AA

Tempo 90, Nachtfahrverbot und mit 60 zum Arzt?

Die im März präsentierten Vorschläge für die neuen EU-Führerscheinregelungen haben seit ihrer Vorstellung für Wirbel und Unsicherheiten gesorgt. VOL.AT hat sich in Vorarlberg umgehört.

In Österreich gibt es Diskussionen und Kontroversen über eine vorgeschlagene EU-Richtlinie, die die Sicherheit im Autoverkehr erhöhen soll. Auch in Vorarlberg sind die Meinungen geteilt. Hier sind die wichtigsten Punkte:

  1. EU-Vorschlag: Die EU-Kommission hat einen Vorschlag vorgelegt, wonach ältere Menschen regelmäßige Prüfungen ihrer Fahrtauglichkeit durchführen sollen.
  2. Details des Vorschlags: Menschen über 70 sollen alle fünf Jahre entweder eine Selbsteinschätzung ausfüllen oder eine ärztliche Untersuchung durchführen. Die Berichterstatterin des EU-Parlaments schlägt zusätzliche Beschränkungen vor: Eine Verlängerung des Führerscheins nach einer ärztlichen Untersuchung für Menschen über 60 nur um sieben Jahre, über 70 nur um fünf Jahre und über 80 nur um zwei Jahre.
  3. Österreichische Reaktionen:
    • Die Verkehrsministerin, Leonore Gewessler, und andere Politiker kritisieren den Vorschlag als praxisfern und nicht datenbasiert.
    • Gewessler betont die Bedeutung der Verkehrssicherheit, sieht jedoch keinen signifikanten Anstieg von Unfällen durch ältere Fahrer in den Statistiken.
    • Der Präsident des Pensionistenverbandes, Peter Kostelka, und die Seniorenbund-Präsidentin, Ingrid Korosec, sehen den Vorschlag als Altersdiskriminierung.
    • Die ÖVP, SPÖ und der Autofahrerklub ARBÖ kritisieren ebenfalls den Vorschlag. Die ÖVP sieht ihn als Angriff auf die individuelle Mobilität. Die SPÖ begrüßt zwar das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren, lehnt jedoch automatische Nachprüfungen aufgrund des Alters ab.
  4. Ausblick: Der Vorschlag muss noch verschiedene parlamentarische Hürden überwinden und mit den EU-Ländern verhandelt werden. Es wird erwartet, dass die endgültige Richtlinie von dem aktuellen Vorschlag abweicht.

Was sagen Menschen in Vorarlberg?

Einige Vorarlberger begrüßen die Vorschläge, andere reagieren weniger begeistert. VOL.AT hat sich in Dornbirn umgehört und Passanten nach ihrer Meinung befragt.

Lukas (16), angehender L17-Führerscheinbesitzer:

Es ist enttäuschend, dass Neulinge laut Vorschlag nur mit 90 km/h auf der Autobahn unterwegs sein dürfen und das Nachtfahrverbot besonders diejenigen treffen wird, die nachts arbeiten müssen. Allerdings sieht er den Vorschlag, ältere Personen ab 60 regelmäßig medizinisch überprüfen zu lassen, positiv.

Frau Hämmerle aus Lustenau (80):

Für Frau Hämmerle hängt alles davon ab, wie lange die Neulinge die 90 km/h-Grenze einhalten müssen. Das Nachtfahrverbot lehnt sie ab, denn sie glaubt, dass die jungen Fahrer dadurch nicht genügend Erfahrung sammeln können. Bezüglich der medizinischen Untersuchungen für ältere Fahrer ist sie zwar prinzipiell dafür, jedoch unsicher, ob sie diese Regelung selbst einhalten würde.

Marco (17) und Anton (17), Führerscheinanfänger:

Marco glaubt, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung eine sinnvolle Sicherheitsmaßnahme darstellen soll. Anton hingegen wünscht sich nach Führerscheinerwerb die gleichen Rechte wie andere Autofahrer. Beide jungen Männer sind gegen das Nachtfahrverbot, besonders da die öffentlichen Verkehrsmittel nachts eingeschränkt sind. Bei der Frage nach regelmäßigen Kontrollen für ältere Fahrer sind sie sich einig: Diese sind wichtig.

Manfred aus Schruns:

Manfred könnte sich mit der 90 km/h-Beschränkung für Neulinge anfreunden, sofern diese zeitlich begrenzt ist. Das Nachtfahrverbot lehnt er jedoch ab. Bei älteren Fahrern vertritt er die Meinung, dass jeder selbst wissen sollte, ob er noch fahrtüchtig ist, da man auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann.

(VOL.AT)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Tempo 90, Nachtfahrverbot und mit 60 zum Arzt?