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Testosteronparty im Gasometer: Kultband Slayer

©APA
Die US-Band Slayer machte am Sonntagabend mit einem entfesselten Auftritt klar, dass sie immer noch das Härteste ist, was Musik zu bieten hat. Brutal, technisch perfekt, kompromisslos und derb dröhnten die Könige des Thrash-Genres- passend zur Botschaft, die Sänger Tom Araya in den Saal schrie: "God hates us all!"

Bei der Testosteronparty im ausverkauften Wiener Gasometer lag ein Geruch von Bier und Schweiß liegt in der dampfenden Luft, ein überwiegend männliches Publikum übte sich unermüdlich im Headbangen, eine Wand aus Lärm wälzte sich über die Köpfe: alle waren sie gekommen um die US-Kultband „Slayer“ zu sehen.

“Thrash” ist die wildere Ausdrucksform des Heavy Metal, mit ultraschnellen Gitarrenriffs, treibenden Drums und Gebrüll statt Gesang. Die “Unholy Alliance Tour” führte die Miterfinder des Stils, Slayer, wieder einmal in die Bundeshauptstadt. Und auch wenn die Vorgruppen, darunter die großartigen Mastodon, mit aller Kraft versuchten, gemein zu klingen, so sind die Urväter immer noch die einzig wahre “Wurzel alles Bösen” (wie es in einem ihrer Songtexte heißt). Die kalifornischen Schlächter jeglicher Melodie haben seit ihrer Gründung 1981 – im Gegensatz zu Kollegen wie Metallica – keinen einzigen Schritt in Richtung Mainstream gemacht und auch keine Veränderung im Sound zugelassen.

“Reign In Blood”, vor mehr als 20 Jahren erschienen und vom späteren Johnny-Cash-Keativpartner Rick Rubin produziert, heißt das Genre-Meisterwerk, das Slayer im Gasometer quasi als Zugabe in einem Durchlauf komplett spielten – inklusive dem textlich äußerst dummen “Angel Of Death”, dem unkritischen Song über Josef Mengele. Die Band, mit einem Exil-Kubaner und einem Chilenen in der Besetzung, musste sich dafür besonders gegenüber deutschsprachigen Medien während ihrer gesamten Karriere rechtfertigen. Mit dem Resultat: je umstrittener, desto erfolgreicher.

Blood and Death

Provokation gehört bei Slayer zur Show: Araya, der seine Kinder christlich erzieht, plärrte Hasstriaden gegen Religion (“Jesus Saves”, “Cult”) heraus, erzählte von Serienkillern und Wahnsinn (“Season In The Abyss”), der Hölle (“South Of Heaven”), dem Krieg (“Jihad”, “War Ensemble”, “Chemical Warfare”) und dem Leben der Verdammten nach dem Tod (“Live Undead”). So wie die Worte ließ der Ton keinerlei Feingefühl zu: Die Gitarristen Jeff Hanneman und Kerry King, der mit seinem Instrument verwachsen schien und Ketten um die Hüften trug, fetzten sich in die Gehörgänge, Araya, der unermüdlich seine Mähne kreisen ließ, malträtierte seinen Bass und Ausnahmeschlagzeuger Dave Lombardo prügelte sein Instrument ins Nirwana.

Ja, Slayer sind im Grund konservativ. Da gibt es keinerlei Weiterentwicklung, keine Altersweisheit, keine Spur von Annäherung an den Zeitgeist, kein bisschen Bereitschaft, von plumpen Themen abzuweichen. Aber ihr Sound bleibt einzigartig, unverfälscht, wunderbar roh und brachial – Lärm von höchstem Niveau. Darum pilgern auch jene zu den Konzerten, die sonst so gar nichts mit Metal am Hut haben: Weil 90 Minuten Slayer jedes Training in der Kraftkammer ersetzen. (APA)

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