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Tote bei Flugzeugabsturz: Prigoschin auf Passagierliste

In Russland ist ein Flugzeug abgestürzt.
In Russland ist ein Flugzeug abgestürzt. ©APA/AFP/OLGA MALTSEVA
In Russland ist laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Tass ein Flugzeug abgestürzt.

Dabei seien zehn Menschen ums Leben gekommen, hieß es am Mittwoch. Unter Berufung auf die Flugbehörde hieß es, der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, stehe auf der Passagierliste. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija listete ihn wie auch den Kommandanten der Wagner-Gruppe Dmitri Utkin unter den zehn Menschen an Bord der abgestürzten Maschine auf. Die Absturzursache war zur Stunde noch nicht offiziell bekannt. Jewgeni Prigoschin soll zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet worden sein.
Der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin nutzte, bestätigte am Mittwochabend den Tod. Eine offizielle Bestätigung stand noch aus.

Rosawiazija teilte auch mit, dass es sich um Angaben der Fluglinie handelte. Viele Kommentatoren sahen das als Bestätigung für den Tod Prigoschins. Eine direkte Bestätigung von Rosawiazija oder sonst einer offiziellen Stelle in Russland, dass Prigoschin tot ist, gab es allerdings weiter nicht. Zur Absturzursache gab es am Abend noch keine offiziellen Angaben. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein.

Auch eine Stellungnahme der Regierung von Präsident Wladimir Putin stand aus. Prigoschin war bei Putin nach der von ihm angeführten Revolte am 23. und 24. Juni in Ungnade gefallen.

Flugzeugabsturz: Ursache noch unbekannt

Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte von Moskau nach St. Petersburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab. An Bord waren drei Mann Besatzung.

Prigoschin (62) hatte auf den Tag genau vor zwei Monaten mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Bei dem Vormarsch auf Moskau forderten die Meuterer die Ablösung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Sergej Gerassimow. Prigoschin griff aber auch Präsident Wladimir Putin selbst an. Der Kremlchef nannte Prigoschin einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass der Wagner-Chef und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten.

Der mögliche Tod Prigoschins wäre nach Ansicht der US-Regierung keine Überraschung. "Wir haben gesehen, was (über den Absturz) berichtet wurde. Wenn es bestätigt wird, wäre es für niemanden eine Überraschung", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson. US-Präsident Joe Biden wurde nach Angaben des Weißen Hauses nach dem Flugzeugabsturz in Russland über die Lage auf dem Laufenden gehalten.

Telegram-Kanal Grey Zone verbreitete Version eines gezielten Abschusses

Prigoschins Telegram-Kanal Grey Zone verbreitete unterdessen die Version eines gezielten Abschusses. Die Maschine sei über Twer von der Flugabwehr abgeschossen worden, hieß es dort. Der 62-Jährige nutzte den Kanal üblicherweise, um seine Videos zu verbreiten. Überprüfbar war die Behauptung eines Abschusses nicht. "Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands", hieß es in dem Post. "Aber selbst in der Hölle wird er der beste sein!".

Grey Zone schrieb, es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrt gemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet. Grey Zone zog die Behördenversion in Zweifel, wonach Prigoschin auf der Passagierliste der ersten Maschine gestanden habe und getötet worden sei. "Wo Jewgeni Prigoschin letztlich war, dazu gibt es im Moment keine genauen Informationen", hieß es. Der Söldnerführer hatte sich zuletzt am Montag mit einem Video angeblich aus Afrika gemeldet.

Prigoschin auf Passagierliste

Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Prigoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.

Putin warf Prigoschin nach dem offenen Aufstand im Fernsehen Verrat vor und kündigte an, jeder, der die Waffen gegen die Armee erhebe, werde bestraft. Der Machtkampf zwischen Progoschin und Putin wurde nach zwei Tagen unter Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko beendet. Demnach erklärte sich Prigoschin dazu bereit, nach Belarus zu gehen. Im Gegenzug wurde keine Anklage gegen den Söldnerführer in Russland erhoben. Prigoschin und seinen Kämpfern sei Straffreiheit zugesichert worden, sagte damals Regierungssprecher Dmitri Peskow.

Prigoschin hatte selbst im Gefängnis gesessen und später Karriere als Hoflieferant für den Kreml gemacht, daher rührt sein Beiname "Putins Koch". Er soll auch der Geschäftsmann hinter den Trollfabriken in St. Petersburg gewesen sein, die über soziale Netzwerke Einfluss auf westliche Länder zu nehmen versuchten.

(APA/Red)

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