Tausende Christen feiern Weihnachten in Bethlehem

In Bethlehem kam am Nachmittag eine Prozession unter Leitung des Lateinischen Patriarchen Fouad Twal an und wurde dort feierlich von christlichen Würdenträgern in Empfang genommen. Die Wagenkolonne mit etwa 40 Fahrzeugen war aus der Jerusalemer Altstadt in das wenige Kilometer entfernte Bethlehem gefahren. Twal, der in schwarz und purpur gekleidet war, ist der höchste Repräsentant des Vatikans im Heiligen Land. Auch im Vatikan liefen unterdessen die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest an.
Auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche in Bethlehem feierten gläubige Christen die Ankunft der Prozession. Mit Dudelsäcken und Trommeln zogen palästinensische Pfadfinder durch die Straßen der historischen Stadt, bevor Chöre aus aller Welt Weihnachtslieder sangen.
Rund 15.000 Pilger in Bethlehem
Nach christlicher Überlieferung ist Jesus in der Grotte geboren worden, die sich unter dem Altar der Kirche aus dem 6. Jahrhundert befindet. Nach Angaben der palästinensischen Tourismusministerin Rula Maaya sind in diesem Jahr etwa 15.000 Pilger aus aller Welt zu Weihnachten nach Bethlehem gekommen.
Mitternachtsmesse als Höhepunkt
Zum Höhepunkt der Feierlichkeiten zelebriert Twal am heutigen Heiligen Abend in der Katharinenkirche die traditionelle Mitternachtsmesse. In seiner Weihnachtsbotschaft hatte Twal Erschütterung über die jüngste Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden, radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas geäußert. “Die Situation im Nahen Osten macht uns ratlos”, sagte er. Mit Blick auf den Bürgerkrieg in Syrien fügte er hinzu: “Die Freude an Weihnachten wird von der unglaublichen Gewalt in Syrien überschattet.”
Die Anerkennung Palästinas als Beobachterstaat bei der UNO sei “ein erster Schritt in Richtung Frieden und Stabilität in der Region”, sagte Twal weiter. “Israel wird auf Augenhöhe mit einem anderen Staat zum Wohle aller verhandeln können.” Die zweite und damit letzte Amtszeit von US-Präsident Barack Obama müsse zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten führen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wünschte unterdessen den Christen in aller Welt frohe Weihnachten. “Die christlichen Gemeinden im Nahen Osten schrumpfen heute und viele von ihnen sind in Gefahr”, sagte der Regierungschef am Montag in einer Videobotschaft. In Israel gebe es hingegen eine “starke und wachsende christliche Gemeinschaft”, deren Rechte man weiter tolerieren und schützen wolle.
158.000 Christen leben in Israel
Nach Angaben des Statistikbüros leben in Israel etwa 158.000 Christen. Sie machen etwa zwei Prozent der Bevölkerung aus. Mehr als 80 Prozent der israelischen Christen sind demnach Araber. Bei den übrigen 20 Prozent handle es sich um Menschen, die mit ihren jüdischen Angehörigen nach Israel eingewandert seien. Die meisten Christen, etwa 22.400, leben laut Statistik in Nazareth.
Krippe auf Petersplatz feierlich eröffnet
Der Petersdom in Rom wird ab dem frühen Nachmittag und erst zwei Stunden vor Beginn der Papstmesse (22.00 Uhr) wieder geöffnet. Am Nachmittag wird die Krippe auf dem Petersplatz in einer Zeremonie feierlich eröffnet. Sie ist ein Geschenk der süditalienischen Region Basilikata und ist den Höhlen von Matera, einer zum Weltkulturerbe zählenden Felsenlandschaft, nachempfunden. Der danebenstehende 24 Meter hohe Christbaum wurde dem Papst von der Gemeinde Pescopennataro in der süditalienischen Region Molise gestiftet. Er war bereits am 14. Dezember in einer bunten Zeremonie illuminiert worden.
Christmette bereits um 22.00 Uhr
Die Christmette am Montag, die normalerweise um Mitternacht beginnt, wurde um zwei Stunden auf 22.00 Uhr vorgezogen, um dem 85-jährigen Papst eine längere Ruhepause vor dem nächsten großen Termin zu ermöglichen. Am Dienstag zu Mittag verliest Benedikt XVI. nämlich von der Mittelloggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft und spendet den Segen “Urbi et orbi” – an Rom und den Erdkreis. Vor dem Segen wird der Papst wieder Weihnachtswünsche in mehreren Dutzend Sprachen an alle Welt richten. Wie in jedem Jahr sind auch diesmal zu den Feiertag viele Tausend Pilger und Besucher aus aller Welt in Rom eingetroffen, um an den Festtagszeremonien mit dem Papst im Vatikan teilzunehmen.
Papst Benedikt noch “relativ frisch”
Nach den anstrengenden Weihnachtsfeierlichkeiten bekommt Papst Benedikt (85) Besuch aus seiner bayerischen Heimat. Bei Keksen, Punsch und gemeinsamem Singen wolle er mit seinem päpstlichen Bruder im Vatikan die Weihnachtszeit genießen, sagte der 88-jährige Georg Ratzinger in einem am Montag ausgestrahlten Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Er selbst werde Klavier spielen, sein Bruder singe dazu. “Das ist kein großes Kunstwerk, aber sehr herzlich”, verriet Georg Ratzinger. Der Papst sei seinen Aufgaben trotz seiner 85 Jahre noch gewachsen, sagte Georg Ratzinger. Der Bruder sei “relativ frisch”, schließlich halte ihn das hohe Amt “dauernd in der Übung”. Das helfe, geistig nicht “zu verdämmern”. Ganz spurlos gehe das Alter aber auch am Papst nicht vorbei: “Es geht mühsamer als früher. Alles wird halt a bisserl mühsamer im Alter. Aber eigentlich fühlt er sich noch frisch.”
(APA)
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