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Terror in Wien: Kein Hinweis auf zweiten Täter

Die Regierung hält angesichts des Anschlags in der Wiener Innenstadt heute, Dienstag, um 9 Uhr - per Videokonferenz - einen Sonderministerrat ab.
Die Regierung hält angesichts des Anschlags in der Wiener Innenstadt heute, Dienstag, um 9 Uhr - per Videokonferenz - einen Sonderministerrat ab. ©APA
Bei dem Anschlag Montagabend in der Wiener Innenstadt sind fünf Menschen ums Leben gekommen. Vier davon sind Opfer, bei ihnen handelt es sich um zwei Frauen und zwei Männer.
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Mehrere Tote und Verletzte in Wien

Update Dienstag 14.50 Uhr: Nach dem islamistischen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt gab es am Dienstag vorerst keine Hinweise auf einen zweiten Täter. Das sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Nachmittag.

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Vier Menschen und der Täter wurden getötet, insgesamt 22 weitere Menschen verletzt. Im Umfeld des Täters fanden in Wien und Niederösterreich 18 Hausdurchsuchungen statt, 14 Personen wurden vorläufig festgenommen. Wien. Trotzdem wurde eine erhöhte Sicherheitswarnung aufrechterhalten. Der angeschossene Beamte befand sich laut dem Innenminister nach einer Operation in stabilem Zustand.

Täter identifiziert

Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gegenüber der APA am Vormittag betonte, hat es sich beim erschossenen Attentäter mit dem Namen Kujtim Fejzulai zweifelsfrei um einen Anhänger der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Der Attentäter besaß neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft.

Am 5. Dezember wurde er vorzeitig bedingt entlassen - er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes (JGG). Von Polizeikräften erschossen wurde der 20-Jährige in der Nähe der Ruprechtskirche, teilte der Innenminister mit.

Wie Nehammer im Gespräch mit der APA darlegte, haben bereits umfangreiche Großrazzien im Umfeld des Täters stattgefunden. Konkret wurden 15 Hausdurchsuchungen vorgenommen und mehrere Personen festgenommen.

Viertes Todesopfer

Nach dem Anschlag in Wien ist ein weiteres Todesopfer zu beklagen. Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der APA bestätigte, ist eine Frau im Alter zwischen 40 und 50 Jahren in der Klinik Ottakring - dem ehemaligen Wilhelminenspital - gestorben.

Der fünfte Tote ist ein Attentäter, der mittlerweile identifiziert wurde. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sprach bei einer Pressekonferenz Dienstag früh von einem "Anschlag von mindestens einem islamistischen Terroristen". Demnach war der Angreifer "Sympathisant der Terrormiliz IS". Ob es sich bei dem getöteten Attentäter um einen Einzeltäter gehandelt hat oder Komplizen noch auf der Flucht sind, ist noch immer nicht ganz geklärt.

Toter Angreifer ist identifiziert

Die Behörden gehen nach wie vor davon aus, dass mehrere Attentäter an dem Angriff beteiligt waren und hielten ihre Warnungen, zuhause zu bleiben und insbesondere die Innenstadt zu meiden, aufrecht. Der getötete Angreifer trug dem Innenminister zufolge eine Attrappe eines Sprengstoffgürtels, er ist namentlich identifiziert. Der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete, dass noch in der Nacht seine Wohnung mit Sprengstoff geöffnet wurde und eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde.

Sieben Polizisten machten demnach am Montagabend im Zuge der Terrorattacke von ihren Dienstwaffen Gebrauch. Laut dem Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl wurde der Angreifer um 20.09 Uhr von Beamten der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) "neutralisiert".

Terroranschlag in Wien

Mehrere Männer mit Langwaffen und Pistolen hatten wahllos auf Passanten und Lokalbesucher in einem Ausgehviertel geschossen. Mindestens ein Täter ist noch flüchtig und wird von der Polizei als sehr gefährlich eingestuft.

Ein weiterer Täter wurde von Sicherheitskräften erschossen. Die Polizei rief die Bevölkerung dringend dazu auf, in den Häusern zu bleiben und nicht auf die Straßen zu gehen.

Die Schulpflicht in der Bundeshauptstadt wurde für Dienstag ausgesetzt.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach in einer ersten Reaktion von einem "widerwärtigen Terroranschlag". Man werde sich diesem Terror nicht beugen und "diese Angriffe mit allen Mitteln entschieden bekämpfen".

Über die Herkunft und das Motiv der Täter wurde offiziell noch nichts bekannt gegeben, ausländische Medien berichten, dass es sich um IS-Anhänger handle.

Die deutsche "Bild"-Zeitung zeigte ein verpixeltes Fotos des mutmaßlichen Drahtziehers schwer bewaffnet mit einem automatischen Sturmgewehr, einer Pistole und einer Machete.

Der Angriff hatte gegen 20 Uhr im belebten Ausgehviertel Bermuda-Dreieck begonnen, in dem kurz vor Beginn neuer Corona-Ausgangssperren und bei lauem Wetter viele Menschen unterwegs waren.

Nach dem ersten Notruf bei der Polizei und dem Eintreffen der Einsatzkräfte kam es in weiterer Folge zu Schießereien zwischen der Polizei und den Tätern. Ein Polizist wurde dabei angeschossen und schwer verletzt. Insgesamt wurden 15 Menschen verletzt, viele davon schwer. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sprach vom "schwersten Tag für Österreich seit sehr vielen Jahren".

Ermittlungen laufen in Wien

Der Großeinsatz der Exekutive lief in der Nacht weiter. So waren 150 Cobra- sowie 100 Wega-Beamte im Einsatz, dazu kamen mehrere 100 Streifenpolizisten sowie Kräfte in zivil. Die Gefahrenabwehr werde mit aller Kraft sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Auch werden in Absprache mit den Partnerländern verstärkt Kontrollen an den österreichischen Grenzen vorgenommen. Weitere Schäden müssen hintangehalten werden, sagte Pürstl.

Bundesheer unterstützt Polizei

Auch das Bundesheer wurde aktiviert. Soldaten übernahmen den gesamten Objektschutz in der Bundeshauptstadt, um die Polizei zu entlasten und Teile des Jagdkommandos wurden zur Unterstützung der Terrorismusbekämpfung bereitgestellt.

National und international zeigten sich Politiker entsetzt über den blutigen Anschlag und erklärten sich solidarisch mit Österreich. Bundeskanzler Kurz bedankte sich bei den Einsatzkräften und kondolierte den Angehörigen der Opfer.

"Werden Demokratie verteidigen"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich "tief betroffen": "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl ist bei den Opfern, Verletzten und deren Angehörigen. Wir werden unsere Freiheit und Demokratie gemeinsam und entschlossen mit allen gebotenen Mitteln verteidigen."

Internationale Stimmen

Auch zahlreiche europäische Politiker verurteilten den Terroranschlag. Als einer der ersten twitterte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Deutsch: "Wir Franzosen teilen den Schock und die Trauer der Österreicher nach einem Attentat in ihrer Hauptstadt Wien. Nach Frankreich ist es nun ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nicht nachgeben."

(APA)

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