Ich verurteile nachdrücklich jeden Versuch, unter dem Vorwand wissenschaftlicher Freiheit und Objektivität antisemitischer Propaganda ein öffentliches Forum zu geben, schrieb der deutsche Bundestagspräsident Lammert an den iranischen Präsidenten Ahmadinejad.
Teheran behauptet, im Rahmen der Konferenz das wahre Ausmaß der Judenermordung durch die Nazis herausfinden zu wollen. Wir wollen nur einen Teil der Geschichte im Zweiten Weltkrieg klarstellen, aber wir werden dafür vom Westen als Unterstützer der Nazis und als Antisemiten hingestellt, sagte Außenminister Mottaki in seiner Eröffnungsrede.
An der zweitägigen Konferenz nehmen nach offiziellen Angaben mehr als 60 ausländische Gäste aus 30 Ländern teil. Auch acht Rabbis waren anwesend, sechs der jüdischen Geistlichen kamen aus den USA, zwei angeblich aus Österreich.
Lammert bezweifelte, ob es den Veranstaltern um eine objektive Auseinandersetzung mit den Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs gehe. Ziel der Konferenz sei es vielmehr, antijüdische Ressentiments zu verstärken, sagte er. Auch die deutsche Bundesregierung kritisierte die Veranstaltung.
Die israelische Regierung nannte die Veranstaltung schamlos. Maurice Motamed, der einzige jüdische Abgeordnete im iranischen Parlament, bezeichnete die Konferenz als Beleidigung der Juden im Iran und weltweit.
Rege österreichische Beteiligung
Die so genannte Holocaust-Konferenz im Iran findet offenbar unter reger österreichischer Beteiligung statt: Die Aussagen des von der Kultusgemeinde nicht anerkannten Rabbis Moishe Aryeh Friedman in Teheran werden schon von der Staatsanwaltschaft geprüft. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) hat zumindest drei weitere Teilnehmer aus Österreich registriert.
Während die deutschen Behörden angesichts der Konferenz Ausreiseverbote über bekannte Rechtsextremisten verhängt haben, ist dies nach Angaben des Innenministeriums in Österreich nicht möglich. Friedman hatte auf der Konferenz laut einem Zeitungsbericht unter anderem das Ausmaß des Holocaust relativiert und behauptet, dass laut jüngsten Forschungen nicht sechs, sondern eine Million Juden ermordet worden seien.
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Gerhard Jarosch, der APA sagte, werden die Aussagen Friedmans derzeit geprüft. Sollte Friedman jedoch kein Österreicher sein (dem Vernehmen nach ist er US- Amerikaner), dann wäre die österreichische Justiz für die im Ausland getätigten Aussagen nicht zuständig, betont Jarosch.
Wie Heribert Schiedel vom DÖW gegenüber der APA sagte, sind zumindest drei Österreicher bei der Konferenz in Teheran dabei – darunter auch der bekannteste österreichische Holocaustleugner Wolfgang Fröhlich. Mit dem Iran hat der frühere FPÖ-Bezirksrat bereits Erfahrungen, hat er dort doch im Jahr 2000 um Asyl angesucht.
Laut einer einschlägigen Internet-Seite sind der Anwalt Herbert Schaller und Hans Gamlich ebenfalls in Teheran. Letzterer hatte Ende der 90er in der Wochenzeitung Zur Zeit den Holocaust und die Anzahl der sechs Millionen Opfer als Dogma und Mythos bezeichnet. Der Anwalt Schaller sei im deutschsprachigen Raum der wichtigste Verteidiger von Neonazis und Geschichtsfälschern.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die so genannte Holocaust-Konferenz der iranischen Regierung scharf verurteilt. Die Ziele der Konferenz würden in absoluter Weise abgelehnt, sagte sie am Dienstag nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in Berlin. Die umstrittene Veranstaltung in Teheran war vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad angeregt worden, der die Ermordung von Millionen Juden in Europa als Mythos bezeichnet hat. Bei dem Treffen sollte es um die Frage gehen, ob es den Holocaust gegeben hat.
Merkel sagte, Deutschland werde es nie akzeptieren, wenn der Holocaust in Frage gestellt werde. Olmert begrüßte die Verurteilung der Konferenz durch Merkel.
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