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Toronto: Einvernahme der Piloten geplant

Nach der Bruchlandung des Airbus in Toronto werden Ermittler den Kapitän und den Co-Piloten vernehmen. Das kündigte der Leiter einer Untersuchungskommission der kanadischen Agentur für Verkehrssicherheit an.

Die Besatzung habe dem Tower bei der Landung keinerlei Probleme gemeldet, sagte der Chefermittler Real Levasseur Reportern in Toronto.

Vorbericht: Streit um Schuldfrage

Nach der spektakulären Bruchlandung eines Airbus der Air France in Toronto, den wie durch ein Wunder alle 309 Insassen überlebten, ist ein Streit über die Schuldfrage ausgebrochen. Kanadische Medien wiesen darauf hin, dass der Pilot das Flugzeug möglicherweise zu spät aufgesetzt habe, so dass die verbliebene Landbahnstrecke zu kurz gewesen sei. Air France betonte, dass die Kanadier trotz heftiger Gewitter für die Landung am Dienstagnachmittag (Ortszeit) grünes Licht gegeben hatten.

Aufschluss erhoffen sich die 15 Ermittler beider Länder u.a. von der Black Box, die im Wrack des ausgebrannten Airbus gefunden wurde. Nun werde die Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower, die vom Flugschreiber aufgezeichnet wurde, in einem Labor der kanadischen Agentur für Verkehrssicherheit ausgewertet, sagte der stellvertretende Direktor des Airports von Toronto, Steve Shaw. Real Levasseur von der kanadischen Flugaufsichtsbehörde erklärte, beide gefundenen Geräte seien in einem relativ guten Zustand.

Shaw räumte ein, dass zum Zeitpunkt der Landung die Wetterbedingungen im Luftraum über Toronto kompliziert gewesen seien. Dies werde bei der Ursachenforschung berücksichtigt. Für den Flughafen Toronto sei es jedoch normal, dass er auch bei Gewittern für den Flugverkehr offen bleibe.

Kanadas Verkehrsminister Jean Lapierre bestätigte, dass Aussagen von Passagieren, wonach die Unglücksmaschine zu spät auf der Landbahn aufsetzte, Gegenstand der Untersuchung seien. Ebenso würden die Experten allerdings den schweren Regen, die starken Seitenwinde und ein mögliches Aquaplaning berücksichtigen.

Lapierre wies im Gespräch mit Radio Canada aber darauf hin, „dass nur eine Person die Entscheidung zu landen fällt, und das ist der Pilot. Folglich trägt er auch die ganze Verantwortung für diese Entscheidung“.

Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta sagte vor der Presse in Toronto, die Flughafenaufsicht sei offensichtlich davon ausgegangen, „dass die Bedingungen für eine Landung schwierig seien, diese aber möglich“. Spinetta unterstrich auch, Toronto habe grünes Licht für die Landung gegeben. Die kanadischen Behörden übten indirekt Kritik an dem Copiloten, der sich trotz des Gewitters zur Landung entschlossen habe. Auf dem Flughafen habe Alarmstufe rot gegolten, und die Maschine habe ausreichend Treibstoff zum Erreichen eines anderen Airports gehabt.

Der Airbus A340 war am Dienstag über die Landebahn hinausgeschossen und in ein Waldstück gerast. Obwohl der Jet auseinanderbrach und in Flammen aufging, konnten sich alle 309 Insassen retten.

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