“Konsumenten sind auf der Suche nach Menschen, denen sie vertrauen können”, sagte Obmann Helmut Schramm, am Dienstag bei der Präsentation der Untersuchung. Hier sehe er eine Chance des Einzelhandels durch Dialoge und Achtsamkeit zu punkten.
Auch der Ort des Verkaufs ist laut der Studie ein relevanter Faktor. Wien sei dank der guten Infrastruktur gut geeignet für den Handel außerhalb des Stadtzentrums. “Die Aufwertung zahlreicher Grätzel in großen Städten bietet neue Möglichkeiten für Shopping-Angebote jenseits des Mainstreams”, erklärte Thomas Huber des Zukunftsinstituts Österreich, das die Studie gemeinsam mit der KMU Forschung Austria erstellte.
Trends im Wiener Modehandel
Die Trends und Zukunftschancen im Wiener Mode-Handel liegen laut der vorliegenden Untersuchung etwa in urbanen Manufakturen, da Handwerk und Qualität gerade nach Krisenzeiten eine große Rolle spielen wird. Weiters erleben auch Händler-Communities eine Renaissance. Dabei handelt es sich um einzelne Geschäfte, die sich zusammenschließen und Events oder Straßenfeste veranstalten, um mehr Besucher anzulocken.
Außerdem nehmen die “Slow-Fashion-Bewegung”, die sich gegen die Wegwerfkultur richtet, und das Konzept der “Green-Fashion” mit veganer Mode oder Bio-Labels immer mehr Platz ein. “Wir sehen ein starkes Anwachsen von sinnhaftem Konsum”, sagte Huber. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit sei in der letzten Zeit gestiegen. Das Wissen über Zusammenhänge zwischen Herstellung in Billiglohnländern oder unter Chemikalienbelastung sowie über Entsorgungsprobleme habe zugenommen und der Wunsch der Konsumenten nach Transparenz wächst.
Touristen sind ein wichtiger Faktor
Auch der Verkauf an Touristen ist laut Huber ein wichtiger Faktor. Schätzungen der KMU Forschung Austria zufolge entfallen zehn bis zwölf Prozent des Einzelhandelvolumens auf Wien-Besucher. Zudem sei Nostalgie-Shopping ein großes Thema. Händler könnten in Zukunft davon profitieren, wenn sie Althergebrachtes mit Modernem verknüpfen. “In Wien treffen Tradition und Trends aufeinander. Das war schon immer ein faszinierender Aspekt”, erklärte Schramm dieses Phänomen.
Weiters sei Beratung im Fachhandel ein großer Pluspunkt im Konkurrenzkampf, erklärte Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria: “Der stationäre Einzelhandel setzt sehr auf die Kompetenz der Mitarbeiter.” Dadurch könne sich dieser vom Online-Handel deutlich abgrenzen.
Zur Situation im Einzelhandel
In Wien arbeiten derzeit 22.600 Beschäftigte mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren in 1.680 Geschäften im Mode-Einzelhandel. Die Frauenquote liegt bei 80 Prozent. Der Gesamtumsatz 2012 (inklusive Umsatzsteuer) betrug brutto zwei Milliarden Euro.
“Insgesamt ist der Modehandel in Wien schon jetzt auf einem guten Weg”, konstatierte Gittenberger. Ein Vergleich der Bilanzjahre 2002/03 und 2010/11 zeige, dass sich deutlich mehr Klein- und Mittelbetriebe in der Gewinnzone befänden. Auch der Eigenkapitalanteil steige weiter an. Allerdings nehme durch den intensiven, europaweiten Verdrängungswettbewerb die Konzentration zu. Während früher inhabergeführte Geschäfte dominiert hätten, werde inzwischen jedes zweite Geschäft von Modehandelsketten betrieben.
Der am Dienstag präsentierten Untersuchung ging eine umfangreiche Feldforschung voraus. Mehr als sechzig Studien zum Thema Trends im österreichischen und europäischen Modehandel wurden bei der Erstellung berücksichtigt. (APA)
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