Syrien droht mit Militäraktion
Der syrische Botschafter in Spanien, Mohsen Bilal, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch: „Wenn Israel Syrien ein, zwei und drei Mal angreift, werden natürlich das Volk Syriens und die Regierung Syriens und die Armee reagieren, um uns selbst zu verteidigen.“ Am Vortag hatte Israel angekündigt, es werde Terrorakte mit uneingeschränkten Angriffe auf Staaten der Region beantworten. Aus Furcht vor Anschlägen hat der israelische Verteidigungsminister die Armee vor dem jüdischen Laubhüttenfest in Alarmbereitschaft versetzt.
Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, der syrische Botschafter wolle mit seinen Worten die arabische Welt beeindrucken. Es wurde bezweifelt, dass Syrien es auf einen Krieg ankommen lassen würde. „Solche Aussagen sind hauptsächlich an die arabische Welt gerichtet, um den Eindruck zu erwecken, dass Syrien im Kampf gegen Israel standfest ist“, hieß es. „Israel will keine Eskalation mit Syrien und hat im Gegenteil Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um so etwas zu verhindern.“
Botschafter Bilal sagte in Madrid auf die Frage, ob eine Antwort Syriens militärischer Natur sein würde: „Auf jeden Fall.“ Davon könne auch Israels überlegenes Militär Syrien nicht abhalten. „Wenn Israel uns weiter angreift, was sollen wir tun? ’Willkommen’ rufen? Natürlich werden wir uns mit allen Mitteln verteidigen müssen.“ Das syrische Außenministerium nahm zu dem Bericht zunächst nicht Stellung. Die Aussage des syrischen Botschafters blieb an den Aktien-, Renten- und Erdölmärkten zunächst ohne Auswirkung. „Im Moment ignoriert der Markt das noch als diplomatische Drohgebärden und konzentriert sich auf die Wirtschaftsentwicklung“, sagte Giuseppe Amato, Marktanalyst beim Broker Lang & Schwarz.
Israel hatte seinen Luftangriff am Sonntag, der sich gegen mutmaßliche Palästinenser-Ausbildungslager in Syrien richtete, als Warnung an Damaskus bezeichnet, Extremistengruppen wie dem Islamischen Dschihad nicht weiter Unterschlupf zu gewähren. Syrien hatte dagegen erklärt, es sei ein ziviles Ziel getroffen worden. Der Dschihad hatte erklärt, keine Ausbildungslager in Syrien zu besitzen. Israel war bei dem Angriff so tief in syrisches Gebiet vorgedrungen wie seit dem Yom-Kippur-Krieg vor 30 Jahren nicht mehr. Zuvor hatte am Samstag eine palästinensische Selbstmordattentäterin in Haifa 19 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter mehrere Kinder.
Israels Verteidigungsminister Shaul Mofaz hatte der Armee am Dienstag die Erlaubnis erteilt, falls nötig weitere Reservisten einzuberufen. Außerdem wurden die Militärkräfte im und um das Westjordanland erheblich verstärkt und die vollständige Abriegelung der Palästinenser-gebiete auf unbestimmte Zeit verlängert, wie der israelische Rundfunk berichtete. Die Entscheidung zur Verstärkung der Truppen habe Mofaz nach Rücksprache mit dem Inlandsgeheimdienst Shin Beth getroffen. Die von ihm angeordnete Teilmobilisierung von Reservisten, der die Regierung noch zustimmen muss, stoße dagegen beim Geheimdienst und bei der Armeeführung nicht auf Zustimmung.
Nach Armeeangaben wurden mehrere Städte im Westjordanland enger vom Militär umstellt. Israelische Medien berichteten, mindestens zwei Infanteriebataillone seien mittlerweile an der so genannten Grünen Grenze zum Westjordanland stationiert. Zwei weitere Bataillone hätten laufende Übungen unterbrochen, weil sie ebenfalls für den Einsatz im Westjordanland benötigt würden. Die Straßensperren im Gazastreifen wurden aufrechterhalten, um „die Bewegung von Terrorkommandos oder Waffen“ zu verhindern, wie es hieß. Rundfunkberichten zufolge wurden die israelischen Truppen auch an der Grenze zum Libanon verstärkt. Das einwöchige Laubhüttenfest beginnt am Freitag.
Die Palästinenser-Führung hat unterdessen einen britischen Zeitungsbericht über die Gesundheit des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat zurückgewiesen. Unter Berufung auf einen engen Mitarbeiter Arafats meldete „The Guardian“, der 74-Jährige habe in der vergangenen Woche einen leichten Herzanfall gehabt. Der palästinensische Kabinettsminister Saeb Erekat erklärte den Bericht für falsch und sagte, Arafat leide an einer Mageninfektion und sei geschwächt. Arafat steht seit fast zwei Jahren faktisch unter Hausarrest in Ramallah. Bei einer israelischen Kabinettsitzung am Mittwoch hatten einige Minister eine Ausweisung Arafats gefordert.
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