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"Tannhäuser" in Staatsoper ausgebuht

Richard Wagners "Tannhäuser" in der Staatsoper
Richard Wagners "Tannhäuser" in der Staatsoper ©APA (Techt)
Da ermattete das goldene Wienerherz. Ausgerechnet im Stundenhotel "Orient", in der psychiatrischen Klinik in Steinhof und im Haus am Ring selbst haben Regisseur Claus Guth und Ausstatter Christian Schmidt Richard Wagners "Tannhäuser" angesiedelt. Die letzte Premiere der Ära Ioan Holender in der Staatsoper lief für das Produktionsteam nicht gut, die Schmähung kam in Form eines "Buh"-Orkans.

Da blieb einem nichts anderes übrig als sich traditionsgemäß an der Musik zu trösten: Jubel gab es am Mittwochabend für Johan Botha in der Titelrolle und für Ain Anger als Landgraf Hermann, noch viel mehr für Christian Gerhaher als Wolfram. Und auch Dirigent Franz-Welser Möst zeichnete wieder einmal für bereits gewohnt Außergewöhnliches verantwortlich. Er entschied sich – wie beim “Ring des Nibelungen” – für die asketische Fraktion der “Tannhäuser”-Figuren und dirigierte Wagner mit sakralem, demütigem Ansatz.

Johan Botha kann singen. Spielen kann er nicht – eine verkrampfte Grimasse war das Schillerndste, wozu ihn die Regie motivieren konnte. Und deshalb beschränkt er sich in der Titelrolle auf seinen lauten, gut kontrollierten Heldentenor. Dass durchaus mehr geht, bewies einer, der erstmals die Staatsopernbühne betrat: Christian Gerhaher mit seinem ausgewogenem Bariton. Für beständige Höchstleistung ist auch Ain Anger bekannt, der sich mit seinem charakteristischen Bass abermals bedrohlich durch die Partie sägte. Anja Kampe sang eine über das volle Register starke aber trotzdem farblose Elisabeth und hinterließ so als zweite Debütantin im Haus am Ring keinen bleibenden Eindruck. Michaela Schuster kreischte sich durch ihre Venus.

Ob der “Tannhäuser” von Guth ein würdiges Abschiedsgeschenk Holenders an seinen Nachfolger Dominique Meyer ist, wird die Zeit weisen, die dieser “Tannhäuser” im Repertoire überdauern wird. So wie es aussieht, eher nicht. Ein Auftrag für seinen Nachfolger könnten etwa die mittlerweile arg verstaubten “Meistersinger von Nürnberg” sein. Und ohnehin gibt es weiterhin viel zu tun.

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