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"Super Tuesday II" könnten Vorentscheidung bringen

Trump spaltet die Republikaner
Trump spaltet die Republikaner
Bei womöglich richtungsweisenden Vorwahlen haben die Präsidentschaftsbewerber von Demokraten und Republikanern am Dienstag um Stimmen in fünf US-Staaten gerungen. Als besonders wichtig galten die Abstimmungen in Florida und Ohio. Gewählt wurde außerdem in Illinois, Missouri und North Carolina.


Sowohl die Demokratin Hillary Clinton als auch der republikanische Favorit Donald Trump hofften darauf, sich weiter von ihren Konkurrenten abzusetzen. Nach dem von US-Medien als “Super Tuesday II” bezeichneten Vorwahltag wird bei beiden Parteien mehr als die Hälfte der Delegiertenstimmen für die Nominierungsparteitage im Sommer vergeben sein.

Die frühere Außenministerin Clinton konnte bei den Demokraten mit Siegen in Florida und North Carolina rechnen. In den stärker industriell geprägten Staaten des Mittleren Westens war ihr dagegen ihr Rivale Bertie Sanders laut der Website realclearpolitics.com in letzten Umfragen dichter auf den Fersen. Vergangene Woche hatte der selbst erklärte “demokratische Sozialist” überraschend in Michigan gewonnen.

Vor den Vorwahlen am Dienstag hatte Clinton mit knapp 770 bei Abstimmungen vergebenen Delegiertenstimmen einen deutlichen Vorsprung vor Sanders, der auf gut 550 Delegierte kam. Darüber hinaus steht eine überwältigende Mehrheit der sogenannten Superdelegierten auf ihrer Seite – hohe Parteivertreter, die automatisch ein Wahlrecht auf dem Parteitag haben und sich nicht an Vorwahlergebnisse halten müssen.

Bei den Republikanern wurden vor allem die Vorwahlen in Florida und Ohio mit Spannung erwartet, da der Gewinner in den beiden bevölkerungsreichen Staaten alle Delegiertenstimmen zugesprochen bekommt. Alle anderen gehen leer aus. Sollte Trump in beiden Staaten gewinnen, wäre er wohl kaum noch zu stoppen. Er hat bereits mehr als ein Drittel der für die Nominierung benötigten 1.237 Wahlmännerstimmen bei den Republikanern gewonnen und liegt rund hundert Delegierte vor dem Zweitplatzierten, dem erzkonservativen Texas-Senator Ted Cruz.

Trumps Widersacher Marco Rubio musste sich ausgerechnet in seinem Heimatstaat Florida auf eine herbe Niederlage gefasst machen. Ohios Gouverneur John Kasich lieferte sich in seinem Heimatstaat hingegen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump. “Wir werden in Ohio gewinnen”, sagte er kurz vor Beginn der Vorwahl. Es wäre der erste Vorwahlsieg für den Gouverneur, der im Bewerberfeld abgeschlagen auf dem vierten und letzten Platz liegt.

Trump warf Kasich bei einem Wahlkampfauftritt am Montagabend in Ohio vor, er habe nicht das Format, “um Amerika wieder großartig zu machen”. Für den umstrittenen Geschäftsmann waren die Vorwahlen am Dienstag der erste Test, nachdem es am Wochenende bei seinen Wahlkampfveranstaltungen zu teils gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern gekommen war.

Bereits vergangene Woche hatte ein weißer Trump-Anhänger bei einer Veranstaltung in North Carolina einen schwarzen Demonstranten niedergeschlagen. Für den Präsidentschaftsbewerber wird der Vorfall keine juristischen Konsequenzen haben. Die zuständigen Ermittler erklärten am Dienstag, es werde kein Verfahren gegen Trump oder sein Team wegen Anstiftung zu Gewalt eingeleitet.

Trumps Tiraden gegen Einwanderer ohne gültige Papiere fallen auch bei einigen traditionellen Demokraten-Anhängern in Ohio auf fruchtbaren Boden. Wie in anderen Regionen im Mittleren Westen hat in dem Staat vor allem die weiße Arbeiterschicht mit den Folgen des industriellen Niedergangs zu kämpfen. “Wir brauchen nicht diese ganzen Einwanderer”, sagte die 69-jährige Katharine Berry, die in Canton im Nordosten Ohios ihre Stimme abgab. “Sie nehmen unsere Jobs, sie haben alle diese Rechte. Amerikaner haben keine Rechte.” Sie habe immer die Demokraten gewählt, sagte Berry. Aber wenn Trump die Republikaner-Kandidatur gewinne, dann werde sie für ihn stimmen.

Im US-Außengebiet Marianen hat Trump am Dienstag schon einmal gewonnen. Er bekam dort knapp 73 Prozent der Stimmen, Cruz 24 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 471 Menschen an der Abstimmung. Es ging um neun Delegierte. Da im Alles-oder-Nichts-Verfahren gewählt wurde, konnte Trump alle auf sich vereinen.

Ohne den populistischen Republikaner Donald Trump beim Namen zu nennen, beklaghte unterdessen US-Präsident Barack Obama den “vulgären und spaltenden” Ton im Rennen um seine Nachfolge. “Wir haben vulgäre und spaltende Rhetorik gehört, die sich gegen Frauen und Minderheiten richtet – gegen Amerikaner, die nicht wie ‘wir’ aussehen oder wie ‘wir’ beten”, sagte Obama am Dienstag in Washington.

Der Präsident rief bei einem Treffen mit Kongressabgeordneten zur Selbstkritik auf. “Wir müssen uns alle fragen, was wir gemacht haben, das zu dieser böswilligen Atmosphäre in unserer Politik beigetragen haben könnte”, sagte Obama. Nun müsse diese Entwicklung umgekehrt werden, da diese Tendenzen die Demokratie der Vereinigten Staaten gefährden könnten.

Trump sorgt im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner seit Monaten mit abwertenden Äußerungen über Migranten, Muslime und Frauen für Empörung. Die Kritik prallte aber bisher an ihm ab. Der Milliardär führt das republikanische Bewerberfeld nach rund der Hälfte der Vorwahlen an. Bei Obamas Demokraten steuert die frühere Außenministerin Hillary Clinton auf die Nominierung zu.

Am Dienstag fanden in fünf weiteren Staaten Vorwahlen statt, darunter in Obamas Heimatstaat Illinois. Nach Angaben des Weißen Hauses gaben der Präsident und die First Lady Michelle Obama ihre Stimmen per Briefwahl ab.

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