Wie schlimm sich Diskriminierungen, Beleidigungen, Drohungen, Hänseleinen und andere Quälereien auf einen Menschen auswirken, glauben wir zu wissen. Trotzdem passiert es immer wieder, dass sich Personen wegen Mobbings in den Tod springen, sich die Kugel geben, sich aufhängen oder mit anderen Methoden ihr Leben beenden. Erst kürzlich berichteten wir über die 15-jährige Amanda Todd. Sie hinterließ nur noch ein Abschiedsvideo, bevor sie ihrem Leben ein Ende setzte. Doch nicht nur junge Menschen sind Zielscheiben von Mobbing. Auch Lehrer finden sich häufig unter den Opfern – laut neuer Studie mehr als andere Arbeitnehmer.
Lehrer werden von Schulleitung schikaniert
Gut jeder sechste Lehrer fühlt sich gemobbt – das zeigt eine Studie des Zentrums für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau. Wenig verwunderlich, ist die Schule doch das Paradebeispiel für einen Mobbing-Tatort; Schüler mobben Schüler, Lehrer mobben Schüler, Schüler mobben Lehrer, Lehrer mobben Lehrer? Wenn es nach der neuen Studie geht – ja. Als die 958 Betroffenen gefragt wurden, wer denn die Täter seien, wurde deutlich: mit gut 54 Prozent wurde vorwiegend die jeweilige Schulleitung genannt. Rund 48 Prozent gaben Kolleginnen und Kollegen als Täter an. Ungefähr 21 Prozent wurden von den Eltern der Schüler gemobbt. Nur rund 16 Prozent fühlten sich von den eigenen Schülern gemobbt.
Die Studie gilt jedoch als nicht repräsentativ, da beispielsweise von den 1500 Befragten rund 53 Prozent aus Bayern kamen, aber nur 0,39 Prozent aus Sachsen-Anhalt. Die Studie wurde in Österreich, Schweiz und Deutschland durchgeführt – trotzdem arbeiteten gut 95 Prozent der Teilnehmer an deutschen Schulen.
Die meisten fühlten sich schlecht behandelt
Für die Erhebung mussten sie online einen Fragebogen ausfüllen. Gefragt wurde zum Beispiel wie sie gemobbt wurden, von wem, wie sie auf das Mobbing reagiert hätten und was die Schule zur Vermeidung von Mobbing unternimmt. Dabei sollten sie aber nur die Mobbing-Erfahrungen der letzten zwei Monate mit einfließen lassen, aus einem einfachen Grund: Es sollte verhindert werden, dass die Vorfälle nach einem längeren Zeitraum überinterpretiert werden, so Reinhold Jäger, Durchführer der Studie.
Zwanzig Antwortmöglichkeiten hatten die Lehrer zur Auswahl, um auszuwählen, wodurch sie sich schikaniert fühlen. Dabei variierten die Aussagen: Sie fühlten sich von jemand anderen schlecht behandelt (rund 54 Prozent), unter Druck gesetzt (rund 47 Prozent), ignoriert (rund 47 Prozent), ausgegrenzt (rund 47 Prozent), kritisiert (rund 45 Prozent) oder benachteiligt (rund 40 Prozent). Gut 4 Prozent gaben an, telefonisch terrorisiert worden zu sein, 2,6 Prozent sahen sich mit Worten sexuell belästigt. Ein halbes Prozent wurde laut Auswertung körperlich angegriffen.
Betroffene nehmen selten professionelle Hilfe
Viele gingen danach weder zum Psychologen noch zur Polizei. Die meisten Betroffenen wendeten sich an ihren Partner oder ihre Freunde.
Um das Mobbing-Problem in den Griff zu bekommen, fordert Jäger, dass die Schulleiter besser auf ihre Führungsaufgabe vorbereitet werden. Und: “Wir müssen an Schulen die Erkenntnis etablieren: Alles, was mit Mobbing zu tun hat, ist zu ächten.”
(VOL.AT)
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