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Türkei: Hunderttausende auf der Straße

In der türkischen Hauptstadt Ankara haben am Samstag 300.000 Menschen gegen eine mögliche Kandidatur von Ministerpräsident Tayyip Erdogan um die Präsidentschaft demonstriert.

Aus allen Teilen des Landes reisten die Demonstranten mit Bussen an. Sie versammelten sich zu einer Kundgebung auf dem Tandogan-Platz und vor dem Mausoleum des laizistischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Gegner Erdogans befürchten, dass er und seine Partei eine schleichende Islamisierung des Landes einleiten könnten.

„Die Türkei ist weltlich und wird weltlich bleiben“, riefen die Demonstranten in Sprechchören. Dabei schwenkten sie türkische Fahnen und Atatürk-Bilder. An der hauptsächlich von einem „Verein zur Pflege des Gedankenguts Atatürks“ organisierten Demonstration nahmen auch der türkische Oppositionsführer Deniz Baykal von der Republikanischen Volkspartei CHP und andere Parteiführer teil.

Der türkische Staatspräsident wird vom Parlament gewählt, in dem die islamisch-konservative Regierungspartei AKP eine deutliche Mehrheit hat. Das Parlament wählt im Mai den Nachfolger für den weltlich orientierten Präsidenten Ahmet Necdet Sezer.

Das säkulare Lager will mit der Demonstration die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) davon abbringen, den strenggläubigen Muslim Erdogan als Kandidaten aufzustellen. Die Partei wird ihren Kandidaten voraussichtlich am Mittwoch bekannt geben.

Auch Sezer hatte mit Blick auf die Präsidentenwahlen vor einer islamistischen Gefahr gewarnt. Das säkulare System sei in der größten Krise seit der Staatsgründung 1923, sagte der scheidende Staatschef am Freitag. Nach einer kaum verhüllten Drohung der Armee hatte Erdogan zuvor seine Ansprüche auf das Präsidentenamt zur Disposition gestellt. Die Armee versteht sich als Gralshüterin der Verfassung des Landes, in der eine Trennung von Staat und Religion verankert ist.

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