“Ich glaube, wenn ich tot bin, kann ich immer noch singen.” – “Wenn man stirbt, wird man wieder als Baby geboren.” – “Ich möchte gerne ein Schutzengel werden.” Auf kleine weiße Zettel schreiben die Kinder im “Paradiesgarten”, was sie nach dem Tod erwarten, und pinnen sie wie Blätter auf die Bäume. Es ist die letzte Station der Ausstellung “Erzähl mir was vom Tod”, die ab morgen, Donnerstag, bis zum 28. Juni für Besucher ab sechs Jahren im Zoom Kindermuseum in Wien zu sehen ist. Eine tabulose Reise ins Jenseits, bei der sich Kinder spielerisch mit Vergänglichkeit, Trauer, Erinnerung und Totenkult beschäftigen können. Dass der weitere Tag von Berichten über einen Amoklauf an einer deutschen Schule überschattet werden würde, war am Vormittag bei der Presseführung nicht zu ahnen.
Wien ist bereits die elfte Stadt, in der die erfolgreiche Wanderausstellung aus dem Berliner Kindermuseum FEZ zu sehen ist. “Das Publikum hat bewiesen, dass man so etwas braucht. Seit sieben Jahren sind wir mit diesem Thema unterwegs”, erzählte Kurator Klemens Kühn. Erwachsene kämen oft ins Stottern, wenn Kinder nach dem Tod von Verwandten oder Haustieren mit Fragen kommen. “Für uns ist es schwierig über den Tod zu sprechen, aber die Kinder sind neugierig, sie haben keine Tabus”, betonte auch Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer. Die Ausstellung will das Thema auf einer allgemeinen Ebene aufgreifen. “Manche Dinge sind furchtbar traurig, andere sehr poetisch und einige sogar witzig.”
Schon im Eingangsbereich bekommt man einen “Reisepass” ausgehändigt, der Wegweiser und Notizbuch für den Ausflug durch die 13 Kabinen zum Spielen, Nachdenken, Ausprobieren und Bestaunen ist. Zunächst wird man durch die “Zeitmaschine”, einen Raum vollgepackt mit tickenden Uhren, Uhrwerken und einer riesigen Sanduhr, geschleust, dann geht das düstere Abenteuer los. Zum “Tod in Spielen” – vom Schach zum heutigen Computergame -, ins “Labor der Unsterblichkeit”, wo jedes Kind sich einen eigenen Trunk brauen kann, durch die “Galerie der Lebensalter”, wo die Lebensdauer verschiedener Lebewesen zugeordnet wird, in ein schlichtes, altes Wohnzimmer. Hier wird in Schubladen, auf Fotos und in Regalen nach Spuren und Erinnerungen gesucht, Beruf und Hobbys des ehemaligen Bewohners aufgespürt – ganz nach dem Motto: “Tot ist erst der, an den sich niemand erinnert.”
“Und was kommt dann?” Diese Kinderfrage wurde wohl selten so ehrlich und plastisch beantwortet, wie hier. Ein Sarg zum Anfassen, Urnen zum Entdecken verschiedener Farben und Formen und Grabbeigaben – von Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum bis zu Beispielen für heutige “Souvenirs für das Jenseits” – wollen den Utensilien des Todes ihren Schrecken nehmen. Mehr bunt als düster geht es auch in den Stationen zu den beiden für ihre Todeskulte wohl berühmtesten Kulturen zu: Mexiko, wo eine prächtige “Ofrenda” voller Blumen, Kerzen und Totenschädeln aus Zuckerguss aufgebaut wurde, und Ägypten, wo es in Anwesenheit von Osiris zu Mumifizierung und Totengericht kommt. In den “Paradiesgarten”, wo der eigenen Fantasie zum “Danach” freien Lauf gelassen wird, kommen aber freilich alle.
Schwierige Themen kindgerecht zu vermitteln, hat sich das Zoom auch für das nächste Jahr vorgenommen. In einer Zusammenarbeit mit der Erste Bank, die gerade als weiterer Hauptsponsor des Kindermuseums eingestiegen ist, wird eine Ausstellung zum Thema “Finanzwissen” geplant. Finanzielle Engpässe gibt es aber trotz neuen Sponsors, als Konsequenz musste das Museum nun den Montag als Schließtag einführen.
“Erzähl mir was vom Tod”, von 11. März bis 28. Juni,
Dauer 90 Minuten, Beginnzeiten und Reservierungen unter http://www.kindermuseum.at
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