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Syrien: Syrischer Innenminister beigesetzt

Die libanesische Regierung hat die Vereinten Nationen gebeten, das Mandat des mit der Aufklärung des Mordes an Ex-Ministerpräsident Rafik al-Hariri betrauten Berliner Oberstaatsanwaltes Detlev Mehlis bis Dezember zu verlängern.

Informationsminister Ghazi Aridi sagte am Donnerstag in Beirut, die libanesische Justiz benötige weiter die Hilfe des Deutschen und seines Teams. Der vom UNO-Sicherheitsrat eingesetzte Sonderermittler Mehlis arbeitet derzeit an seinem Schlussbericht in Wien.

Ursprünglich war geplant gewesen, dass Mehlis UN-Generalsekretär Kofi Annan am 21. Oktober seinen Untersuchungsbericht zu dem Attentat übergibt. Bei dem Sprengstoffanschlag waren am 14. Februar dieses Jahres Hariri und 20 weitere Menschen in Beirut getötet worden.

Im benachbarten Syrien wurde Innenminister Ghazi Kanaan beigesetzt, der sich am Vortag erschossen hatte. Mehlis hatte den General, der früher für den Geheimdienst im Libanon zuständig gewesen war, drei Wochen zuvor zum Hariri-Attentat befragt, weshalb viele ausländische Kommentatoren einen Zusammenhang zwischen den Ermittlungen und dem Selbstmord vermuten. Nach dem Selbstmord waren jedoch auch Stimmen laut geworden, die eine Auseinandersetzung mit der syrischen Führung unter Präsident Bashar al-Assad als Motiv für den Freitod für möglich hielten.

Mehrere syrische Regierungsmitglieder traten diesen Spekulationen am Donnerstag entgegen. Außenminister Faruk al-Sharaa sagte am Rande der Trauerfeierlichkeiten für seinen Kabinettskollegen: „Kanaan hat sich keineswegs über die syrische Regierung beschwert.“ Vielmehr hätten ihn die libanesischen Medien mit üblen Verleumdungen in den Tod getrieben.

Der libanesische Drusenführer Walid Jumblatt sagte unterdessen: „Wenn Kanaan Selbstmord begangen hat, weil er etwas mit der Ermordung Hariris zu tun hatte, dann hat er das Richtige getan. Wenn sein Stolz unter dem erwarteten UN-Bericht zu dem Hariri-Attentat gelitten hätte, dann wäre das (der Selbstmord) die mutige Tat eines mutigen Mannes.“

Kanaan (63) hatte sich am Mittwoch nach offiziellen Angaben in seinem Büro im Innenministerium mit einem Pistolenschuss in den Mund getötet. Generalstaatsanwalt Mohammed al-Lui erklärte die Untersuchung der Todesursache schon weniger als 24 Stunden nach dem tödlichen Schuss für abgeschlossen. Es sei ganz klar Selbstmord gewesen, sagte er. Die libanesische Tageszeitung „Al-Mostaqbal“ („Zukunft“), Sprachrohr der Familie des ermordeten Ex-Ministerpräsidenten Hariri, schrieb am Donnerstag, Kanaan sei in Wirklichkeit vom Baath-Regime „liquidiert“ worden. Der General habe nämlich der Mehlis-Untersuchungskommission reinen Wein eingeschenkt oder sei im Begriff gewesen, es zu tun.

Kanaan hätte bei einem Regimewechsel in Syrien eine „Alternative“ darstellen können, schreibt das Beiruter Blatt. Kanaan war ein enger Mitarbeiter des im Juni von Assad kaltgestellten langjährigen Vizepräsidenten Abdelhalim Khaddam, der für die syrische Libanon-Politik verantwortlich war. Beide, Kanaan und Khaddam, unterhielten enge Kontakte zu Hariri.

Wenige Stunden vor seinem Selbstmord hatte der syrische Innenminister in einem Interview mit dem Radiosender „Stimme des Libanon“ zu Gerüchten Stellung genommen, er hätte seinerzeit im Libanon umfangreiche Schmiergelder von Hariri erhalten. „Wenn wir in den Genuss solcher Großzügigkeiten gekommen sein sollen, warum hätten wir ihn dann getötet?“, sagte Kanaan.

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