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The Horrors im Flex: Losgelöst von Raum und Zeit

Faris Badwan, der Sänger der britischen Band "The Horrors"
Faris Badwan, der Sänger der britischen Band "The Horrors" ©EPA
Die britische Band The Horrors präsentierten am Samstag im Flex ihr drittes Album "Skying". Die Formation hat sich mit dem neuen Werk endgültig von Genre-Zwängen und dem Erwartungsdruck nach dem gehypten Vorgänger "Primary Colours" befreit. Live spielte sie in Wien ihre hypnotisierenden Soundpanoramen noch konsequenter und ausufernder.

Was wurde nicht alles über The Horrors gesagt und geschrieben, von wegen düsterer Alternative zu Acts wie Franz Ferdinand, erweiterter Einflüsse von Can bis Neu! sowie New Wave. Und, dass man sich in “Skying” (Beggars Group) erst richtig reinfallen lassen muss, um sich in dem Konglomerat diverser Stile pudelwohl zufühlen. Am gestrigen Abend war alles vorhanden und perfekt arrangiert: Gitarren- und Synthieflächen – mal abwechselnd, mal aufeinanderprallend -, abgefahrene psychedelische Songs, die sich großartig wie in einer Endlosschleife dahinschleppten, die bedrohlich wirkenden Nummern und (wenn auch wenige) fast schon fröhlich anmutende Gassenhauer (“I Can See Through You”).

The Horrors und der Sinn für das Wesentliche

Untermalt von grellen, effektiven Visuals auf der Videowall an der Bühnenrückseite, die Musiker wirkten dabei wie Schattenfiguren, entfaltete sich die Lieder live mehr als auf Platte (so befreite sich etwa “Still Life” aus der Melancholie und lud zum Tanzen ein). Mit viel Sinn für Dramaturgie setzen The Horrors auf Veränderung und Abwechslung, zusammengehalten von der charismatischen Stimme ihres Sängers Faris Badwan. Postpunk prallte im von Zigarettenqualm vernebelten Club Flex auf New Wave, Indie- auf Krautrock, chic aufbereitet, laut, mit lässiger Distanz vorgetragen, stets homogen und mit einer wohldosierten Prise Pathos.

Am Ende schrie Badwan gegen über Minuten ausdehnende Gitarrenfeedbacks, unterlegt von einem treibenden Drumbeat. Der Titel “Moving Further Away” hatte viel Wahrheit in sich – The Horrors lösten sich von Raum und Zeit, Ähnlichkeiten zu großen Vorbildern wurden zur Nebensächlichkeit. Harmonische Strukturen und schräge Momente, Dröhnorgien und Melodien, Eingängigkeit und experimentelle Klangspielereien vermischten die Briten zu einem sinnvollen Ganzen. Dass der Auftritt von The Horrors nur knapp 75 Minuten dauerte, war bei der Intensität keine Enttäuschung.

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