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Telekom: 887 Mitarbeiter dienstfrei

Die Telekom Austria hat 2009 den harten Wettbewerb voll zu spüren bekommen, aber trotzdem einen deutlichen Betriebsgewinn erzielt. Bereinigt um Verkäufe und Rückstellungen sieht die Bilanz 2009 aber weniger rosig aus.

Mittlerweile sind in Österreich 887 der rund 10.000 Mitarbeiter dienstfrei gestellt, da das Management nach Eigenangaben keinen passenden Job für sie hat und sie unkündbar sind. Gleichzeitig wurden 260 Personen neu eingestellt, davon 65 Lehrlinge. 500 Mitarbeiter schieden über Sozialpläne aus. Insgesamt hat die Telekom im In- und Ausland 16.573 Mitarbeiter.

Auch heuer sollen Mitarbeiter gehen, Kündigungen werde es aber keine geben, so Telekom-Chef Hannes Ametsreiter bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch. Der Abbau erfolge weiterhin über natürliche Fluktuation, Sozialpläne und den Wechsel in den Verwaltungsdienst der Polizei. Bisher sind 33 Beschäftigte zur Sicherheitswache gegangen. Der Wechsel sei am Anfang noch schleppend verlaufen, inzwischen funktioniere er aber recht gut. Insgesamt scheiden pro Jahr rund 400 Personen freiwillig aus, primär allerdings in der Mobilkom. Im Festnetzbereich sind rund 90 Prozent der Beschäftigten beamtet.

Das börsenotierte teilstaatliche Unternehmen erwirtschaftete im Vorjahr einen Umsatz von 4,802 Mrd. Euro, ein Rückgang von 7,1 Prozent. Der Jahresüberschuss drehte von minus 48,8 auf plus 94,9 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag mit 343,9 Mio. Euro um 185 Prozent über dem Vorjahr – bereinigt gab es ein Minus von 7,6 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich im Jahresvergleich auf 1,749 Mrd. Euro. Der Gewinn je Aktie drehte von minus 0,11 auf plus 0,22 Euro. Die Nettoverschuldung reduzierte sich um 9,5 Prozent auf 3,615 Mrd. Euro, teilte die Telekom am Mittwoch mit.

Die gesunkenen Umsätze führt die Telekom auf niedrigere Erlöse sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz und auf Wechselkursdifferenzen zurück. Am Ausblick für 2010 hielt der Marktführer fest (Dividende: 0,75 Euro) – “ohne Berücksichtigung der Zusammenlegung der heimischen Geschäftstätigkeiten”, hieß es. Das in Südosteuropa stark vertretene Unternehmen erwartet auch 2010 ein schwieriges Marktumfeld. Es wird ein Umsatz von 4,7 Mrd. Euro prognostiziert, das Ebitda solle bei 1,6 Mrd. Euro liegen. Beides wäre ein leichter Rückgang gegenüber 2009. Ein massiver Ausbau der Glasfaserinfrastruktur – Stichwort Next Generation Network NGN – ist nicht geplant, heißt es in der Aussendung der Telekom. Der “primäre Fokus” liege “nach wie vor auf dem operativen Cash-Flow”, der sich 2010 auf rund 800 Mio. Euro belaufen werde.

“Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes erzielte die Gruppe ein respektables Ergebnis im Jahr 2009. Wir fokussierten auf effektives Kostenmanagement in beiden Segmenten und die Senkung der operativen Aufwendungen. Dadurch dämpften wir die Auswirkungen der niedrigeren Umsätze auf das Ebitda”, so Ametsreiter. Rund ein Drittel der Einsparungen 2009 seien auf den Mitarbeiterabbau zurückzuführen. “Die Zeit des Wachstums ist im Mobilfunk vorbei, die Branche steht unter enormen Preisdruck und Verdrängungswettbewerb”, gab der Telekom-Chef zu bedenken. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunden im Mobilfunk lag 2009 bei 23,6 Euro nach 28,6 Euro im Jahr zuvor. Gleichzeitig stiegen die Aufwendungen zur Kundengewinnung alleine im vierten Quartal von 15,9 auf 17 Mio. Euro.

2009 ließen auch die bisher boomenden Mobilfunkanbieter im Ausland aus. Bei der Mobiltel in Bulgarien gab der Umsatz um 7,9 Prozent nach, bei der Velcom in Weißrussland um 3,2 Prozent, bei der kroatischen Vipnet um 8,9 Prozent, bei der slowenischen Si.mobil um 4,9 Prozent. Bei den “Start-up”-Unternehmen in Serbien (Vip mobile) gab es ein Plus von 36,8 Prozent, bei Vip operater von 82,4 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Mobilkom in Österreich gab der Umsatz um 5,6 Prozent nach.

Trotz intensiver Konkurrenz großer internationaler Konzerne (Deutsche Telekom, France Telecom, Hutchison) hält die Telekom Austria – Festnetz und Mobilfunk zusammengerechnet – hierzulande einen Marktanteil von 48,7 Prozent. Insgesamt habe es bei den Kombiprodukten im Jahresvergleich ein Plus von 50 Prozent gegeben. Und dem habe man nun mit der angekündigten Fusion von Festnetz und Mobilfunk zur A1 Telekom Austria Rechnung getragen.

Dies wiederum lässt bei den Mitbewerbern sämtliche Alarmglocken schrillen. “Wir glauben, dass diese Zusammenlegung die derzeit vorhandenen Remonopolisierungstendenzen verstärken könnte, wenn nicht vonseiten der Regulierung sichergestellt wird, dass effektiver Wettbewerb möglich wird”, kommentierte ISPA-Generalsekretär Andreas Wildberger das Vorhaben des Marktführers. Eine nachhaltige Lösung könne mit einer Abtrennung des Infrastrukturbereichs der Telekom am besten erreicht werden.

Lob hingegen kam von der ÖVP. Telekommunikations-Sprecherin Karin Hakl: “Damit stellt sich die Telekom Austria Group als moderner Telekomkonzern auf. Ich gratuliere dem Aufsichtsrat zu dieser richtungsweisenden Entscheidung.” Beim gestrigen Aufsichtsrat hatte der Telekom-Betriebsrat gegen die Fusion gestimmt, der Mobilkom-Betriebsrat aber dafür.

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