Unter den Zweiten Weltkrieg müsse man einen dicken Schlussstrich ziehen, erklärte in einem Interview mit der tschechischen Tageszeitung Lidove noviny (Samstag-Ausgabe) Paroubeks Berater für die Beziehungen Tschechiens zu Deutschland, Tomas Kosta, der an der Vorbereitung der angekündigten Geste arbeitet.
Bei jenen Sudetendeutschen, die sich aktiv gegen Hitler stellen konnten – die Nazis verhafteten etwa 20.000 von ihnen -, sollten wir uns entschuldigen und sie würdigen, falls sie noch am Leben sind. Sonst kann man nicht (in die Vergangenheit) zurückkehren, weil wir dann die gesamte Frage der Kriegsreparationen aufwerfen würden. Man muss nach vorne schauen, nicht zurück, betonte Kosta. Das Grundsätzliche an der Geste sei für ihn, dass es keine kollektive Schuld weder von Einzelpersonen noch von Völkern gebe.
Angesprochen auf eine Bemerkung, wonach die beabsichtigte Geste Prags Kritik bei den Sudetendeutschen hervorgerufen hat, erklärte Kosta: Nicht bei den Sudetendeutschen, sondern bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Diese habe ihren Leuten versprochen, dass sie ihr früheres Eigentum zurückbekämen, allerdings hätten sie alles verloren: Beim Europäischen Gericht, in der UNO, wo sie als eine verfolgte Minderheit anerkannt werden wollten. Sie haben auch in der Angelegenheit des Eigentums in Polen beim deutschen Verfassungsgerichtshof verloren. Und wenn jemand alles verloren hat, schlägt er um sich, so Kosta.
Der 80-jährige Kosta, ehemaligfer Häftling in den KZ-Lagern in Theresienstadt, Auschwitz und Buchenwald, war nach der Warschauer-Pakt-Invasion 1968 aus der Tschechoslowakei nach Deutschland emigriert. Dort wurde er zu einem Verleger und gehörte zum Kreis von linksgesinnten Intellektuellen – seine Freunde sind bzw. waren beispielsweise Günther Grass, Heinrich Böll, Willy Brandt oder Altbundespräsident Johannes Rau. Seit 1990 lebt Kosta in Prag und Frankfurt am Main und seit 2002 ist er Berater der tschechischen Regierungschefs für die Beziehungen zu Deutschland.
Paroubek präzisierte vor zehn Tagen, die Geste gegenüber den sudetendeutschen Antifaschisten werde verbal sein und keine Entschädigung umfassen. Es sollte sich um einen Regierungsbeschluss handeln, über den die Regierung bis Ende August abstimmen sollte.
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