Hier liegen Hoffnungen, Wünsche und Träume. Väter, wie ihre Töchter sie ersehnt haben. Und wie sie wirklich waren. Mitunter klaffen Realität und Fiktion weit auseinander. Dann wiegt die Trauer besonders schwer. Annelies Bleil begleitet Trauernde. Die Hospiz, die sie in Bregenz aufbaute, leistet noch mehr. Aber ist ein wichtiger Part. Wie kam sie dazu?
Ein Vortrag von Caritasseelsorger Ruß-Preis-Träger Elmar Simma gab den Ausschlag. Hingegangen ist sie damals, weil ich bei einer Freundin, die lebensbedrohlich erkrankt war, die letzte Gelegenheit versäumt hatte, sie zu besuchen. Da schwor ich mir, das passiert mir nie wieder.
Ohne Masken
Seither hat sie viel gelernt. Dass Trauer sich nicht abkürzen lässt. Dass sie durchlebt werden muss. Sie mag es, dass Trauer den Menschen die Maske vom Gesicht nimmt. Verletzlich sind sie dann, aber auch ungeschminkt, authentisch.
Bis zu zwei Jahre lang hat sie schon Menschen begleitet, die Verluste nicht verschmerzen konnten. Etwa 70 Prozent der Trauernden kommen ohne fremde Hilfe zurecht. Den anderen 30 Prozent täte es zumindest gut.
Dass ein Gespräch mit ihr befreien kann, glaubt man gern. Annelies Bleil legt den Menschen keine zusätzlichen Bürden auf. Sie sollen nicht um jeden Preis loslassen. Ein Reizwort in ihren Ohren. Wenn eine ältere Frau auch Jahre nach dem Tod ihres Partners noch mit ihm spricht, ihm einen guten Morgen und eine gute Nacht wünscht, was ist daran auszusetzen? Jeder trauert auf seine Weise. Und unterm Strich steht: Wie du bist, so bist du richtig.
Es hat sich viel verändert in den vergangenen elf Jahren. Immer seltener wird anonym gestorben. Immer öfter sind Angehörige bis zum Schluss dabei. Wobei wir auch das nicht zum Dogma erheben. Die Zeit des Abschiednehmens aber, so viel steht fest, ist unwiederbringlich wertvoll. Immer mehr Menschen erleben das. Schätzen es. Erinnern sich daran. Und sei es mit einer Kerze zu Allerheiligen.
ZUR PERSON
Annelies Bleil
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