen kann, ‘es ist mir egal, was auf dem Rest der Welt passiert’. Die USA ist ein Land das global auch einen großen Einfluss und enorm viele wirtschaftliche und politische Beziehungen hat.” Amerika sei in ganz vielen Regionen der Welt präsent und könne sich daher nicht einfach aus allen internationalen Themen zurückziehen. In Bezug auf Russland müsse Trump klarstellen, auf welcher Seite er steht, insbesondere bezüglich der Syrien-Krise.

(Red.)

 

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