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Tafeln noch vor Weihnachten

Bregenz/Müselbach/VN - An Lingenauer Brücke sollen noch vor Weihnachten Tafeln auf Telefonseelsorge hinweisen.
Suizidprävention bei Schweizer Brücken
Land prüft Brückenabsicherung
Vom Leben an der Brücke in den Tod

Zu diesem Ergebnis kam eine Expertengruppe, die Landesrat Erich Schwärzler und sein Kollege Karlheinz Rüdisser auf 8.30 Uhr ins Bregenzer Landhaus geladen hatte. Ob und wie die Lingen­auer Hochbrücke und die Gschwendtobelbrücke gegen Suizide abgesichert werden können, wollen die Experten ausgiebig beraten. Neben Primar Albert Lingg und Sepp Gröfler von der Telefonseelsorge nahmen auch Vertreter der Rettungskräfte, der Alberschwender Pfarrer Peter Mathei und die Lingenauer Bürgermeisterin Annette Sohler an der Besprechung teil. Armin Wachter führt das „Objektmanagement Bauwerke“ im Straßenbau des Landes. Er wird die kommenden Monate mit seinen Kollegen die technischen Möglichkeiten ausloten. Dabei geht es um die Anbringung von Gittern und Netzen. Einfach und billg ist sowas nicht. Auch wenn vom Geld gestern nicht die Rede war, gibt Wachter später doch zu bedenken, dass so ein Netz etwa 300.000 Euro kosten würde und alle zehn Jahre zu erneuern wäre.

Erfahrungen in der Schweiz

Die Schweizer Behörden verfügen über einschlägige Erfahrung. Eine großangelegte Studie zur Suizidprävention an Brücken hat in der ganzen Eidgenossenschaft 475 Brückensuizide zwischen 1990 und 2004 erfasst. Mehrere Brücken wurden inzwischen gesichert. Die Erfahrungen zeigen, dass hohe Geländer nötig sind, um Suizide an Brücken vollständig bzw. nahezu vollständig zu verhindern. Bei der Pont Bessière mitten in Lausanne hat erst ein Geländer in Höhe von 155 cm eine Verminderung der Suizidrate um 50 Prozent erwirkt. Der Bericht des eidgenössischen Bundesamts für Straßen kommt zu dem Schluss: „Präventive Massnahmen bei Brücken mit hoher Suizidhäufigkeit sind angezeigt. Neben Sicherheitsnetzen sind Geländererhöhungen sinnvolle Massnahmen, sie sollten mindestens 180 cm hoch und sprossenfrei sein. Neue Brücken, die sich zum Sprung in die Tiefe eignen, sollten à priori mit erhöhtem Geländer gebaut werden.“

„Es zählt der Mensch“

In Vorarlberg wollen die Behörden laut Landesrat Schwärzler noch vor Weihnachten an der Lingenauer Brücke Tafeln anbringen, die Lebensmüden die Nummer 142 der Telefonseelsorge ans Herz legen. Darüber hinaus würden die Bergungseinsätze von Polizei und Bergrettung optimiert. „Den Hubschrauber wollen wir nur dann einsetzen, wenns wirklich nötig ist.“ Mögliche bauliche Sicherungen an Lingenauer und Gschwendtobelbrücke würden ungeachtet der Kosten diskutiert. „Es zählt der Mensch.“ Primar Albert Lingg wäre es ohnedies wichtiger, „wenn wir die Leute schon im Vorfeld abfangen“. Tatsächlich haben die Polizisten von Alberschwende und Hittisau in all den Jahren wesentlich mehr Menschen unmittelbar an der Brücke davon abgehalten, sich das Leben zu nehmen, als tatsächlich gesprungen sind.

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