Hatte das leidige Doping-Thema zum großen Jubiläum der 100. Tour de France dreieinhalb Wochen auf dem Index gestanden, droht der Radsport von den Sünden seiner dunklen Vergangenheit wieder eingeholt zu werden. Drei Tage nach dem großen Finale in Paris könnte die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats für das nächste Beben sorgen.
Dass das Blutdopingmittel EPO angesichts der noch nicht vorhandenen Testverfahren zu der Zeit flächendeckend im Einsatz war, dürfte kaum mehr für Aufsehen sorgen, wohl aber die involvierten Namen. So dürfte es spannend sein, ob die Ermittler tatsächlich Ross und Reiter nennen.
Die Aufregung in der Branche ist jedenfalls groß. Die Vereinigung der Radprofis (CPA) sprach sich bereits gegen die Veröffentlichung der Namen aus, und die Eltern des 2004 gestorbenen Marco Pantani protestierten vorsorglich beim Weltverband (UCI). Der kleine italienische Kletterkönig, später als Dopingsünder überführt, hatte die Skandal-Tour 1998 gewonnen.
Der Festina-Skandal, bei dem Teambetreuer Willy Voet mit rund 400 Ampullen EPO und anderen Dopingpräparaten aufgeflogen war, hatte Polizeiverhöre und Razzien ausgelöst. Viele Teams traten die Flucht an. Nur 14 von 21 Mannschaften erreichten noch Paris.
Seit dem 14. März dieses Jahres hatte die Anti-Doping-Kommission unter dem Vorsitzenden Jean-Francois Humbert insgesamt 84 Personen befragt. Dazu zählte auch der frühere französische Weltmeister Laurent Jalabert. Kurz vor dem Tour-Start hatte die französische Sporttageszeitung “L’Equipe” berichtet, dass in Jalaberts Dopingprobe vom 22. Juli 1998 EPO nachgewiesen worden war.
Sportrechtliche Konsequenzen dürfte der Bericht kaum haben. Zumal auch Analysen der B-Probe nicht mehr herangezogen werden können. So schloss UCI-Präsident Pat McQuaid eine erneute Umschreibung der Tour-Siegerlisten aus.
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