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Tiroler Galtür begeht zehnten Jahrestag der Lawinenkatastrophe

©APA
Mit einem schlichten Gottesdienst in der Pfarrkirche und einer Feier an der Gedenkstätte begeht der kleine Tiroler Ort Galtür im Hinteren Paznauntal am 23. Februar den zehnten Jahrestag einer der schwersten Lawinenkatastrophen in den vergangenen Jahrzehnten.  Mehrere vergleichbare Orte wie Galtür in Tirol

31 Menschen – sechs Einheimische und 25 Urlauber – waren damals unter den Schneemassen gestorben. 22 Verschüttete wurden lebend geborgen. Nur einen Tag später schlug der “Weiße Tod” im Nachbarort Valzur erneut zu. Dabei kamen weitere sieben Menschen ums Leben.

Zu den Feiern werden viele Angehörige der Verunglückten nach Galtür kommen, um gemeinsam der Katastrophe und des Verlusts zu gedenken. Laut Bürgermeister LAbg. Anton Mattle (V) ist es in den vergangenen Jahren gelungen, mit allen Angehörigen Kontakt zu halten. Zum Teil seien dadurch und durch die gemeinsam Trauerarbeit Freundschaften aufgebaut worden. Die Gedenkstätte befindet sich im Bereich des “Alpinariums” – ein multifunktionelles Gebäude, das in Folge des Lawinenunglückes entstanden ist und ein Informations- und Dokumentationszentrum beherbergt.

Das mediale Interesse sei bisher “größer als erwartet” gewesen, berichtete der Ortschef: “Mit einem gewissen Interessen haben wir ja gerechnet, aber jetzt ist es doch mehr als anfänglich gedacht.” Vor allem deutsche und österreichische Medien hätten reges Interesse gezeigt. Viel Rummel wurde auch durch den Film “Die Jahrhundertlawine” erzeugt. “Wir sehen das Ganze aber als Chance zu zeigen, was wir alles an Sicherheitsmaßnahmen realisiert haben”, betonte Mattle.

Die Katastrophe hatte am 23. Februar 1999 am späten Nachmittag ihren Anfang genommen. Nach lange anhaltenden Schneefällen und seit Tagen gesperrten Zufahrtsstraßen löste sich gegen 16.00 Uhr vom Grieskogel aus über 2.700 Metern Höhe eine Lawine und donnerte mit etwa 30 km/h auf einer Breite von 400 Metern ins Tal. Die gigantischen Schneemassen rissen elf Häuser zum Teil mit sich und kamen erst mitten in Galtür zum Stillstand. Die Lawine hinterließ eine Spur der Verwüstung. Einwohner und Urlauber waren stundenlang auf sich selbst angewiesen. Neun Tote wurden bis zum nächsten Tag von ihnen geborgen. Wegen Schlechtwetters war der Ort erst am darauffolgenden Morgen – 14 Stunden nach dem Unglück – aus der Luft erreichbar. Zusätzliche Rettungskräfte, Lawinenhunde und Medikamente wurden nach Galtür geflogen, Verletzte konnten in die Krankenhäuser gebracht werden.

Am Nachmittag des 24. Februar wurde dann der zu Ischgl gehörende Weiler Valzur von einer Lawine überrascht. Im Rahmen der größten Luftbrücke in der Geschichte Österreichs wurden unter ausländischer Mithilfe fast 18.000 Personen aus dem Tal geflogen. Viele Tote konnten erst Tage nach dem Unglück aus den betonharten Schneemassen geborgen werden. Hunderte Journalisten aus aller Welt berichteten in diesen Tagen live von den Ereignissen.

Die beiden Lawinenabgänge forderten insgesamt 38 Menschenleben. Die Opfer, unter ihnen auch Kinder, stammten neben Galtür und Valzur aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark.

Die Aufräumarbeiten mit Unterstützung des Bundesheeres dauerten mehrere Wochen. Noch im Sommer 1999 wurden in dem 1.600 Meter hoch gelegenen Galtür umfangreiche Lawinenverbauungen in Angriff genommen. Zwei 104 bzw. 360 Meter lange und bis zu zwölf Meter hohe Dämme aus Naturstein wurden in dem 750 Einwohner zählenden Tourismusort errichtet. Unmittelbar dahinter entstand 2003 das “Alpinarium” – ein Dokumentationszentrum über den Lebens- und Kulturraum hochalpiner Regionen. Es enthält eine Gedenkstätte für die Lawinen-Opfer. Auf dem Grieskogel wurde ebenfalls eine Verbauung mit Stahlschneebrücken angebracht. Die zerstörten Häuser wurden unter strengen Bauauflagen wieder errichtet.

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