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Türkischer Professor und Direktor des Topkapi Museums Istanbul ist gebürtiger Vorarlberger.

Bregenz, Alberschwende (VN-stp) „Ich war nach über 35 Jahren wieder einmal zu Besuch bei unseren damaligen Nachbarn in Alberschwende – und auf dem Tisch lag die Adresse meiner 91 Jahre alten Mutter, die noch immer Briefkontakt mit früheren Bekannten aus Alberschwende hält“, schildert Professor Dr. Ilber Ortayli, Direktor des weltberühmten Topkapi Palast Museums in Istanbul, einigermaßen verblüfft seinen ersten Eindruck vom Wiedersehen mit seinem Geburtsland, das er seit seinem bisher einzigen Besuch kaum mehr wieder erkannte.

„1972 habe ich hier meinen 25. Geburtstag gefeiert, seither war ich nicht mehr hier“, kann er sich noch ganz genau erinnern. „Ja doch, einmal bin ich noch auf dem Weg von Deutschland in die Schweiz durchgefahren, aber das zählt ja nicht als Besuch.“
Nach Alberschwende war seine Familie nach dem Zweiten Weltkrieg gekommen. Vom Stalin-Regime wie viele andere von der Krim vertrieben, fanden Ortaylis in Vorarlberg Zuflucht. 1947 kam Ilber hier zur Welt. „Aber als ich 18, 19 Monate alt war, zog meine Familie in die Türkei.“ Kontakte zu Österreich blieben aber über viele Jahre bestehen. Er besuchte die eine österreichische Schule in Istanbul, studierte in Istanbul, Chikago und später auch in Wien. Er spricht mehrere Sprachen, darunter Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Arabisch und publizierte eine Reihe von wissenschaftlichen Büchern, u. a. über den deutschen Einfluss auf das späte Osmanische Imperium. Seit 2004 ist er neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor auch Museumsleiter.
Sein zweiter Besuch (nach 1972) in seinem Geburtsland als nostalgische Reise? „Nein, ich bin hier im Rahmen eines umfassenden Projekts. Alle fünf Jahre werden dabei in den deutschsprachigen Ländern Vorträge und Diskussionsveranstaltungen organisiert, mit denen einerseits die hier lebenden türkischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürger über ihre ursprüngliche Heimat Informationen bekommen, andererseits den Einheimischen Gelegenheit geboten wird, etwas über die Türkei zu erfahren.“ Man müsse sich der Realität stellen, so Ortayli. Im deutschsprachigen Raum leben heute rund drei Millionen Türken. „Und die sind schon in der dritten, ja sogar vierten Generation. Die werden nicht mehr in ihre Heimat, die sie zum Teil kaum mehr kennen, zurückkehren.“ Unter diesem Aspekt müsse auch der Prozess gesehen werden, der auf einen Beitritt der Türkei zur EU abzielt. Im Gespräch mit den „VN“ dämpft er diesbezüglich optimistische Erwartungen. „Es muss noch sehr viel getan werden – auf beiden Seiten.“

Referat in Dornbirn

Als Beitrag dazu referiert Prof. Ortayli heute, Dienstag, 20 Uhr, im Funkhaus in Dornbirn zum Thema „Das Türkenjahr 1683“.

 

Quelle: Peter Strauß

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