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Sven Regener und Leander Haußmann bewerben in Wien neuen Film

Die Filmemacher Sven Regener (L.) und Leander Haußmann während des Interviews in Wien
Die Filmemacher Sven Regener (L.) und Leander Haußmann während des Interviews in Wien ©APA
"Hai-Alarm am Müggelsee" heißt der neue Film von Leander Haußmann und Sven Regener, die derzeit in Wien auf Promo-Tour dafür sind. In einem Interview sprachen sie über die Entstehung ihrer "albernen Anarcho-Komödie!, "Kunstbanausen-Fragen" und das Genre "Alarm-Film". Sie waren sich einig: "Eine Scheißegal-Haltung ist wichtig." Am Abend findet die Wien-Premiere statt.
Beim Interview

“Wat’n ditte”, fragt sich der Bademeister vom Strandbad Müggelsee beim Anblick seiner abgebissenen Hand. “Wat’n ditte” dürfte sich auch der eine oder andere Zuseher nach dem Kinobesuch von “Hai-Alarm am Müggelsee” fragen. Für die Filmemacher Sven Regener und Leander Haußmann, die ihre Anarcho-Komödie dieser Tage in Wien bewerben, sind das “Warum” und “Wozu” schlicht “Kunstbanausen-Fragen”.

Erste Zusammenarbeit seit “Herr Lehmann”

“Wann muss die Kunst denn schon für irgendwas gut sein?”, so Sven Regener im launigen Doppel-Interview. “Wir haben einen albernen, bescheuerten Film gemacht und einfach Freude dabei gehabt.”

Zehn Jahre nach der Zusammenarbeit bei “Herr Lehmann”, bei dem Haußmann Regie führte und Element of Crime-Frontmann Regener seinen eigenen Roman zum Drehbuch adaptierte, wagen sich die beiden deutschen Künstler erstmals gemeinsam hinter die Kamera. Bei dem Trash-Film übernahm das Duo gleichermaßen Regie, Produktion, Drehbuch und Musik und trat zusätzlich in verschiedenen Rollen von Berufstauchern bis Polizeimusikern auf. “Wir neigen natürlich wie alle Geistesgrößen zur Albernheit”, sagt Haußmann. “Und wir geben dem statt, das ist es, was uns von den anderen Geistesgrößen unterscheidet”, weiß Sven Regener.

“So eine Scheißegal-Haltung ist ja wichtig. Man kann so einen Film nicht machen ohne eine grundsätzliche Scheißegal-Haltung.”

Ohne Nachdenken: “Hai-Alarm am Müggelsee”

Das Ergebnis ist ein neues Genre, der “Alarm-Film”, bei dem der Fokus weg von der Katastrophe hin zum Alarm gelenkt wird. “Wir wollten bloß zeigen, was passiert, wenn in einem deutschen Binnengewässer ein Hai mit Formularen, Evakuierungsvorschriften am Müggelseedamm, Straßenfesten und so weiter bekämpft wird”, sagt Regener. Einen größeren Sinn dürfe man darin nicht suchen. “Wir sagen: Endlich mal ein Film, wo wir gar nicht nachdenken müssen, sondern einfach nur unseren niederen Instinkten freien Lauf lassen können.”

Die Idee dahinter ist einfach: “Das ist so, wie wenn man zusammensitzt in der Kneipe, und einer sagt: ‚Hai-Alarm am Müggelsee’, und alle lachen, und keiner weiß zunächst einmal warum”, erzählt Haußmann. “Müggel” an sich sei schon ein lustiges Wort, das sämtliche Komplexe rund um den See im Norden Berlins in sich trägt. “Dann kommt ein Hai, und wertet den See auf: das ist die Idee, die dahinter steckt.”

So entstand der Film

Bereits wenige Monate nach der Ideenfindung wurde im August 2012 in Friedrichshagen-Berlin, wo Leander Haußmann “seit Generationen wohnt”, gedreht. Ein Casting gab es bei der Low-Budget-Produktion nicht: Man lud ein, wen man mochte. Den “deutschen Charles Bronson” (O-Ton Regener), Uwe Dag Berlin, etwa. Oder den Steirer Michael Ostrowski, der als griechischer Wirt in der Taverne mit Jürgen Flimm und Frank Castorf über die Komplexe der Friedrichshagener philosophiert. Für Sven Regener ein logisches Gespann, “das ist doch das Dreigestirn des deutschen Regietheaters”.

Laut Haußmann, der nach Theater-Erfolgen seinen Kino-Durchbruch mit “Sonnenallee” (1999) feierte, werde es “auch mal Zeit, dass man nicht nur Filme macht, die es schon mal gab”, so der 53-Jährige. “Man hat immer das Gefühl, das war alles schon mal da.” Dementsprechend habe “Hai-Alarm am Müggelsee” in Deutschland irritiert, wundert sich Regener. “Das Komische ist: In Deutschland kannst du den ganzen Tag Filme machen über Krebs oder Sex von Alten und es ist nie kontrovers. Und dann kommt man mit so einem Blödsinn daher und die Leute fragen: Darf man das?”

Bei Wien-Premiere: Sven Regener und Leander Haußmann

Ob man das darf oder soll, davon kann man sich hierzulande ab Freitag (3. Mai) ein Bild machen, wenn das Meisterwerk des neuen deutschen Alarm-Films in die österreichischen Kinos kommt. Bereits am Dienstagabend (30. April 2013) stellen die beiden Wien-Fans Sven Regener und Leander Haußmann ihren Film bei der Premiere im Künstlerhaus Kino vor – ohne Hai, aber bestimmt mit Alarm.

(Das Gespräch führte Angelika Prawda/APA)

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