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"Tolle Weiber" in Krumbach

Krumbach - Ein historisches Thema modern verpackt in einem zeitgenössischen Theaterstück erwartet Kulturinteressierte diesen Sommer im Bregenzerwälder Ort Krumbach.

Mit „Tolle Weiber“ hat die Vorarlberger Schriftstellerin Ulrike Längle dem Bregenzerwälder Frauenaufstand gegen die bayerische Herrschaft ein literarisches Denkmal gesetzt. Premiere ist am 12. Juli 2007.

Der Bregenzerwälder Ort Krumbach steht diesen Juli ganz im Zeichen eines historischen Jubiläums. Vor 200 Jahren fand in Krumbach ein Aufstand der Frauen gegen die bayerischen Landesherren statt. Literarisch verarbeitet in ein packendes Theaterstück hat den Stoff die Vorarlberger Schriftstellerin und Leiterin des Franz-Michael-Felder-Archivs Ulrike Längle. Aufgeführt wird „Tolle Weiber“ an wenigstens sechs Abenden unter freiem Himmel, Premiere ist am 12. Juli.

Auf der Grundlage von umfangreichen Quellenstudien in Vorarlberger und bayerischen Archiven hat Ulrike Längle ein Theaterstück geschrieben, das in tragikomischer Weise den historischen, aber immer aktuellen Konflikt zwischen einer modernen Staatsmacht und regionalem Selbstbestimmungswillen sowie zwischen machtlosen Frauen und herrschenden Männern in fesselndes Theater verwandelt. „Und natürlich ist es ein Stück, das zeigt, wie sich unsere Vorfahrinnen gegen die Zumutung gewehrt haben, ihre Söhne, Brüder und Freunde einem Krieg für fremde Interessen zu opfern“, sagt die Autorin.

Klare Bilder. Für die Inszenierung des Fünf-Akters konnte die Gemeinde Krumbach den Vorarlberger Theaterregisseur und künstlerischen Leiter des Theater KOSMOS Augustin Jagg gewinnen. „Die Begebenheiten um den Aufstand der Krumbacherinnen im Jahr 1807 „Tolle Weiber“ sind ein perfektes theatralisches Sujet“, ist Jagg überzeugt. „In der zeitgemäßen, modernen Bühnenumsetzung stehen kräftige Massenszenen neben feinen, berührenden Einzelschicksalen auf der Bühne und erzählen eine Geschichte um den Mut unerschrockener Frauen und die Notwendigkeit regionaler Eigenständigkeit. Man darf – bei allem Respekt – auch „Eigenköpfigkeit“ dazu sagen.“

Bei der Umsetzung des Stoffes legt er Wert auf klare visuelle Eindrücke. „’Tolle Weiber’ besteht aus 20 Szenen mit sehr unterschiedlichen Bildern. Bühnenbild und Bühne selbst sind aus diesem Grund stark abstrahiert. Für den Krumbacher Schulhof hat Bühnenbildner Peter Büchele eine Art Blackbox entworfen, auf der eine nach oben spitz zulaufende Konstruktion aus Weißtannenholz errichtet wird, die in ihrer Geradlinigkeit und Klarheit viel Freiraum lässt für künstlerische Gestaltung.

Schauspieler aus der Region. Bei der Besetzung der Rollen setzt Regisseur Jagg auf Schauspielerinnen aus der Theatergruppe Krumbach und der Region. Die Theatergruppe Krumbach feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. Ebenfalls mit ein Grund für die Gemeinde Krumbach, ein Theaterstück über den Frauenaufstand in Auftrag zu geben.

Die Kostüme der Mitwirkenden sind bodenständig. So werden zum Beispiel die bayerischen Soldaten Uniformen der regionalen Schützenvereine tragen.

Traditionelle Musik modern interpretiert. Einen akustischen Genuss verspricht die musikalische Begleitung des Theaterstücks durch die Bregenzerwälder Formation „Holschtuonarmusigbigbandclub“. Die Holschtuonar arbeiten meist mit bekannten, aus der heimischen Volksmusik stammenden Stücken. Sie deshalb als konventionelle Volksmusikgruppierung zu bezeichnen, wäre jedoch ein Fehler. Allesamt Großmeister auf ihrem Gebiet sind die fünf Musiker bestrebt, diesen traditionellen Musikstil mit sehr innovativen und kreativen Mitteln in neue Sphären zu erheben.

„Tolle Weiber“ – Historischer Hintergrund

Während der Napoleonischen Kriege wurde die Landkarte Europas ständig verändert: Vorarlberg kam 1806 zu den mit Napoleon verbündeten Bayern, die Bregenzerwälder Bauernrepublik wurde abgeschafft. Im Sommer 1807 begannen die Frauen von Krumbach einen Aufstand gegen die neuen Landesherrn, die in großer Zahl Soldaten einzogen und alte religiöse Bräuche wie Prozessionen oder das Wetterläuten verboten. Unter Führung von Christine Heidegger und Magdalena Schoch zogen mehrere Hundert Frauen und Männer nach Bezau, um das Landgericht zu stürmen. Der so genannte „Krumbacher Weiberaufstand“ hatte keinen Erfolg, die Bayern brachten die aufrührerischen Dörfer Krumbach, Hittisau, Lingenau und Langenegg mit dem Einmarsch von 400 Soldaten zur Raison, begnadigten aber schließlich die Aufständischen.

Autorin

Ulrike Längle, geboren 1953 in Bregenz, Mag. Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Franz-Michael-Felder-Archivs, Schriftstellerin. Zahlreiche Publikationen zur österreichischen Literatur. Romane und Erzählungen („Am Marterpfahl der Irokesen“ 1992, „Der Untergang der Romanshorn“ 1994, „Tynner“ 1996, „Vermutungen über die Liebe in einem fremden Haus“ 1998, „Bachs Biߓ 2000, „Seesucht“ 2002 und andere)

Regie

Augustin Jagg, geboren 1960 in Bregenz, Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, Studienzweig Regie, Theaterregisseur, Gründer und künstlerischer Leiter des Theater KOSMOS, Bregenz. Zahlreiche Theaterarbeiten in Österreich, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein.

Bühnenbild

Peter Büchele, geboren 1956 in Bregenz, Unternehmer, Designer. Seit 2005 Aktivitäten in Richtung Bühnengestaltung (Selbststudium und unter anderem Praktikant bei den Bregenzer Festspielen „Royal Palace“). Seit 2006 freier Mitarbeiter im Theater Kosmos (Projektleitung & Organisation & Controlling). Assistenz bei Stefan Pfeistlinger („Untertagblues“ in Bregenz und Theater K.L.A.S./Kärnten), Bühnenbild für Augustin Jagg („19 Stunden“/Hard).

Licht

Stefan Pfeistlinger, geboren 1961 in Klagenfurt, lebt als freier Bühnenbildner und Lichtgestalter in Wien (Bühnenbild / Lichtgestaltung unter anderem für Schauspielhaus Graz / Stadttheater Klagenfurt / Staatstheater Stuttgart / Nationaltheater Weimar / Mladinsko Gledalisce Ljubljana / Theater mbH Wien / Theater der Jugend Wien / Staatstheater Schwerin / Bregenzer Festspiele / Theater KOSMOS Bregenz)

Fact-Box

„Tolle Weiber“. Aufstand der Krumbacherinnen 1807
Freiluftaufführung zum 200 Jahr-Jubiläum des Aufstands Krumbacher Frauen gegen die Bayern

  • Text: Ulrike Längle
  • Inszenierung : Augustin Jagg
  • Ort: Schulhof Krumbach
  • Premiere: Donnerstag 12. Juli, Ausweichtermin ist der 13. Juli,
  • Aufführungen: 14., 15., 19., 21., 22. Juli (Ersatztermine bei Schlechtwetter: 16., 17., 23., 24. Juli)
  • Kartenverkauf: ab Mai über die Raiffeisenbanken Vorarlberg

    (Quelle: Pzwei. Pressearbeit)

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