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T-Mobile will weiter abschlanken

Nach dem Abbau von 150 Mitarbeitern plant der zweitgrößte heimische Mobilfunkanbieter T-Mobile Austria weitere Einsparungen.

Wie der Aufsichtsratsvorsitzende und Europa-Verkaufschef im internationalen Konzern, Timotheus Höttges, erklärte, prüft das Unternehmen zusätzliche Ausgliederungen etwa für die Logistik, aber auch für den Content-Bereich. Zudem könnten die großen Geschäftskunden an die Schwestergesellschaft T-Systems abgegeben werden.

Von den Outsourcing-Plänen sind in Österreich auch weitere Jobs bedroht. Wie viele wollte Höttges noch nicht präzisieren. Es werde aber „eine kleinere Zahl“ als die zuletzt gekündigten 150 Mitarbeiter sein, sagte er in Bonn am Rande einer internationalen Pressekonferenz vor Journalisten. Konkret könnten in Österreich weitere 30 T-Mobile-Mitarbeiter im Zuge einer Auslagerung von Teilen der Logistik betroffen sein. Dies werde von T-Mobile derzeit geprüft, heißt es in der Branche.

Konzernweit sind von den Auslagerungsplänen rund 1.000 Mitarbeiter betroffen. Hintergrund ist eine generelle Neuausrichtung im Deutsche Telekom-Konzern.

Zehn Jahre nach seiner Ausgliederung in einen Konzern will sich der Konzern von einem Technologie- zu einem Dienstleistungskonzern wandeln, erklärte Konzernchef Kai-Uwe Ricke auf der Pressekonferenz. Der T-Konzern gibt dafür seine bisherige Vier-Säulen-Struktur – T-Com (Festnetz), T-Mobile, T-Online und T-Systems – auf und will sich in Zukunft auf die drei strategischen Geschäftsfelder Breitband/Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden konzentrieren, so Ricke.

Der Rückkauf der T-Online-Anteile von der Börse zur Reintegration der Internettochter in den Konzern läuft bereits. Wie die Telekom am Dienstagabend mitteilte, hält der Konzern derzeit (Stand Montagabend) exakt 74,06 Prozent an T-Online. Die Hauptversammlung von T-Online muss allerdings mit 75 Prozent der geplanten Reintegration in den Telekom-Konzern zustimmen. Die Umtauschfrist läuft am Freitag um Mitternacht aus.

Für die Deutsche Telekom-Töchter in Österreich wird der Konzernumbau voraussichtlich bedeuten, dass sich T-Mobile nur noch auf jene Bereiche konzentrieren will, die direkt mit dem Service am Kunden zu tun haben, erläuterte Höttges.

Außerdem könnte ein Teil der Großkunden – nämlich jene Top 500, die jetzt auch schon Kunden der Schwestergesellschaft T-System sind – künftig zur Gänze von T-Systems betreut werden. T-Mobile International und Deutsche Telekom-Vorstand, Rene Obermann meinte dazu zumindest: „Das schließe ich nicht aus.“

Standard-Mobilfunklösungen für Geschäftskunden sollen zwar weiterhin von T-Mobile kommen.Individuelle Lösungen für Top-Kunden wolle der T-Konzern aber künftig aus einer Hand anbieten, so Obermann.

In Deutschland ist die Businesskunden-Umschichtung auch aus dem Festnetzbereich zu T-Systems bereits erfolgt. In Österreich ist das Unternehmen laut dem T-Mobile-Chef „im Business-Segment hier und heute nicht gut aufgestellt. Die Mobilkom mit A1 liegt da stark voran. Auf Dauer wollen wir uns damit nicht zufrieden geben“, zumal der Geschäftskunden-Bereich im Gegensatz zum stark umkämpften unteren Segment auch noch in Österreich nach wie vor „sehr attraktiv“ sei, betont der Vorstand.

Sowohl bei T-Systems als auch bei T-Mobile erklärt man aber, dass intern noch über die Details beraten werde. Wie sich die Deutsche Telekom in Zukunft tatsächlich international aufstellen wird, soll laut dem Chef von T-Systems und Deutsche Telekom-Vorstand, Konrad Reiss, endgültig im Frühjahr dieses Jahres entschieden werden. T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl meinte heute auf APA-Anfrage dazu:

„In Österreich lag und liegt der Fokus von T-Mobile stark auf Großkunden.“ Dass der jüngste Verkauf der österreichischen Computer-Hardwaresparte DSS an den Kooperationspartner S&T System Integration eine Vorbereitung zur Aufnahme von frei werdendem T-Mobile-Personal gewesen sei, weist T-Systems Österreich-Chef Rudolf Kemler aber zurück. Vielmehr sei dieser Bereich im vergangenen Jahr als einziger Sektor nicht gewachsen.

Weiter wachsen will T-Systems heuer unter anderem mit dem im Vorjahr erworbenen Wertpapier-Handelssystem der österreichischen Firma STS, im Bereich E-Health, wo Österreich ebenfalls die Konzernentwicklung übernimmt, und mit dem satellitengestützten Lkw-Mautsystem, dass in Deutschland mit Verspätung zu Jahresbeginn in Betrieb gegangen ist. Nächstes Maut-Ziel der Deutschen ist Tschechien, wo demnächst ausgeschrieben werden soll.

Firmenzukäufe plant sowohl T-Mobile als auch T-Systems aus derzeitiger Sicht keine. Auch ein Einstieg ins österreichische Festnetz steht laut Reiss und Obermann weiterhin nicht zur Diskussion. Reiss betonte, dass man notwendige Leitungen für Großkunden auch von Dritten zukaufen zu könne. Und Obermann erklärte, dass die Deutsche Telekom „den österreichischen Markt für Privatkunden und Standard-Geschäftskunden auch ohne Festnetz ganz gut abdecken“ könne.

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