In der Hauptstadt Khartum haben am Mittwoch Zehntausende demonstriert. Die Afrikanische Union (AU) erwägt eine Aufstockung ihrer geplanten Friedenstruppe in der westsudanesischen Krisenregion von 300 auf 2000 Mann. Die in Darfur kämpfenden Rebellen der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) wollen nach eigener Darstellung aller Entrechteten im Sudan befreien. Keinesfalls gehe es ihnen um eine Loslösung Darfurs vom sudanesischen Staat, erklärte ihr Generalsekretär Bahan Idris Abu-Garda in seinem Hauptquartier in einer befreiten Zone im Wüstengebiet von Nord-Darfur.
Die Massenkundgebung in Khartum sei von der Regierung von Staatschef Omar Hassan al Bashir organisiert worden, berichtete die BBC. In den vergangenen Wochen war in Großbritannien von einem Einsatz britischer Soldaten in Darfur die Rede gewesen. Frankreich hat 200 im benachbarten Tschad stationierte Soldaten näher an die Grenze verlegt. Die sudanesische Armee betrachtet die Resolution des UNO-Sicherheitsrates als Kriegserklärung. Armeesprecher General Mohammed Bashir Suleiman hatte gesagt, das Land sei Ziel ausländischer Mächte. Die 30-Tage-Frist, die der Weltsicherheitsrat dem Sudan gesetzt hat, sei eine Vorbereitungszeit, um einen Krieg zu starten.
Der Weltsicherheitsrat hatte dem Sudan am Freitag eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um die arabischen Janjaweed-Milizen zu entwaffnen, die in Darfur die schwarzafrikanische Bevölkerung terrorisieren. China und Pakistan hatten sich der Stimme enthalten, die anderen 13 Ratsmitglieder hatten der Resolution zugestimmt, nachdem die von den USA ursprünglich geforderten konkreten Sanktionen durch nicht spezifizierte Maßnahmen ersetzt worden waren. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat am Dienstag (Ortszeit) in New York erklärt: Die sudanesische Regierung muss zeigen, dass sie es ernst meint mit dem Schutz der Bevölkerung und nicht nur große Worte macht.
AU-Sprecher Adam Thiam sagte am Mittwoch, die Afrikanische Union berate derzeit mit Nigeria und Ruanda über eine mögliche Entsendung von zwei Bataillonen, also rund 2000 Soldaten. Die Gespräche seien sehr weit fortgeschritten.
JEM-Generalsekretär Bahan Idris Abu-Garda sagte, die in Khartum herrschenden Eliten repräsentierten bestenfalls fünf Prozent der sudanesischen Bevölkerung und betrieben rassistische Diskriminierung. Die Regierung bewaffnet bestimmte Volksstämme mit dem Auftrag, andere Volksstämme auszurotten, sagte Abu-Garda. Das, was die arabischen Janjaweed-Milizen im Dienste der Machthaber in Karthum anrichteten, sei das gleiche, was vor zehn Jahren in Ruanda geschehen sei. Die Reitermilizen hätten in weniger als eineinhalb Jahren mehr als 800 Ortschaften zerstört und 70.000 Zivilisten ermordet. Dies sei ein Völkermord. Wir kämpfen für die Gleichberechtigung aller Sudanesen und für eine echte Demokratie, unterstrich der Generalsekretär. Nach seinen Angaben hat die JEM 6.000 bis 7.000 Mann unter Waffen. Diese würden alle schwarzen Ethnien in Darfur vertreten: Zaghawa, Four, Massalit und Jabalmun.
In den vergangenen Tagen sollen Janjaweed-Milizen 24 weitere Ortschaften nördlich der Provinzhauptstadt Nyala überfallen haben. Etwa 4.000 Milizionäre hätten die Dörfer in Brand gesteckt, nachdem sie die gesamten Vieh-Bestände geraubt hätten. Dabei seien mindestens 13 Dorfbewohner massakriert worden, erklärte ein JEM-Sprecher. Die JEM-Verbände werden von Khalil Ibrahim geführt, einem früheren engen Gefolgsmann des von Staatschef Omar Hassan al Bashir entmachteten Islamistenführers Hassan al Tourabi (Turabi). Die sudanesische Regierung hatte vergangene Woche die bevorstehende Freilassung Tourabis, des früheren Chefideologen des Regimes, angekündigt. Der sudanesische Informationsminister Al Zahawi Ibrahim Malek hatte am Dienstag erklärt, Khartum sei bereit, die Macht und die Ressourcen des Landes mit den schwarzafrikanischen Rebellen in Darfur zu teilen.
Nach Berechnungen des Welternährungsprogramms (WFP) wird sich die Zahl der Menschen, die in Darfur auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, bis Oktober von derzeit 1,2 Millionen praktisch verdoppeln auf mehr als zwei Millionen. Der Vertreter der US-Entwicklungshilfebehörde USAID, Roger Winter, schätzt, dass die Soforthilfe mindestens noch weitere 18 Monate gebraucht wird. Der UNO fehlen noch beträchtliche Mittel für die begonnene Lebensmittelhilfe in der sudanesischen Krisenregion auf dem Luftweg. Von den benötigten 195 Millionen Dollar (162 Mill. Euro) sind erst rund 78 Mio. überwiesen. Größte Geldgeber sind die USA mit 46Mio. Dollar.
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