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Swiss Leaks: Auch reiche Österreicher stehen auf der Liste

©EPA
Prominente Österreicher, die auf der nun öffentlichen Kundenliste des Schweiz-Ablegers der HSBC-Bank aufscheinen, betonen, nichts Unrechtes getan zu haben. Die Liste mit Schweizer Bankkonten hatte ein Ex-Mitarbeiter 2009 dem französischen Fiskus übergeben.

“News”, das in Österreich an den “Swiss-Leaks”-Recherchen beteiligt war, nennt in seiner aktuellen Ausgabe mehrere bekannte Österreicher. Die meisten der HSBC-Kontoinhaber versicherten dem Magazin, alle Steuern ordnungsgemäß bezahlt zu haben.

Spät, aber doch: Österreich will die Daten

Nachdem internationale Journalisten eine Liste von Kunden der Schweiz-Niederlassung der Großbank HSBC veröffentlicht haben, die möglicherweise Steuern hinterzogen haben, will sich auch die österreichische Finanz die Daten besorgen. Ein entsprechendes Amtshilfeersuchen wurde am Mittwoch gestellt.

Steuerhinterziehung über Jahrzehnte hinweg?

Auf Basis der EU-Amtshilferichtlinie sollen die französischen Steuerbehörden, denen die Liste schon seit 2009 vorliegt, jene Daten aushändigen, die Österreich betreffen. “Wir wollen Namen”, so der Ministeriumssprecher in Wien. Rund ein Dutzend anderer Länder ermittelt schon längst auf Basis der Schweizer Bankdaten.

Laut “News” finden sich 399 Kunden mit Österreich-Bezug auf der Liste (“Swiss Leaks”), die ein ehemaliger HSBC-Mitarbeiter entwendet hatte. Von 1975 bis 2006 haben sie 1.200 Konten bei der HSBC Schweiz eröffnet.

Swarovski: “Keine Steuerhinterziehung”

Die Daten, die dem Journalisten-Aufdeckerkonsortium ICIJ vorliegen, bringen in Österreich bekannte Personen mit Konten in Verbindung, die großteils auf Offshore-Firmen bzw. Buchstaben-/Zahlenkombinationen lauteten. Auf der HSBC-Liste, die ein Ex-Bankmitarbeiter entwendet und 2009 an die französischen Steuerbehörden übergeben hat, finden sich laut “News” unter anderem zwei Namen aus der Swarovski-Familie.

Bei einem, Helmut Swarovski, gehe aus den Daten nicht hervor, um welche Art von Konto es sich gehandelt hat. Auf Anfrage des Magazins hieß es dazu von Swarovski-Seite, dass das Konto 2007 eröffnet worden sei, um Einzahlungen für ein geplantes Investment zu tätigen.

Das Investment habe im Endeffekt nicht stattgefunden, das Konto sei daher wieder geschlossen worden. Die Kontoeröffnung bei HSBC sei von der Gegenseite verlangt worden. Alles sei stets ordnungsgemäß deklariert worden. Es habe sich nicht um ein Konto im Namen Helmut Swarovkis gehandelt, sondern um eines “seiner Holdinggesellschaft”.

In den Unterlagen findet sich laut “News” auch die “Wulfenia Beteiligungs GmbH” als wirtschaftlich Berechtigte eines Kontos mit der Bezeichnung “Katania Enterpise Corp.”. Eigentümer der “Wulfenia”-Gesellschaft sei über mehrere Zwischenstufen Gernot Langes-Swarovski, der den Kristallkonzern bis 2002 gelenkt hat. Der Vermögenshöchststand im Zeitraum 2006/07 belief sich laut den Daten auf zehn Mio. US-Dollar, schreibt “News”.

Nach Swarovski-Angaben steht die Firma “Wulfenia” aber schon lange nicht mehr in einer Kundenbeziehung mit der HSBC-Bank. Das Magazin zitiert dazu folgende Stellungnahme: “Die Wulfenia Beteiligungs GmbH hat die Geschäftsbeziehung mit der HSBC Private Bank (Suisse), welche auf die Finanzierung eines Hotelprojekts in Kanada ausgerichtet war, im August 2006 mit Verlust beendet.

Der Vorgang wurde den Steuerbehörden im Rahmen einer Betriebsprüfung bereits offen gelegt, und es ergaben sich daraus keine Feststellungen, die zu einer Änderung von ergangenen Bescheiden oder eingereichten Steuererklärungen geführt hätten.”

“Ordnungsgemäß in Österreich versteuert”

Weiters soll – laut “News” – der Milliardär Martin Schlaff in Zusammenhang mit vier Konten bei der Schweizer Bank stehen: mit einem Nummernkonto und drei Konten mit den Namen “Universal Finanz Holding AG”, “Universal Capital Bank” und “UC Financial Limited”. Lediglich letzteres Konto dürfte “News” zufolge noch aktiv gewesen sein, wobei Schlaff hier als einer der wirtschaftlich Berechtigten genannt sei.

Der Vermögenshöchststand im Zeitraum 2006/07 habe sich auf 7,7 Mio. Dollar belaufen. Ein Schlaff-Sprecher teilte “News” dazu mit, dass die Konten bei der HSBC – damals Republic-National Bank of New York – in Zusammenhang mit den drei genannten Unternehmen gestanden seien, “bei denen Herr Martin Schlaff Organ- bzw. Aktionärsfunktion ausübte. Diese Funktionen wurden den österreichischen Behörden selbstverständlich nie verheimlicht und daraus resultierende Einkünfte ordnungsgemäß in Österreich versteuert.”

Eine andere in den HSBC-Daten aufscheinende Person ist laut dem “News”-Bericht Karin Exner-Wöhrer, Mitglied einer bekannten Salzburger Industriellenfamilie und Finanzchefin der Salzburger Aluminium AG. Dem Magazin zufolge scheint Exner-Wöhrer in Zusammenhang mit einem Konto auf, dessen Bezeichnung letztendlich einem Nummernkonto gleichkommen würde.

Exner-Wöhrer dazu zu “News”: Sie könne mit dieser Kontobezeichnung “gar nichts anfangen”. Sie habe kurz ein HSBC-Konto gehabt, dieses aber aufgelöst, da die Bank damals keine Ertragsaufstellung für die Steuererklärung machen habe können. Sie habe alles versteuert.

Auch die in der Schweiz lebende Bankerin Sonja Kohn, eine wichtige Geschäftspartnerin des verurteilten US-Milliardenbetrügers Bernard Madoff, wird in dem “News”-Bericht genannt. Ihr Anwalt Clemens Trauttenberg sagte dem Magazin, dass in Bezug auf das HSBC-Konto – auch steuerlich – alles korrekt gewesen sei.

Ebenfalls auf der Liste findet sich dem Bericht zufolge Gabor Rose, Chef der Modekette Jones, und zwar in Zuasmmenhang mit einem Konto, das im Mai 2002 eröffnet und im Jänner 2004 geschlossen worden sein soll. Rose richtete “News” aus, “kein Interesse” an einer Stellungnahme zu haben. (APA)

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