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"Teil des Kreislaufs werden": Wiedereröffnung des Waldfriedhofs am Kahlenberg

Grabsteine wird es künftig keine mehr geben.
Grabsteine wird es künftig keine mehr geben. ©VIENNA.at
Der Waldfriedhof am Kahlenberg wird mit Oktober wiedereröffnet. Während früher ausschließlich prominenten Menschen dort ihre letzte Ruhe fanden, können die Bestattungsplätze nun von der gesamten Bevölkerung genutzt werden.
Bilder des Waldfriedhofs

Mit 16. Oktober ist der Waldfriedhof am Kahlenberg offiziell eröffnet. Historische Persönlichkeiten wie die schönste Wienerin zur Zeit des Wiener Kongresses Karoline Traunwieser, der rosarote Prinz Carl Joseph Lamoran de Ligne und Kulturprälat Leopold Ungar fanden dort bereits ihre letzte Ruhe. Damals war der Friedhof ausschließlich prominenten Persönlichkeiten vorbehalten – das soll sich nun ändern. Ab Oktober 2019 kann der Friedhof von der gesamten Bevölkerung genutzt werden. Unter dem Motto "Tradition erhält neues Leben" steht er nun für Naturbestattungen zur Verfügung.

Nachfrage und Friedhof vorhanden: Zusammenarbeit entstand

Der Kahlenberger Friedhof ist nicht nur ein historisch spannender Ort und der höchstgelegenste Friedhof in Wien, sondern laut Peter Schauer, Geschäftsführer der Feuerbestattung Danubia, auch „der schönste Friedhofs Wien“. Dort werden mit Oktober 2019 Naturbestattungen möglich – im Schatten eines Baumes oder auf einer Lichtung. Der Freidhof ist Teil des Wienerwaldes und von der Kirche St. Josef in zirka 10 Gehminuten erreichbar.

Nachdem der Wunsch nach Naturbestattungen immer größer wird, hat sich die Feuerbestattung Danubia mit Ortspfarrer Pater Roman Krekora zusammengetan. Da der Friedhof am Kahlenberg nicht genutzt wurde und bei der Feuerbestattung Danubia große Nachfrage nach Naturbestattungen bestand, kam es zu der Zusammenarbeit.

Naturbestattungen am Kahlenberg: Kontaktaufnahmme, Plätze und Kosten

Der Weg zur Naturbestattung funktioniert wie bei jeder anderen Bestattung auch. Kommt es zu einem Todesfall, wird der Bestatter kontaktiert. Die Feuerbestattung Danubia arbeitet mit sämtlichen Wiener Bestattungen zusammen - so entsteht der Kontakt zwischen den Angehörigen und der Feuerbestattung. Wer sich vorab bereits informiert hat, kann auch direkt mit der Feuerbestattung Danubia in Kontakt treten.

Nach der Verbrennung wird die Asche in einer biologisch abbaubaren Urne beerdigt. Am Waldfriedhof am Kahlenberg stehen dafür rund 700 Plätze zur Verfügung. Rund um jeden am Friedhof stehenden Baum werden rund 15 Urnen begraben. 40 Bäume stehen bereits am Friedhof, zehn weitere werden noch gepflanzt. 100 weitere Plätze gibt es im nahegelegenen Mausoleum "Finsterle". Unter welchem Baum die letzte Ruhestätte sein soll, wird von den Angehörigen entschieden.

Je nach Platz liegen die Kosten zwischen 1800 und 4500 Euro. Diese sind nur einmalig zu bezahlen, schließlich wird die Pflege von der Natur übernommen. Mit der einmaligen Zahlung hat man den Grabplatz für 25 Jahre – eine Verlängerung ist nicht möglich. Spätestens bis dahin werden die menschlichen Überreste gänzlich in den natürlichen Kreislauf übergegangen sein. Plätze können auch bereits zu Lebzeiten ausgesucht und reserviert werden. Typische Grabsteine oder Gedenktafeln werden am Waldfriedhof am Kahlenberg nicht aufgestellt. Die Bäume bekommen eine Plakete mit dem Namen des Baumes. Bisher gibt es bereits den Baum Danubia, Memoria und Zukunft für Kinder. Wer wo begraben wurde, wissen aber nur Angehörige und das Bestattungsunternehmen.

Peter Schauer vor dem Baum Memoria. - VIENNA.at

Um auf dem Naturfriedhof begraben zu werden, muss man nicht katholisch sein. Laut Pater Roman sind „alle willkommen“. Für die Bestattung selbst dürfen auch eigene Ideen eingebracht werden.

Teil des Kreislaufs werden: Deshalb entscheiden sich Menschen für eine Naturbestattung

Warum entscheiden sich Menschen für eine Naturbestattung? Laut Schauer ist die Nachfrage deutlich gestiegen. Der Waldfriedhof wird oft als „kraftspendender Ort“ wahrgenommen, so Schauer. „Der verstorbene wird wieder Teil des Kreislaufs, er wird zum Nährstoff für den Baum.“

Mit der Wiedereröffnung wird auch die Organisation „Zukunft für Kinder“ (ZUKI) unterstützt. Bei jeder Bestattung, die unter dem Baum Zuki stattfindet, werden 50 Prozent der Einnahmen an die Organisation gespendet. Diese wiederum finanzieren damit ein Mädchenhaus in Kalkutta mit 46 Plätzen. Um den Bau des Mädchenhauses sicherzustellen, werden die fehlenden Gelder von der Feuerbestattung Danubia zur Verfügung gegen. „Auch hier gibt ein Leben zum Schluss noch einmal Sinn, es wird auch hier zum Nährstoff für ein neues Leben“.

(Red)

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