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Tausende Syrer fliehen vor Kämpfen in die Türkei

Seit Anfang Mai haben kurdische Kämpfer mehr als 200 kurdische und christliche Dörfer im Nordosten Syriens zurückerobert.
Seit Anfang Mai haben kurdische Kämpfer mehr als 200 kurdische und christliche Dörfer im Nordosten Syriens zurückerobert. ©EPA
Kurden versuchen, die strategisch wichtige Stadt Tell Abjad an der türkischen Grenze vom IS zurück zu erobern. Tausende Menschen fliehen vor den Gefechten - und bahnen sich einen Weg über die Grenze.

Tausende Syrer sind vor heftigen Kämpfen zwischen Kurden und der Terrormiliz Islamischer Staat über die Grenze in die Türkei geflohen. Dabei überwanden sie am Sonntag im Ort Akcakale Sperranlagen, nachdem die türkischen Behörden sie zunächst nicht einlassen wollten.

Kurden setzen IS unter Druck

Hintergrund ist der Vormarsch kurdischer Einheiten auf den vom IS gehaltenen, strategisch wichtigen Ort Tell Abjad. Die Kurden versuchen, die Stadt zu erobern und damit eine wichtige Nachschublinie des IS zu kappen. Unterstützt durch Luftangriffe der US-geführten Koalition näherten sie sich bis auf fünf Kilometer, wie Aktivisten am Sonntag mitteilten.

Türkei wollte Flüchtlingsstrom stoppen

Den durch die Gefechte ausgelösten Flüchtlingsstrom wollte die Türkei eigentlich stoppen. Die Menschen sollten im eigenen Land bleiben, sagte Vizeministerpräsident Numan Kurtulmus dem Sender CNN-Turk und versprach Hilfsgüter. Er verwies darauf, dass die Türkei seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 bereits mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen habe.

Wenig später änderten die türkischen Behörden dann nach einer Meldung der staatlichen Agentur Anadolu ihre Linie und erlaubten Flüchtlingen die Einreise. Dann hätten IS-Extremisten den Menschen jedoch den Grenzübertritt verwehrt. Laut Anadolu hatten sich rund 2500 Menschen an der Grenze versammelt.

Letzten Endes bahnten sich die Flüchtlinge offenbar selbst einen Weg über die Grenze im Ort Akcakale. Die Menschen warfen Habseligkeiten über den Zaun, Kleinkinder wurden über Stacheldraht gehoben. Im Grenzzaun klaffte eine mehrere Meter breite Lücke. Die türkischen Behörden schickten Verstärkung und sammelten die Flüchtlinge auf der türkischen Seite der Grenze, so dass sie nicht weiter ins Land eindringen konnten.

Luftangriffe auf Tell Abjad

Die USA und ihre Verbündeten flogen auch am Sonntag Luftangriffe auf Tell Abjad, wie ein AP-Reporter beobachtete. IS-Kämpfer in Tell Abjad versuchten Aktivisten zufolge, die Offensive der kurdischen Milizen zu blockieren. Sie sprengten Brücken südöstlich und südwestlich der Stadt in die Luft, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Die Grenzstadt liegt rund 80 Kilometer nördlich der IS-Hochburg Rakka, die die Extremisten zur Hauptstadt ihres Kalifats ausgerufen haben. Die Straße von der türkischen Grenze nach Rakka werde trotz des Vorstoßes der kurdischen Einheiten weiter von IS-Kämpfern kontrolliert, berichteten Aktivisten. Über die Route bringt der IS neue ausländische Kämpfer und Waffen ins Land. Sollte er sie verlieren, stünde ihm noch eine andere Versorgungslinie über die Provinz Aleppo zur Verfügung.

YPG mit militärischen Erfolgen

Die Kurdenmiliz YPG hatte in den vergangenen Tage bereits Extremisten aus dem Ort Suluk vertrieben, der einige Kilometer südwestlich von Tell Abjad liegt. Es sei nun nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch die Kontrolle über Tell Abjad übernähmen, sagte Kurdenvertreter Idriss Nassan der AP per Telefon. Seit Anfang Mai haben kurdische Kämpfer mehr als 200 kurdische und christliche Dörfer im Nordosten Syriens zurückerobert.

(AP)

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