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Terri: Eltern gehen vor Oberstes Gericht

Zum fünften Mal haben die Eltern der amerikanischen Koma-Patientin Terri Schiavo das Oberste Gericht der USA angerufen, um in letzter Minute eine Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung durchzusetzen.

In ihrem Eilantrag machten die beiden Katholiken am Mittwoch eine Verletzung des Grundrechts der Religionsfreiheit geltend. Der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, beantragte unterdessen das staatliche Sorgerecht für die 41-jährige Patientin.

Der Bruder von US-Präsident George W. Bush stellte den entsprechenden Antrag am Mittwoch zusammen mit den Sozialbehörden vor dem Staatsgericht von Florida. Darin wird der Vorwurf der Vernachlässigung erhoben und die bisherige medizinische Diagnose in Frage gestellt. Der Antrag stützt sich auf die Meinung eines staatlichen Neurologen, der Schiavo am Krankenbett besuchte, sie aber nicht untersuchte. William Cheshire ist Bioethiker und aktives Mitglied in christlichen Organisationen. Mit einer Gerichtsentscheidung wurde noch am Donnerstag gerechnet.

Rechtsexperten räumten beiden Anträgen wenig Erfolgschancen ein, zumal es der Supreme Court in Washington schon früher abgelehnt hat, sich zu diesem Fall zu äußern. Der zuständige Richter am Staatsgericht in Florida ist seit Jahren mit dem Fall vertraut und hat im Februar die Entfernung der Magensonde angeordnet.

Auf Betreiben von Schiavos Ehemann Michael wurde die künstliche Ernährung der Patientin in der Klinik von Pinellas Park am Freitag vergangener Woche eingestellt. Ein Sondergesetz, das die republikanische Mehrheit im Kongress am Wochenende im Eilverfahren verabschiedet hat, ermöglichte danach die Intervention eines Bundesrichters. Dieser lehnte es aber ebenso ab, die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung anzuordnen, wie das Berufungsgericht in Atlanta. Das Weiße Haus erklärte am Mittwoch, seine juristischen Mittel seien nun ausgeschöpft.

Die Eltern Bob und Mary Schindler streiten schon seit sieben Jahren mit ihrem Schwiegersohn um die Fortdauer der künstlichen Ernährung. Schiavo liegt seit 15 Jahren in einem Wachkoma. Nach Einschätzung der Ärzte wird sie ohne die Versorgung über eine Magensonde innerhalb von ein bis zwei Wochen sterben. Die Augen von Terri Schiavo seien eingesunken, und ihre Haut sei ausgetrocknet, sagte die Anwältin der Eltern, Barbara Weller.

Vor der Klinik haben sich Mitglieder konservativer Gruppen versammelt, die für eine Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung demonstrieren. 13 Personen wurden bei dem Versuch festgenommen, der Koma-Patientin Wasser zu bringen.

Mitglieder beider Lager des US-Kongresses warfen sich unterdessen gegenseitig vor, politischen Profit aus dem Fall ziehen zu wollen. Der demokratische Abgeordnete Robert Wexler aus Florida beschuldigte die Republikaner, Schiavo als Faustpfand für einen Kotau gegenüber der konservativen Basis zu nutzen. Der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Tom DeLay, brachte den Fall in Verbindung mit „Angriffen auf die konservative Bewegung, auf mich und viele andere“. DeLay war zuletzt im Zusammenhang mit Auslandsreisen in die Kritik geraten.

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