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Theater an der Wien: Rückkehr zur Oper feiert Jubiläum

Das Theater an der Wien.
Das Theater an der Wien. ©APA/Helmut Fohringer
Seit Jänner 2006 regiert im Theater an der Wien wieder die Oper. Die Geschichte einer ganz besonderen Kulturstätte der Bundeshauptstadt.

Es ist seit zehn Jahren das jüngste der drei Wiener Opernhäuser und als Bau zugleich das älteste. Im Mozartjahr, am 8. Jänner 2006, wurde das Theater an der Wien mit einem Festkonzert der Symphoniker unter Placido Domingo als Opernhaus wiedereröffnet, nachdem es lange als Musicalbühne gedient hatte. Seither hat Intendant Roland Geyer ein neues Kapitel in der Geschichte des Hauses aufgeschlagen.

Im Gegensatz zu Volks- und Staatsoper läuft das Theater an der Wien (TAW) im weltweit dominierenden Stagionebetrieb, zeigt also jeweils eine szenische Inszenierung mehrfach, bevor diese der nächsten Platz macht. So ist im Haus monatlich eine Premiere zu erleben. Deshalb besitzt das TAW auch kein eigenes Ensemble oder Orchester, sondern engagiert sich die Beteiligten jeweils für eine konkrete Produktion, wobei auf Orchesterseite die Wiener Symphoniker, das RSO oder der Concentus Musicus zu den Stammgästen gehören.

Programmatisch setzt Geyer, der einstmals die Festivals KlangBogen und OsterKlang geleitet hatte, nach wie vor auf die grobe Leitlinie “Bis Mozart” und “20. Jahrhundert aufwärts”, auch wenn dieses Schema in den vergangenen Jahren zusehends um Experimente wie Wagners “Fliegender Holländer” im Originalklang, Rossini-Werke oder selten gespielte Stücke erweitert wurde. So hat man sich überraschend schnell als wesentliche Stimme im internationalen Opernbetrieb etabliert. Organisatorisch bildet das knapp 1.200 Sitz- und Stehplätze umfassende Haus gemeinsam mit dem Raimund Theater und dem Ronacher das Triumvirat der Vereinigten Bühnen Wien unter Generaldirektor Thomas Drozda.

Die Geschichte des Theaters an der Wien

Erbaut wurde das jüngste der drei Wiener Vorstadttheater neben dem Theater in der Josefstadt und dem Leopoldstädter Theater 1798 bis 1801. Zur Eröffnung des neuen Theaters an der Wien gab man am 13. Juni 1801 die Oper “Alexander!” von Franz Teyber. Das Libretto schrieb der legendäre Schauspieler Emanuel Schikaneder, welcher das Haus bis 1806 auch leitete. Die ersten beiden Jahre befand sich das mit modernsten Maschinerien ausgestattete Theater in seinem Besitz.

1804 kaufte Freiherr von Braun, der Pächter des Kärntnertortheaters, das Theater. Unter seiner Direktion wurde 1805 Beethovens “Fidelio” uraufgeführt. Finanzieller Nöte wegen musste Braun das Theater 1806 an ein Konsortium abtreten, dessen Mitglieder u. a. die Fürsten Esterhazy, Schwarzenberg und Lobkowitz und die Grafen Palffy waren. In dieser Zeit kamen sowohl Opern als auch Kinderballette und Sprechstücke zur Aufführung. Kleists “Käthchen von Heilbronn” wurde 1810, Grillparzers “Ahnfrau” 1817 erstmals gespielt. Auch diese Konstruktion schlitterte unter maßgeblicher Beteiligung des Grafen Ferdinand Palffy in ein kaufmännisches Debakel. Der nächste Pächter, Carl Carl, machte aus dem Haus das führende Wiener Vorstadttheater.

Carl engagierte den populären Ferdinand Raimund vom Josefstädtertheater und warb Johann Nestroy vom Kärntnertortheater ab. Bis 1844 wurden all seine Stücke im TAW uraufgeführt, was in der Wiener Theaterszene nicht unbedingt nur gutgeheißen wurde. 1845 ersteigerte Franz Pokorny, Theaterdirektor in Preßburg, das Theater und machte es zu einem Opernhaus. Jenny Lind etwa feierte Triumphe als “Norma”. Der nächste Direktor, Friedrich Stampfer, und nach ihm die Sängerin Marie Geistinger etablierten ab 1862 die Operette für die nächsten Jahrzehnte. 1874 sang Geistinger die erste “Rosalinde” in der “Fledermaus”. Auch Franz Lehars “Lustige Witwe” oder Emmerich Kalmans “Gräfin Mariza” hatten hier Premiere. Das Sprechstück dagegen wurde wieder in den Hintergrund gedrängt.

Entwicklung zur Musicalbühne

Während des Zweiten Weltkrieges stand das Haus leer. 1945 machte das Ensemble der zerbombten Wiener Staatsoper das TAW zu seiner Ausweichbühne bis zur Fertigstellung der neuen Staatsoper 1955 und damit zur Mozartbühne schlechthin. Ideen, das Haus durch eine Garage oder durch ein Kaufhaus zu ersetzen, werden glücklicherweise nicht weiterverfolgt, sondern die Stadt Wien kauft 1960 das Gebäude und veranlasst einen Umbau der Bühne. 1962 wurde es als Festspielhaus der Wiener Festwochen wieder eröffnet. Legendär waren etwa die Opernaufführungen von Alban Bergs “Lulu” oder Richard Strauss’ “Daphne” unter Karl Böhm.

Rolf Kutschera, Peter Weck und Rudi Klausnitzer machten das akustisch hervorragende Theater schließlich ab Mitte der 1960er zur erfolgreichen Musicalbühne, die mit Uraufführungen und deutschsprachigen Erstaufführungen von sich reden machte. Unter Weck als Intendant ab 1983 wurden etwa Andrew Lloyd Webbers “Cats” oder der Dauererfolg “Elisabeth” von Michael Kunze und Sylvester Levay gespielt. 2001 feierte das Theater an der Wien seinen 200. Geburtstag als Musicalhaus. Am 4. Dezember 2005 wurde mit der 1.752. Vorstellung von “Elisabeth” diese Ära beendet. Seit dem 8. Jänner 2006 regiert nun wieder die Oper und damit frischer Wind die altehrwürdige Bühne.

(APA, Red.)

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