Rolex, Breitling, Cartier … Dem Plagiat-Händler an der Ecke Nathan und Haiphong Road bleibt die Sprache weg. Hongkong-Touristen mit großen Rucksäcken, Trekkingstöcken und festem Schuhwerk sieht er an dieser Ecke Kowloons selten. Kein Wunder eigentlich, denn der klassische Hongkong-Besucher hakt ein komplett anderes Programm ab: Einkaufen bis zum Umfallen in den Edelboutiquen der Salisbury- Road, Sightseeing auf dem Wasser mit der alten Star Ferry, Fischessen im Lei Jue Mun-Viertel oder ein Spaziergang zum Nachtmarkt in der Temple Road, wo unzählige Hobbyastrologen im Gewirr von gigantischen Leuchtreklamen den Touristen die Zukunft aus der Hand lesen.
Drei absolute Leckerbissen
Dass Hongkong mit den Big Three, den großen Drei, drei absolute Leckerbissen für sportlich ambitionierte Trekker bietet, dürfte selbst in Insiderkreisen noch immer ein Geheimtipp sein: Der 50 Kilometer lange Hongkong-Trail, der mitten auf dem Victoria- Peak, einem der touristischen Höhepunkte Hongkongs, startet, der Lan Tau-Trail, der sich vorbei am Po Lin-Kloster mit der größten sitzenden Buddha-Statue der Welt über 70 Kilometer durch die Insel fräst, und dem 100 Kilometer langen Mc Lehose-Trail in den New Territories, der größten wandertechnischen Herausforderung Hongkongs. Ein Gurkha-Soldat der britischen Armee hält mit 13 Stunden und 18 Minuten den Fabelrekord auf dieser Distanz. Denn selbst gut trainierten Trekkern verlangt der Mc Lehose-Trail mindestens drei stramme Tagesetappen und zwei Zeltnächte ab.
In die Höhe schweben
Gerade noch drängten wir uns mit Tausenden Menschen Leib an Leib in die Tiefen der Metro. Jetzt schweben wir schon mit der Peak-Tram auf Augenhöhe mit der imposanten Skyline Hongkongs in schwindelnder Höhe.
Mitten unter den Wolkenkratzern der China Bank und den Prestigetürmen zahlreicher berühmter Hotelketten auf den Victoria-Peak. Kaum lösen wir uns aus dem kompakten Menschenknäuel mit seiner Kakophonie aus Lautsprecherdurchsagen, Stimmengewirr und polyphonem Handygebimmel, wandelt sich auch schon der komplette Kosmos: So massiv das urbane Hongkong den Horizont bestimmt, so abrupt verschwindet es auf dem Hongkong-Trail aus dem Blickfeld. Eine Weggabelung in das satte, schmatzende Dickicht tropischer Vegetation wird zur Löschtaste für sämtliche Zivilisation.
Komplett umdisponieren
Schon nach ein paar hundert Metern führt der Trail zu einer Panorama-Plattform über dem ansonsten schier undurchdringlichen Grün. Augen und Gehirn müssen abermals komplett umdisponieren. Die landschaftliche Schönheit des chinesischen Inselarchipels trifft einen unvermittelt und das keine 15 Minuten nach der UBahn- Fahrt mit Heerscharen mürrisch dreinblickender Arbeiter auf dem Weg in den Business-Alltag Hongkongs. Würden einen Block nach der New Yorker Wall Street die Malediven auftauchen, hätte dies wohl den gleichen Effekt. Über unzählige Höhenrücken und Treppenstufen führt der Hongkong-Trail 50 Kilometer über Hongkong-Island. Entfernungspfähle im Abstand von 500 Metern sorgen für die bestmögliche Orientierung. Auf dem Höhenzug bei der Trabantenstadt Aberdeen können wir den Bewohnern der umliegenden Wolkenkratzer direkt in den Kochtopf gucken. Gleich darauf verschluckt uns der Dschungel erneut. Bei Jardines Lookout auf 432 Metern Seehöhe reicht der Blick von Nord-Hongkong bis über Kowloon in das Happy Valley. Am 436 Meter hohen Mount Butler passieren wir dann den höchsten Punkt. Trekker, die erschöpft sind, können am Ende der Teiletappe der Mount Parker Road nach Norden bis zur Metro-Station Tai Koo in Quarry Bay folgen. Der rettende Ausstieg mit dem Einstieg in die U-Bahn ist mehrfach möglich. Wir aber gehen weiter. Über den Stausee Tai Tam und die Lan Nai Wan-Bucht, wo die Fischer seit Jahrhunderten in ihren Pfahlbauten wohnen, marschieren wir auf meist chmalen Pfaden zur To Tei Wan-Bucht mit ihrem karibisch anmutenden Sandstrand.
Den Trail durchziehen
Jetzt eine Runde Schwimmen das klingt schon sehr verlockend. Aber wir wollen den Trail durchziehen, und zwar heute noch. Auf dem Dragons Back, einem 270 Meter hohen Bergrücken, quälen wir uns mit steigender Anstrengung durch den Shek- O-Country-Park. Wer sich umdreht, der erkennt, dass die Höhenlinie tatsächlich die Kontur eines schlafenden Drachens bildet. Halbmondförmige weiße Sandstrände und das türkis funkelnde Chinesische Meer lenken auf den letzten Kilometern nochmals von den bereits arg ermüdeten Beinen ab. Endlich, in Shek-Os Big Wave Bay, wissen wir die Segnungen des Hongkonger Nahverkehr-Systems wieder zu schätzen: Nach 50 Kilometern und unzähligen Höhenmetern fahren wir mit der Buslinie 9 und der Metro zurück in den Trubel Kowloons.
Am 1. Juli 1997 wurde Hongkong zurückgegeben
Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China. Finanz-, Geschäfts- und Kulturzentrum ist zentral, im Norden der Insel Hongkong gelegen. Größte Siedlung des Gebietes ist Kowloon im Süden der New Territories. Die an der Mündung des Perlflusses gelegene britische Kronkolonie wurde am 1. Juli 1997 an China zurückgegeben.
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gelmäßig gebildete Halbinsel bilden das Territorium von Hongkong. Die beste Reisezeit ist von Oktober bis April. Während der Sommermonate ist Regenzeit und Monsun zu den hohen Teperaturen kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit, die das Klima sehr unangenehm für Westeuropäer macht.
Berggipfel inmitten von Hongkong
Von den 1104 Quadratkilometern Fläche Hongkongs sind nur etwa 25 Prozent urbanisiert. Dies liegt vor allem an dem sehr bergigen Relief mit vielen steilen Hängen: nur im Norden der New Territories finden sich größere Ebenen. Die höchste Erhebung ist der Tai Mo Shan mit 958 m, der Victoria Peak ist mit 552 m zwar nicht der höchste, aber bekannteste Berg Hongkongs.
Ganz neu: Hongkong National Geopark
glitzernden Wolkenkratzer- Dschungel der asiatischen Mega-City finden Besucher zahlreiche Naturoasen, grüne Hügel, Wälder und viele vorgelagerte Inseln. Was kaum ein Besucher weiß: Mehr als 70 Prozent der Gesamtfläche der chinesischen Sonderverwaltungszone sind Grünflächen 40 Prozent davon Naturparks. Seit Ende 2009 verfügt Hongkong über eine weitere grüne Sehenswürdigkeit den Hongkong National Geopark.
Auf über 5000 Hektar erstreckt sich der Geopark über die Felsenregion der nordöstlichen New Territories und das vulkanische Felsgebiet von Sai Kung. Der neueröffnete Park hat sich neben der Konservierung, der Erziehung und der Nachhaltigkeit vor allem ein Ziel gesetzt Hongkongs spannende Erdgeschichte erlebbar zu machen. Insgesamt acht Wanderwege und zwei Bootstouren führen Besucher entlang der verschiedenen Steinformationen durch die faszinierenden Landschaften.
Teilstrecken des Geoparks wurden auch neu in die Northeast New Territories Islands Hopping Tour mit aufgenommen, die Besucher auf eine interessante Bootstour in das grüne Hongkong entführt.
Das Nachtleben in Hongkong
Hongkong bietet eine Riesenauswahl an Kneipen, Clubs und Restaurants. Westlich orientierte Lokalitäten befinden sich vorwiegend in den Vierteln Lan Kwai Fong, Wan Chai und Soho-Toho.
Gepflegte Parks in der Stadt
Zwischen den Wolkenkratzern gibt es eine Reihe von gepflegten Parks. Der größte ist der Hong Kong Park und der Zoologisch-Botanische Garten in Central, direkt neben dem Finanzzentrum.
Alle Religionen sind vertreten
In Hongkong wird fast jede Religion praktiziert, vorwiegend Buddhismus. Auf der Insel Lantau liegt das Po- Lin-Kloster mit der weltgrößten sitzenden Buddha-Statue, dem Tian Tan Buddha.
Reiseinfos
Anreise: Lufthansa, Emirates und Qatar Airways fliegen Hongkong je nach Saison ab 399 Euro an.
Trekking: Keiner der drei Trails weist größere technische Schwierigkeiten auf. Fitness, Ausrüstung (festes Schuhwerk, ausreichend Flüssigkeit und Camping-Ausrüstung) sind aber unerlässlich.
Veranstalter: Trekkingtouren auf den drei Trekkingpfaden Hongkongs organisiert Kayak and Hike, Paul Etherington, Tel. 00852 9300-5197, E-Mail: paul@kayakand-hike.com, Internet: www.kayak-and-hike.com.
Kartenmaterial: Vorort in fast allen Büchereien oder direkt im Government Publications Centre, G/F, Low Block, 66 Queensway.
Weitere Auskünfte: Hongkong Tourism Board, Tel. 00852 25081234, E-Mail: info@hktourismboard.com, Internet: www.discoverhongkong.com.
VN-srt/N. Eisele-Hein
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